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Zwei Kinder an der griechisch-mazedonischen Grenze.

© GEORGI LICOVSKI/EPA

Update

Unicef Foto des Jahres: Das Schicksal der kleinen Flüchtlinge

Kinder leiden vielleicht am meisten unter der Flucht. Ein Bild, das eine Situation der Kleinen zeigt, ist von Unicef nun zum Bild des Jahres gekürt worden.

Von Katrin Schulze

Zwei Kinder inmitten von Sicherheitskräften. Sie wirken verzweifelt und verloren. Der Vater streckt seinen Arm aus und versucht so noch, Kontakt zu seinem Sohn zu halten. Allein es hilft nichts. Das Bild, das diese Situation an der griechisch-mazedonischen Grenze zeigt, ist zum Unicef Foto des Jahres gekürt worden. Fotograf Georgi Licovski schoss es am 21. August 2015, als Flüchtlinge von Grenztruppen zurückgehalten wurden. „Er fängt wie in einem Brennglas die Verzweiflung von Kindern auf der Flucht ein“, sagt die Schirmherrin von Unicef Deutschland, Daniela Schadt, dazu. Sie beschreibt das Foto als "Momentaufnahme, die Europas Dilemma und Europas Verantwortung zugleich festhält".

Tatsächlich ist die Konstellation grausam: Um das Herz der mazedonischen Polizisten zu erweichen, schicken manche Flüchtlinge die Kleinsten nach vorne. Kinder stehen in der erste Reihe, während die Menschen von hinten nachschieben. So kommt es, dass Mädchen und Jungen mitunter allein oder an der Hand von Fremden über die Grenze gelangen, die Angehörigen aber zurückbleiben. Der Gewinner des Unicef-Wettbewerbs hat diese Szenen als dramatisch in Erinnerung. "Es war das erste Mal, dass ich Kollegen von mir weinen sah", erzählt Georgi Licovski bei der Preisverleihung des Kinderhilfswerks. "Sie waren so mitgenommen von den verängstigten Kindern, die ihre Eltern, Brüder und Schwestern gesucht haben."

Mit seinem Bild will Licovski nach eigener Aussage wachrütteln, seinen Teil dazu beitragen, dass solche Szenen künftig nicht mehr vorkommen. "Kein Kind der Welt verdient es, so weit von seiner Heimat wegrennen zu müssen, um sich sicher zu fühlen", sagt er. Und hofft, mit seinem Sieger-Foto auch die große Politik bewegen zu können, die vor allem die Probleme in den Herkunftsländern lösen müsse.

Gerade für Kinder, die selbst nichts für ihr Schicksal können, ist die Lage teilweise verheerend. Dabei ist nach Schätzung von Unicef war jeder vierte der rund 730.000 Flüchtlinge, die von Januar bis November 2015 auf der Balkanroute in die Europäische Union kamen, ein Kind oder Jugendlicher.

Die ausgezeichneten Fotos von Unicef hat eine Jury unabhängiger Experten gewählt. Mit dem zweiten Preis wurde die Reportage des schwedischen Fotojournalisten Magnus Wennman ausgezeichnet, der schlafende Flüchtlingskinder im Nahen Osten und auf dem Weg nach Europa fotografierte. Der dritte Platz ging an die US-Amerikanerin Heidi Levine, die einen schwer verletzten palästinensischen Vaters und seinen kleinen Sohn porträtiert hat.

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