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Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell

© AFP / Odd ANDERSEN

Update

US-Botschafter in Berlin: Auch Richard Grenell wird für Boltons Nachfolge gehandelt

Offenbar setzen sich US-Senatoren für Richard Grenell als Nationalen Sicherheitsberater Trumps ein. Auch er selbst macht sich Hoffnungen.

Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, gehört laut US-Medienberichten zu den möglichen Kandidaten für den vakanten Posten des Nationalen Sicherheitsberaters. Der TV-Sender Fox News berichtete am Mittwoch unter Berufung auf Insider, mehrere Senatoren hätten sich in Anrufen beim Weißen Haus für den 52-Jährigen eingesetzt.

Allerdings umfassen die in US-Medien kursierenden Listen möglicher Nachfolger für den von Präsident Donald Trump entlassenen John Bolton rund ein halbes Dutzend Namen.

Trump sagte am Mittwoch, es gebe fünf Bewerber für den Posten, die den Job sehr gerne hätten und die er für sehr qualifiziert halte. Namen nannte er nicht. Zu Bolton sagte Trump, dieser habe „einige sehr schwere Fehler“ gemacht - etwa als er ein „libysches Modell“ zur nuklearen Abrüstung für Nordkorea vorgeschlagen habe. Der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi hatte 2003 unter internationalem Druck zugestimmt, sein Programm für Massenvernichtungswaffen aufzugeben. Wenige Jahre später wurde Gaddafi entmachtet und getötet.

Grenell selbst geht offenbar davon aus, zum engeren Anwärterkreis zu gehören. Der Botschafter erwarte, im Zuge des Auswahlprozesses für den Spitzenjob an der Seite des Präsidenten vom Weißen Haus befragt zu werden, schrieb die "New York Times". Grenell war in diesem Jahr bereits für den Posten des US-Botschafters bei der UNO gehandelt worden. Dieser ging dann aber an die damalige Botschafterin in Kanada, Kelly Craft.

Laut "New York Times" hegt Trump eine persönliche Zuneigung zu Grenell. Dieser nutzt sein Botschafteramt in Berlin für oftmals offensive Ansagen an die Bundesregierung und bricht damit mit der üblichen diplomatischen Zurückhaltung.

So erteilte Grenell etwa kürzlich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) öffentliche Ratschläge zu ihrem China-Besuch - er empfahl ihr einen offensiveren Kurs gegenüber der Volksrepublik. Auch bemängelte er vor einigen Tagen, dass sich die Bundesregierung bei den von Trump als viel zu niedrig kritisierten deutschen Verteidigungsausgaben nur auf öffentlichen Druck hin bewege.

Bolton war mit Trump oft uneinig

Der bisherige Sicherheitsberater Bolton war am Dienstag ausgeschieden. Laut Trump wurde er wegen starker Meinungsverschiedenheiten gefeuert. Bolton erklärte dagegen, er sei von sich aus zurückgetreten. Bolton war mit dem Präsidenten laut Medienberichten bei zahlreichen Themen von Afghanistan über den Iran bis Nordkorea immer wieder uneins.

Bolton war Trumps dritter Nationaler Sicherheitsberater. Er war seit April 2018 im Amt und folgte auf General Herbert Raymond McMaster. Bolton war schon vor seinem Antritt als außenpolitischer Hardliner bekannt, der hartnäckig für amerikanischen Nationalismus eintritt. Er war einer der glühendsten Verfechter des US-Einmarsches in den Irak, den Trump als schweren Fehler kritisiert hat.

Für seine Nachfolge werden unter anderen auch der Nordkorea-Sondergesandte Stephen Biegun, der Iran-Beauftragte Brian Hook, der bisherige stellvertretende Nationale Sicherheitsberater Charles Kupperman und der pensionierte Oberst Douglas Macgregor gehandelt.

Reaktionen aus dem Ausland auf Bolton Entlassung

Der Iran hofft nach Boltons Entlassung auf Entspannung im Konflikt mit den USA. „Mit dem Rausschmiss Boltons als dem wichtigsten Unterstützer von Krieg und wirtschaftlichem Terrorismus gegen den Iran gibt es nun weniger Hindernisse für das Weiße Haus, die Realitäten in Teheran zu verstehen“, schrieb Regierungssprecher Ali Rabiei auf Twitter. Als „wirtschaftlichen Terrorismus“ bezeichnet die Regierung in Teheran die US-Sanktionen.

Zurückhaltender äußerte sich der iranische Außenminister Mohammad Dschawad Sarif. Er schrieb auf Twitter, während der Großteil der Welt wegen des Rauswurfs Boltons erleichtert aufgeatmet habe, hätten Pompeo und US-Finanzminister Steven Mnuchin eine „weitere Eskalation des wirtschaftlichen Terrorismus gegen den Iran erklärt“. Das Außen- und das Finanzministerium in Washington hatten am Dienstag neue Sanktionen gegen zahlreiche Personen und Organisationen verhängt, darunter auch iranische oder vom Iran unterstützte.

Russland rechnet nach der Entlassung Boltons nicht mit besseren Beziehungen zu den USA. „Die Anwesenheit oder der Rücktritt eines Einzelnen, selbst eines so hochrangigen Beamten, kann sich kaum ernsthaft auf die amerikanische Außenpolitik auswirken“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. Moskau sei aber entschlossen, einen Ausweg aus dem „bedauerlichen Zustand der Beziehungen“ zu suchen. (AFP/dpa)

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