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Ein "Iron Dome" Abwehrsystem steht an der libanesischen Grenze in Nord-Israel.

© JALAA MAREY /AFP

Union fordert Raketenabwehrsystem für Berlin: Welche Kosten und Folgen hätte ein deutscher „Iron Dome“?

Die CDU brachte am Wochenende die Einrichtung einer Raketen-Abwehr nach israelischem Vorbild ins Spiel. Was würde das für Deutschland bedeuten?

Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Florian Hahn (CSU), fordert die Anschaffung von Raketenabwehrsystemen nach israelischem Vorbild. Konkret spricht er von "einen Iron Dome für Berlin" Putin sei "in seinem Tyrannenwahn alles zuzutrauen", sagte Hahn der "Bild"-Zeitung am Sonntag.

"Mit unseren derzeitigen Mitteln wären wir nicht in der Lage, unsere Hauptstadt effektiv vor Raketenbeschuss zu beschützen", erklärte Hahn. Die Kosten veranschlagt er auf 10 Milliarden Euro.

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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am vergangenen Sonntag als Reaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine eine massive Aufstockung der Wehrausgaben angekündigt.

Im Bundeshaushalt 2022 soll dazu einmalig ein Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro geschaffen werden. Zudem sollen jährlich mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung investiert werden.

So naheliegend er klingt, der Vorschlag Hahns stößt nicht nur auf Zustimmung. Die Bundestagsabgeordnete Canan Bayram (Grüne) etwa schreibt auf Twitter, dass ein Iron Dome "sicher keine Lösung für Berlin" wäre. Hahn wird wegen des Vorstoßes Nähe zur Rüstungslobby vorgeworfen.

Was ist eigentlich ein Iron Dome?

Bei dem "Iron Dome" (eiserne Kuppel) handelt sich dabei um mobile Verteidigungsanlagen, die vor Raketenbeschuss schützen sollen. Entwickelt wurden sie vom staatlichen Rüstungsunternehmen Rafael Advanced Defense Systems.

Der Dome besteht aus technischen Einheiten, die sich aus einem Radar, einer Kontrolleinheit und drei Abschussvorrichtungen mit je 20 Abwehrraketen zusammensetzen. Über das Radargerät werden Geschosse noch in der Luft erkannt.

Das System gibt die Information dann an einen Raketenwerfer weiter und es wird eine Abfangrakete abgeschossen. So sollen feindliche Raketen noch in der Luft abgewehrt werden.

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Die ersten "Kuppeln" dieser Art wurden im Jahr 2011 in der israelischen Wüstenstadt Beerscheva installiert. In Israel verhinderten die "Iron Domes", von denen im ganzen Land etwa zehn stationiert sein sollen, zuletzt auch im Israel-Gaza-Konflikt Raketenbeschuss.

Was wären die Kosten für Deutschland?

Der größte Kritikpunkt am "Iron Dome" sind von israelischer Seite vor allem die hohen Kosten. Der Gesamtwert des "Iron Domes" soll sich auf etwa 375 Millionen US-Dollar belaufen, jede einzelne Abfangrakete kostet laut ZDF-Recherchen etwa 50.000 US-Dollar. Teilweise werden mehrere Raketen gleichzeitig abgeschossen. Auch deshalb will Israel jetzt ein sehr viel günstigeres mit Lasern operierendes Abwehrsystem einführen, den "Iron Beam".

Die Debatte um ein neues Raketenabwehrsystem für Deutschland ist nicht neu. Zurzeit nutzt die Bundesrepublik das System "Patriot" des US-Rüstungskonzerns Raytheon, schon seit längerem laufen Verhandlungen für ein neues Verteidigungssystem, das sogenannte Taktisches Luftverteidigungssystem (TLVS).

[Lesen Sie außerdem: Wehrbeauftragte Högl über die Bundeswehr: „Veraltetes Gerät gefährdet unsere Sicherheit“ (T+)]

Für den von Unionsfraktionssprecher Hahn geforderten "Iron Dome für Berlin" ist in der "Berliner Zeitung" die Rede von einem Kostenpunkt von rund 10 Milliarden Euro. Eine einzelne Batterie kostet rund 50 Millionen US-Dollar.

Bietet eine solche Vorrichtung den nötigen Schutz?

In Israel wurden im vergangenen Jahr zahlreiche Angriffe aus dem Gaza-Streifen mithilfe des "Iron Domes" verhindert. Bis Anfang 2021 sollen durch die Abwehrsysteme laut Berichten des Bayerischen Rundfunks mehr als 2000 Raketen abgefangen worden sein.

Israels Militär spricht davon, dass insgesamt 90 Prozent der aus dem Gaza-Streifen abgefeuerten Raketen abgefangen werden. Unabhängig überprüfbare Angaben gibt es dazu aber nicht. In Israel dürfte die gute Abwehr auch an weiteren Vorrichtungen gegen die Angriffe liegen, wie etwa Bunkern. (mit AFP, dpa)

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