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Viele Brücken in Deutschland müssen saniert werden, wie hier die Petersdorfer Brücke bei Malchow.

© picture alliance / Bernd Wüstneck

Update

Unglück in Genua: Auch viele Brücken in Deutschland sind marode

Rund 39.600 Brücken gibt es auf deutschen Autobahnen und Bundesstraßen. Verkehrsexperten kritisieren seit langem, dass ein Großteil in einem schlechten Zustand ist.

Der Brückeneinsturz im italienischen Genua mit zahlreichen Toten lenkt auch den Blick auf die Infrastruktur in Deutschland. Hierzulande gibt es nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen rund 39.600 Brücken an Autobahnen und anderen Fernstraßen. Verkehrsexperten kritisieren seit langem, dass ein Großteil der Brücken des Bundes 40 Jahre und älter und daher in einem schlechten Zustand ist. Die Folge: Brücken müssen teilweise für schwere Lastwagen oder sogar komplett gesperrt werden.

Nach aktuellen Zahlen des Bundesverkehrsministeriums befinden sich 12,2 Prozent der Brücken in einem "nicht ausreichenden beziehungsweise ungenügenden Bauwerkszustand" - das heißt, gut jede achte Brücke ist marode. Immerhin: Im Jahr 2008 lag der Anteil der maroden Bundesbrücken noch bei 15 Prozent, er sank damit leicht.

Wird einer Brücke ein nicht ausreichender Zustand attestiert, so bedeutet dies demnach, dass es in näherer Zukunft Instandsetzungsmaßnahmen geben muss. Bei einem ungenügenden Bauwerkszustand ist die Standsicherheit oder Verkehrssicherheit "erheblich beeinträchtigt oder nicht mehr gegeben".

Gut jede achte Brücke befindet sich indes in einem sehr guten oder guten Zustand, der Großteil liegt ins Mittelfeld. Ein ähnlich gemischtes Bild vermittelte ein ADAC-Test von 2014. Damals fielen von 30 untersuchten kommunalen Brücken in zehn deutschen Städten sieben Brücken glatt durch. Nur vier Bauwerke erhielten ein gutes Urteil.

Die zuständigen Straßen- und Autobahnmeistereien in den Ländern kontrollieren regelmäßig die Brückenbauwerke. Außerdem werden sie regelmäßig auf augenscheinliche Schäden abgesucht. Die Ergebnisse der Prüfer hinsichtlich Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit werden dann in Zustandsnoten von eins (sehr guter Zustand) bis vier (ungenügender Zustand) zusammengefasst.

Schäden werden freilich meist erst entdeckt, wenn sie offensichtlich sind. Oftmals kündigen sie sich jedoch schon im Inneren der Struktur und damit in nicht einsehbaren Bereichen an. Der Bund unterstützt daher unter anderem das Projekt "Intelligente Brücke", bei dem Sensoren künftig frühzeitig Schäden melden sollen.

Neben den Autobahnbrücken sind auch viele Eisenbahnbrücken in die Jahre gekommen. 25.000 gibt es nach Angaben der Deutschen Bahn in Deutschland, mehr als 9000 davon sind älter als 100 Jahre. Darunter sind Brücken unterschiedlichster Konstruktionsweisen und für diverse Zwecke - von der S-Bahn-Unterführung in Großstädten bis hin zu kilometerlangen Viadukten zur Überquerung von Flussauen.

Die Bauwerke werden nach Konzernangaben jährlich begangen und alle drei Jahre inspiziert, das Eisenbahnbundesamt als Aufsichtsbehörde ist beteiligt. Bahn und Bundesamt teilen alle Brücke je nach ihrem Zustand in vier Kategorien ein. Rund fünf Prozent fallen demnach in die schlechteste Kategorie IV - sie sind reif für einen Neubau.

Auswirkungen auf die Sicherheit hat diese Einstufung nach Angaben der Bahn aber ausdrücklich nicht. Die Einstufung bringt lediglich zum Ausdruck, dass Reparaturmaßnahmen oder Instandsetzung aufgrund des Zustands wirtschaftlich keinen Sinn mehr machen und ein Neubau die einzig vertretbare Lösung ist. Ein Sicherheitsrisiko sei damit in keinem Fall verbunden, versichert das Unternehmen. Brücken, die unsicher seien, würden sofort gesperrt und nicht weiter benutzt. (AFP)

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