zum Hauptinhalt
Von 2014 bis 2016 war Markus Potzel (rechts, hier mit der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen) deutscher Botschafter in Kabul.

© picture alliance/dpa

Unterhändler Markus Potzel und die Krisendiplomatie: Als Bittsteller bei den Taliban

Potzel ist einer der besten Afghanistan-Kenner im Auswärtigen Amt. Er weiß, wie man mit Krisen umgeht. Nun muss er den Taliban Zugeständnisse abringen.

Von Hans Monath

Markus Potzel wird als Bittsteller auftreten müssen. Wenn der deutsche Diplomat in Doha im Golfemirat Katar mit den Taliban verhandelt, hat er dringende Anliegen: Die neuen Machthaber in Kabul sollen nicht nur einen möglichst gefahrlosen Transfer deutscher Staatsbürger zum Flughafen ermöglichen, sondern auch den deutschen Ortskräften die Ausreise nach Deutschland erlauben. Diese verweigern sie afghanischen Bürgern kategorisch.

[Die aktuellen Ereignisse in Afghanistan lesen Sie in unserem Newsblog.]

Der 1965 geborene Botschafter kennt seine Gesprächspartner, denn im Luxushotel „Sharq Village“ an der Corniche von Doha in Katar saß er ihnen oft gegenüber. Dort hatte Potzel, der bis vor kurzem Sonderbeauftragter der Bundesregierung für Afghanistan und Pakistan war, die Verhandlungen der radikalislamischen Kämpfer mit der Delegation der afghanischen Politik und Gesellschaft um eine Machtteilung eng begleitet und dabei viele Kontakte geknüpft.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Auch die Probleme des Landes kennt er gut: Von 2014 bis 2016 war der in der DDR aufgewachsene Diplomat Botschafter in Kabul – zu einer Zeit, als Bombenanschläge und Attentate in der Hauptstadt Angst und Schrecken verbreiteten. „Wer in Kabul war, ist krisengestählt“, sagte er damals.

Spätestens seit der Eroberung Kabuls dürfte sich der Verhandler über die Natur seiner Gegenüber keinen Illusionen mehr hingeben. Auch im Auswärtigen Amt ist nun das Gefühl verbreitet, dass der Westen sich von den Aufständischen hat täuschen lassen. Die saßen in Doha zwar am Verhandlungstisch, machten aber keine Zugeständnisse, sondern warteten nur ab, bis die internationalen Truppen abgezogen waren und der Weg für sie frei war.

[Wenn Sie die wichtigsten News aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Auch bröckelt die Überzeugung, dass Berlin noch Hebel in der Hand hält, weil die Taliban von der UN-Sanktionsliste gestrichen werden wollen, nach diplomatischer Anerkennung gieren und ohne weitere Milliardentransfers ins Land kaum handlungsfähig sind.

Von dem deutschen Botschafter werden sie in Doha eine Gegenleistung verlangen. Eine diplomatische Anerkennung durch Deutschland wird er kaum bieten können – sie wäre eine politische Bankrotterklärung. Und Außenminister Heiko Maas hat den Spielraum verengt, als er ankündigte, „kein Cent“ werde aus Deutschland mehr fließen, wenn die Taliban die Macht übernehmen. 

Die neuen Machthaber in Kabul aber könnten für jede Ortskraft eine Art  Kopfgeld verlangen. So „krisengestählt“ Markus Potzel sein mag – womöglich steht er vor der schwierigsten diplomatischen Aufgabe seines Lebens.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false