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Fest der Demokratie: Bilder wie früher von der Loveparade - diesmal als Ergebnis einer Demonstration.

© dpa

#Unteilbar-Demonstration in Berlin: Von wegen Offenheit als Elitenprojekt!

Die Berliner #Unteilbar-Demo hat vor allem eines gezeigt: Diejenigen, die die offene Gesellschaft als "volksfremde Idee" werten, liegen falsch. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Es waren Bilder wie aus dem Bilderbuch: blauer Himmel, Sonne und zwischen dem Tiergarten-Grün Massen von Menschen, die friedlich bis fröhlich gestimmt mit Musik und Plakaten unter dem Hashtag-Motto "Unteilbar" für eine offene Gesellschaft demonstrierten. Demonstrierten wie sonst selten im Sinn des Wortursprungs: hinweisen, deutlich machen.

Und deutlich gemacht haben die – je nach Quelle - 150.000 oder 200.000 oder mehr Menschen, die sich am Samstag durch Berlins Mitte schoben, eindrücklich, dass es nicht stimmt, wenn von Seiten der AfD behauptet wird, nur eine kleine abgehobene Elite stehe ein für ihr „volksfremdes“ Anliegen einer offenen Gesellschaft. Denn um das Bekenntnis zur Offenheit und Gemeinsamkeit ging es den Demoveranstaltern – und eine kleine abgehobene Elite war das nicht, die dem Ruf folgte. Eher schon war es ein Querschnitt der Bevölkerung.

Kritik am Motto mutet spitzfindig an

Zwar mag die besondere Stellung Berlins als traditionell liberale und tolerante Stadt ein Grund für den Andrang gewesen sein, aber die war es nicht allein. Es waren auch Menschen von auswärts dabei, die sich engagieren wollten gegen einen gesellschaftlichen Trend, der sich jedenfalls in der öffentlichen Wahrnehmung als groß erweist. Gerade erst hat die Bertelsmann-Stiftung in einer großen Studie herausgefunden, dass ein Drittel der Bevölkerung populistischen Einstellungen zuneigt, dem weiten wie diffusen Befindlichkeitsfeld, auf dem europaweit rechtsgerichtete Parteien wachsende Anhänger abernten. Auch für die dadurch beförderten Sorgen der sich nicht zu den „besorgten Bürgern“ zählenden Bevölkerung waren die Berliner Bilder Balsam.

Kritik entzündete sich an dem weitgefassten Motto „Für Solidarität und gegen Ausgrenzung“: Es sei zu wenig profilscharf. Dahinter hätten sich zu viele Gruppen versammeln können, die sonst keine weiteren gemeinsamen Ziele haben. Das mutet spitzfindig an. Es ging ja gerade darum, den spalterischen Parolen, die tagtäglich aufploppen, den Empfindlichkeiten, der Streit- und Beschwerdelust, das Bekenntnis entgegenzusetzen, dass man sich auch streiten kann, ohne zugleich die Verbindlichkeit der gemeinsamen Wertebasis zu zertrümmern.

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