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Im November 2020 entscheidet sich, wer im Oval Office im Weißen Haus sitzen wird.

© Yri Gripas/Reuters

US-Demokraten: Wer tritt 2020 gegen Donald Trump an?

Etliche US-Demokraten rechnen sich 2020 gute Chancen gegen Präsident Trump aus. Wer bei den Vorwahlen gut abschneiden möchte, muss sich 2019 profilieren.

Am Donnerstag hat sich der neu gewählte US-Kongress konstituiert. Erstmals seit 2011 haben die Demokraten im Repräsentantenhaus wieder die Mehrheit. Die internen Debatten, wie die Partei den zurückgewonnenen Anteil an der Macht nutzt, zielen nicht allein auf die aktuellen Konflikte um das Staatsbudget und die Mauer an der Grenze zu Mexiko, sondern weit voraus auf die Wahl im November 2020. Dann bewirbt sich Präsident Donald Trump um eine zweite Amtszeit.

Viele Demokraten rechnen sich gute Chancen gegen ihn aus, weit mehr als 2016. Damals waren nur drei Bewerber angetreten: Ex-Außenministerin Hillary Clinton, der linke Senator von Vermont, Bernie Sanders, und Martin O’Malley, Ex-Gouverneur von Maryland.

Als erste hat sich Elizabeth Warren nach vorne gewagt und ein Sondierungskomitee berufen, der erste Schritt zur offiziellen Kandidatur. Die Senatorin des progressiven Ostküstenstaats Massachusetts gilt als linke Populistin. Ihre Bewerbung hat eine Debatte ausgelöst, was für eine Person die besten Chancen hat, Trump zu schlagen: Sollte sie älter sein und über Regierungserfahrung verfügen oder eher jung? Haben moderate oder linke Kandidaten bessere Aussichten? Und eher ein Mann oder eine Frau?

Soll die Person aus dem „Heartland“ kommen, den Staaten in der Mitte des Kontinents, wo sich viele Bürger von Washington vernachlässigt fühlen und offen für Trumps Botschaften waren, oder aus einer der großen Metropolen an einer der beiden Küsten, weil die das Lebensgefühl der Mehrheit repräsentieren? Ein Überblick:

Hillary Clinton trat 2016 gegen Donald Trump an - und verlor.
Hillary Clinton trat 2016 gegen Donald Trump an - und verlor.

© Gary He/EPA/dpa

HILLARY CLINTON

Der Misserfolg von 2016 gegen Trump hat Hillary Clintons Ehrgeiz nicht gebremst. Sie wolle „die demütigende Niederlage gegen einen Amateur“ nicht als Schlusspunkt ihrer politischen Karriere stehen lassen, schrieben die Politstrategen Mark Penn und Andrew Stein im November im „Wall Street Journal“.

Die 71-Jährige hat ihre Sicht ihrer Niederlage in einem Buch dargelegt: „What Happened“. Es klingt nach Betriebsunfall, Selbstkritik ist Mangelware. Gewiss würde die Ex-Außenministerin die schweren Fehler von 2016 nicht wiederholen, voran die Vernachlässigung der Industriestaaten im Mittleren Westen im Wahlkampf, wo viele Arbeiter im Zuge der Globalisierung ihre Jobs verloren oder zumindest an Einkommen eingebüßt haben und Trump wählten.

Aber viele in der Partei nehmen ihr die Schlappe weiter übel. Andere haben ohnehin noch Rechnungen mit den Clintons offen. Und für die jungen Wählerinnen und Wähler ist Hillary kein Idol. Da gibt es jüngere Alternativen als erste Frau im Weißen Haus.

Joe Biden war acht Jahre Barack Obamas Vizepräsident.
Joe Biden war acht Jahre Barack Obamas Vizepräsident.

© Anders Wiklund/TT News Agency/dpa

JOE BIDEN

Wenn es schon ein Kandidat aus der Altersklasse der über 70-Jährigen sein soll, dann eher Joe Biden. Der war acht Jahre Barack Obamas Vizepräsident und hat jedenfalls kein Imageproblem unter weißen Arbeitern. Der 76-Jährige stammt aus der Industriestadt Scranton. Ihm fliegen viele Herzen zu wegen der Art, wie er schwere Schicksalsschläge meisterte: den Tod seiner ersten Frau in einem Unfall, der ihn zum alleinerziehenden Vater machte; der Tod seines Sohns Beau durch Gehirntumor 2015.

Biden sagt von sich, er sei die am besten qualifizierte Person, um Präsident zu werden. Neben der jahrzehntelangen Erfahrung in Innen- und Außenpolitik spricht für ihn, dass er als moderater Demokrat Wechselwähler anspricht, die von Trumps Stil irritiert sind. Nur: Wäre es nicht Zeit für einen Generationswechsel im Weißen Haus?

Bernie Sanders ist der Altstar des progressiven Lagers.
Bernie Sanders ist der Altstar des progressiven Lagers.

