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Annalena Baerbock gilt als leichte Favoritin auf die Kanzlerkandidatur der Grünen.

© Imago/Metodi Popow

Unterschätzte Grünen-Chefin: Ob Baerbock Kanzlerin kann? Die Frage ist längst beantwortet

Als Kandidatin hätte sie eine Chance auf die Kanzlerschaft. Denn: Annalena Baerbock hat mehr Ahnung als alle anderen, die sich Hoffnungen machen. Ein Kommentar.

Die Frage der Fragen, so scheint‘s, ist nicht mehr allein die nach dem nächsten Kanzlerkandidaten der Union. Die Antwort wird zwar dringender, aber es wird ja auch allmählich langweiliger, was Armin Laschet und Markus Söder darauf antworten, oder?

Sie wollen miteinander reden, nicht übereinander, in Ruhe über Ostern, und dann wird vor Pfingsten eine gute Lösung gefunden – und so weiter und so fort. Kennen wir schon.

Wen wir noch nicht kennen, jedenfalls den Namen noch nicht, ist die Kanzlerkandidatin oder den Kanzlerkandidaten der Grünen. Jawohl, so weit ist es: Die Grünen brauchen eine:n. Sie sind stark geworden, in Themen wie in Stimmen, so stark, dass sich die SPD dahinter einreihen muss. Bisher, wird Olaf Scholz sagen, der stolze SPD-Superschlumpf.

Aber trotzdem: Die Momentaufnahme sagt, dass die Grünen vor der SPD liegen, eher nach oben tendieren, Richtung Union, als nach unten, Richtung SPD.

So, und da sind nun gleich zwei, die genannt werden: Annalena Baerbock und Robert Habeck. Beide sind Vorsitzende der Partei. Interessanterweise stellt bei Habeck noch keiner, mindestens nicht laut, die Frage, ob „der Kanzler kann“.

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Bei Baerbock? Besser nicht. Und zwar aus vielerlei Gründen. Frau. Jünger. Sollten das etwa immer noch Disqualifikationskriterien sein? Vorsicht! Spätestens seit Angela Merkel – wirklich spätestens – stellt sich diese Frage nicht mehr. Das haben doch jetzt wirklich alle erlebt. 15 Jahre im Amt! Und das, obwohl vorher viele gemeint haben: Die kann es nicht. Konnte sie doch. Und wie.

Nur mal am Rande, es gab schon genügend Männer, von denen man oder Mann dachte, die könnten es, also regieren, und dann wurde es nichts oder nicht so richtig toll. Ludwig Erhard zum Beispiel, Vater der sozialen Marktwirtschaft. Oder Kurt-Georg Kiesinger, Häuptling Silberzunge, Chef der ersten Großen Koalition, damals mit Willy Brandt als Außenminister.

Habeck überlässt Baerbock das Zugriffsrecht – noch Fragen?

Und wie viele fragten sich, wie das wohl würde mit Gerhard Schröder. Es wurde dann ja nicht so schlecht. Dass jemand vorher mal ein Ministeramt innegehabt haben muss, um Regierungschef:in zu werden, ist nicht zwingend. Ja, Habeck hatte das, in Schleswig-Holstein, aber Schröder wurde auch Ministerpräsident aus der Opposition heraus.

[Lesen Sie auch unseren Tagesspiegel-Plus-Artikel zur möglichen Grünen-Spitzenkandidatin: Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin? Sie hat die Wahl.]

Wichtiger ist: Gut vorbereitet und gut in den Themen zu sein, fleißig, mit politischem Verstand, mit Empathie, mit Kommunikationslust. Das klingt nach – ja, genau. Annalena Baerbock bereitet sich auch schon gut vor. Bisher klang das alles eher nach Außenministerin, aber Außenpolitik ist andererseits ein sehr wichtiger Bestandteil des Kanzler:innendaseins. Oft ist sie sogar wahlentscheidend, egal, was gesagt wird über den Vorrang der Innenpolitik. Die jüngere Vergangenheit zeigt das.

Jedenfalls, Baerbock hat Ahnung, mehr als andere, die das jetzt gerade beruflich machen. Oder alle anderen, die sich da jetzt Hoffnungen machen, Söder, Scholz. Vielleicht gerade noch Laschet, weil der auch schon im Europaparlament war.

Baerbock hat Politikwissenschaft und öffentliches Recht in Hamburg studiert, Völkerrecht an der London School of Economics, ihren Master in Public International Law gemacht, war Mitarbeiterin der Europaabgeordneten Elisabeth Schroedter und Referentin für Außen- und Sicherheitspolitik der Bundestagsfraktion, Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft Europa – das passt schon mal. Übrigens alles auch für das, was im Inneren fürs Land zu verhandeln ist. Robert Habeck hat erklärt, Annalena Baerbock habe das Recht des ersten Zugriffs. Auf die Kanzlerkandidatur. Noch Fragen?

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