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Uni prüft Steinmeiers Doktorarbeit: Urheber der Vorwürfe gilt als Umstritten

Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat die Universität Gießen gebeten, die Plagiatsvorwürfe des Dortmunder Professors Uwe Kamenz gegen seine Doktorarbeit zu untersuchen.

Das erklärte der SPD-Fraktionschef am Montag. Die Uni teilte mit, es werde eine Vorprüfung geben. Steinmeier kündigte auch an, er werde die Fachhochschule Dortmund um Auskunft darüber bitten, ob tatsächlich „Geld vom Nachrichtenmagazin ,Focus’ an die Fachhochschule beziehungsweise den Urheber der Vorwürfe, Herrn Kamenz, geflossen ist“. Kamenz hatte seinen „Prüfbericht“ über Steinmeiers Arbeit aus dem Jahr 1991 dem „Focus“ exklusiv überlassen. Auf seiner Homepage berichtet er selbst, er habe für sein Projekt „Plagiatsanalyse der Dissertationen aller Politiker“ Geld vom „Focus“ erhalten. Ein Sprecher des „Focus“ sagte am Montag, das Magazin habe zwei Mal eine dreistellige Summe für das Digitalisieren von Büchern an Kamenz gezahlt, jedoch nicht für die Untersuchung von Steinmeiers Arbeit.

Für den Juraprofessor Gerhard Dannemann (HumboldtUniversität) ist Kamenz’ Analyse „nicht treffsicher“, wie er in einer Stellungnahme für den „Focus“ schreibt. Teilweise moniere Kamenz „korrekt gekennzeichnete Zitate“. „Auch in der Wiedergabe der Quellen ist der Prüfbericht leider nicht zuverlässig“, kritisiert Dannemann. Drei Stellen seien „ernster“ zu nehmen. Die meisten seien aber „lässliche Sünden“, die „einer Annahme der Arbeit unter Auflagen nicht entgegenstünden“.

Der Prüfbericht beruht auf einer Analyse mit einer Software, die Kamenz entwickelt hat und die die Arbeit demnach mit 59 Quellen verglichen hat. Doch nur wenige Stellen werden als bedenklich eingestuft. Mit rot („hohe Wahrscheinlichkeit für ein Plagiat“) ist eine Stelle gekennzeichnet. 27 Stellen sind im gelben Bereich („mögliches Plagiat“). Das Muster: Steinmeier nennt seine Quelle, macht aber bei wörtlichen Zitaten die Anführungszeichen nicht. Warum die Software trotz der wenigen verdächtigen Stellen dennoch eine „Gesamtplagiatswahrscheinlichkeit“ von 63 Prozent errechnet, ist unklar. Kamenz war am Montag nicht zu erreichen. Debora Weber-Wulff, Informatikprofessorin in Berlin und Mitarbeiterin bei „Vroniplag“, sagte, Kamenz erwecke den Eindruck, Steinmeier habe im großen Stil gefälscht. Die Aufgabe sei aber, einzelne problematische Stellen genau zu untersuchen, die es wohl gebe.

Kamenz hatte im April angekündigt, er werde mit seinem privaten Institut „ProfNet“ ein Ranking verdächtiger Dissertationen aller Bundestagskandidaten veröffentlichen. Dafür hatte er um Spenden geworben. Kamenz hatte Universitäten seine Dienste gegen Geld angeboten, die Universität Münster hielt sein Auftreten für „unseriös“. (mit dpa)

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