© Tasos Katopodis/Getty Images/AFP

BERNIE SANDERS

Der Einsicht, dass Alter ein Nachteil sein kann, widersetzt sich auch Bernie Sanders. Der 77-jährige parteilose Senator von Vermont fühlt sich jung, denn sein Herz schlägt links. Er nennt sich selbst einen „Sozialisten“ und verweist auf seine vielen jungen Fans. Er ist der Altstar des progressiven Lagers.

Aber da gibt es, erstens, Jüngere, die dieselbe Klientel ansprechen. Zweitens melden sich nun Mitarbeiterinnen aus seinem Wahlkampfteam 2016 mit der Klage, dass Kollegen sie dort sexuell belästigt hätten, Sanders aber nichts dagegen unternommen habe. Drittens hat er bisher nicht zeigen können, dass er neben der studentischen Jugend und linken Weißen breite Unterstützung in zwei Wählergruppen erhält, die für den Sieg eines Demokraten entscheidend sind: Latinos und Afroamerikaner.

Seine Themen: Klimawandel, Arbeitnehmerrechte, Mindestlohn, kostenlose Bildung und eine allgemeine Krankenversicherung. Neuerdings tritt er häufig mit der 29-jährigen Alexandria Ocasio-Cortez auf, dem Jungstar der Linken aus New York im US-Kongress.

Elizabeth Warren zählt zu den bekanntesten Anwärtern der Demokraten.
Elizabeth Warren zählt zu den bekanntesten Anwärtern der Demokraten.

© Scott Eisen/Getty Images/AFP

ELIZABETH WARREN

Auf größeres Interesse der linken Wähler stößt aktuell Elizabeth Warren, Senatorin von Massachusetts. Seit 2013 sitzt die 69-Jährige im Senat in Washington, davor war sie Juraprofessorin in Harvard. Sie kritisiert vehement die Finanzindustrie und die wachsende Ungleichheit in ihrem Land.

Als scharfe Kritikerin des Präsidenten mobilisiert sie die Opposition, sie zählt zu den bekanntesten demokratischen Anwärtern. Geschadet hat ihr allerdings der bizarre Streit mit Trump über ihre Abstammung: Sie sagte, zu ihren Vorfahren gehörten amerikanische Ureinwohner.

Trump bezweifelte das und verspottete sie als „Pocahontas“, eine Häuptlingstochter aus dem 17. Jahrhundert. Sie legte einen DNA-Test vor, der ihre Herkunft belegen sollte. Das wiederum kritisierten Vertreter der Ureinwohner. Dass sie sich auf die Kontroverse mit Trump eingelassen hat, kommt bei vielen Anhängern schlecht an.

Michael Bloomberg hat schon mehrfach mit dem Gedanken gespielt, zu kandidieren.
Michael Bloomberg hat schon mehrfach mit dem Gedanken gespielt, zu kandidieren.

© Li Muzi/XinHua/dpa

MICHAEL BLOOMBERG

Der 76-jährige Geschäftsmann und ehemalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg hat schon mehrfach mit dem Gedanken gespielt, zu kandidieren – und bisher jedes Mal zurückgezogen. 2016 hatte der ehemalige Republikaner erwogen, als unabhängiger Kandidat anzutreten, um Trump zu verhindern, diesen Schritt dann aber verworfen und sich für Hillary Clinton ausgesprochen.

Anfang Dezember erklärte der Milliardär, er werde im Fall einer Kandidatur über den Verkauf seines Medienkonzerns nachdenken – oder über die Option, das Unternehmen treuhänderisch verwalten zu lassen. Im Oktober hatte sich der Parteilose als Demokrat registrieren lassen und vor der Kongresswahl im November 100 Millionen Dollar an die Partei gespendet. Er betont, der Klimawandel und das laxe Waffenrecht müssten zentrale Wahlkampfthemen der Demokraten werden. Bis zum Februar will er über eine Kandidatur entscheiden.

Beto O’Rourke ist mit 46 Jahren der Jüngste im mutmaßlichen Bewerberfeld.
Beto O’Rourke ist mit 46 Jahren der Jüngste im mutmaßlichen Bewerberfeld.

© Loren Elliott/Reuters

BETO O'ROURKE

Ein ganz anderes Kandidatenprofil bietet Beto O’Rourke. Mit 46 Jahren ist er der Jüngste im mutmaßlichen Bewerberfeld. Er kommt nicht von der Ost- oder Westküste, sondern aus Texas – und beflügelt mit seinen charismatischen Wahlkampfauftritten die Fantasien der Parteistrategen und der Medien. Bei der Senatswahl 2018 hätte er den favorisierten Amtsinhaber Ted Cruz beinahe zu Fall gebracht und ging quasi als strahlender Verlierer aus der Kongresswahl in den Vereinigten Staaten hervor.

Er beeindruckte die Partei gleich mehrfach: Er sammelte unerwartet viele Wahlkampfspenden ein. Er brachte viele Hispanics an die Urnen. Und er führte einen Wahlkampf in Amerika , in dem er fast vollständig darauf verzichtete, seinen Gegenkandidaten zu verteufeln.

Für die Bewerbung um den Senatssitz hat O’Rourke sein Abgeordnetenmandat allerdings aufgegeben, hat nun kein Amt mehr und damit weniger Gelegenheiten, sich öffentlich zu präsentieren. Noch hat er sich nicht zu einer potenziellen Präsidentschaftskandidatur erklärt.

Er gilt aber als einer der großen Hoffnungsträger vor allem für die Jüngeren in der Partei. In manchen parteiinternen Umfragen zu den aussichtsreichen Kandidaten der Demokraten liegt er nur knapp hinter Biden und Sanders. Das könnte ihn antreiben, seinen Hut schon bald in den Ring zu werfen.

Cory Booker hat sich als pragmatischer Bürgermeister von Newark einen Namen gemacht.
Cory Booker hat sich als pragmatischer Bürgermeister von Newark einen Namen gemacht.

© Justin Lane/dpa/Epa

CORY BOOKER

Mit 49 Jahren ähnlich jung, aber aus einem Ostküstenstaat, New Jersey, ist Cory Booker. Der Afroamerikaner hat sich als pragmatischer Bürgermeister von Newark einen Namen gemacht. In der Stadt auf dem südlichen Gegenufer zu Manhattan wohnen viele Menschen, die im „Big Apple“ arbeiten. Sie litt unter Verwahrlosung, steigenden Kriminalitätsraten und einem wachsenden Haushaltsdefizit.

Booker erreichte mit Reformen die Wende und trat zugleich als zupackender und mitfühlender Amtsinhaber auf. Nach Schneestürmen griff er zur Schaufel, nach Hurricans koordinierte er an zerstörten Stränden die Rettungs- und Aufräumarbeiten – und vergaß auch nicht, Bilder in den sozialen Netzwerken zu posten. Seit 2013 ist er Senator.

Amy Klobuchar (58) gilt als unaufgeregt und moderat.
Amy Klobuchar (58) gilt als unaufgeregt und moderat.

© GlenxStubbe/Imago/Zuma Press

AMY KLOBUCHAR

Die Überlegung, dass die Demokraten sich mehr um die Wähler im „Heartland“ kümmern müssen und liberale Küstendemokraten für die Menschen im Mittleren Westen wenig attraktiv sind, hat die Blicke der Parteistrategen in letzter Zeit verstärkt auf Kandidatinnen wie die Senatorin aus Minnesota gelenkt.

Amy Klobuchar (58) gilt als unaufgeregt und moderat. Ihr wird zugetraut, die traditionellen Wähler aus der Arbeiter- und Mittelklasse in Staaten wie Pennsylvania, Wisconsin oder Michigan anzusprechen, Staaten, die bei den Zwischenwahlen entscheidend für den Erfolg der Demokraten im Repräsentantenhaus waren. Klobuchar ist aber auch interessant für liberalere Demokraten aus den großen Küstenstädten.

Bei den Anhörungen des umstrittenen Supreme-Court-Richters Brett Kavanaugh hat sie in deren Augen eine hervorragende Rolle gespielt. Eine männliche Alternative zu Klobuchar mit ähnlichem Profil wäre Sherrod Brown, ein ebenfalls moderater Senator aus dem Staat Ohio.

Kamala Harris (54) ist der weibliche Shooting Star von der Westküste.
Kamala Harris (54) ist der weibliche Shooting Star von der Westküste.

© Alex Edelman/Imago/Zuma Press

KAMALA HARRIS

Und dann sind da noch die weiblichen Konkurrentinnen aus den Küstenmetropolen, etwas jünger und etwas progressiver als Klobuchar. Kamala Harris (54) ist der weibliche Shooting Star von der Westküste, aus Oakland. Der Vater ist Wirtschaftsprofessor und stammt aus Jamaika; die Mutter ist Ärztin und stammt aus Indien.

Kamala Harris hat sich als Staatsanwältin und als Justizministerin von Kalifornien hervorgetan. Die Senatswahl 2016 gewann sie problemlos. Ihre harte Kritik, als Präsident Trump FBI-Direktor James Comey feuerte, verschaffte ihr landesweite Resonanz.

Kirsten Gillibrand übernahm 2009 Hillary Clintons Senatssitz.
Kirsten Gillibrand übernahm 2009 Hillary Clintons Senatssitz.

© MichaelxBrochstein/Imago/Zuma Press

KIRSTEN GILLIBRAND

Wie eine Schwester im Geiste, nur von der Ostküste, wirkt Kirsten Gillibrand (52). Die Senatorin von New York ist ebenfalls studierte Juristin. Sie übernahm 2009 Hillary Clintons Senatssitz, als die Außenministerin in der Obama-Regierung wurde. Mit 42 Jahren war Gillibrand damals die Jüngste in der zweiten Kongresskammer.

Sie gehört den Ausschüssen für Außenpolitik sowie für Umwelt und öffentliche Arbeiten an. Auch sie hat ihre landesweite Prominenz in jüngster Zeit deutlich erhöht. 2017 gehörte Gillibrand zu den Führungsfiguren der „Me Too“-Bewegung, die sexuelle Übergriffe einflussreicher Männer gegen Frauen anprangerte. Bei der Senatswahl 2018 hat sie ihr Mandat problemlos verteidigt.

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