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Ungarn: Feiern zum 50. Jahrestag des Aufstands

Unter großen Sicherheitsvorkehrungen haben am Wochenende die Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Volksaufstandes in Ungarn begonnen. In Budapest soll am Sonntagabend in der Oper eine Galaaufführung stattfinden.

Budapest - Staatsoberhäupter und Repräsentanten aus 48 Ländern werden erwartet, unter ihnen Bundespräsident Horst Köhler. Regierung und Opposition wollen bei den Feiern jedoch getrennte Wege gehen. Das Eingeständnis des sozialistischen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsany, das Wahlvolk belogen zu haben, hatte im September die schwersten Unruhen seit dem Ende des Kommunismus 1989 ausgelöst. An einer Brücke zwischen Österreich und Ungarn gedachten am Samstag hunderte Menschen des Volksaufstands.

Bei der Galaaufführung am Sonntagabend will der ungarische Präsident Lazlo Solyom ein Grußwort sprechen. Neben dem spanischen König Juan Carlos sowie König Harald aus Norwegen werden voraussichtlich auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer anwesend sein. Außerdem ist die Auszeichnung ehemaliger Oppositioneller geplant.

1200 Polizisten und Scharfschützen

Am Montag will die Regierung vor dem Parlament die ungarische Flagge hissen und die "Freiheitserklärung von 1956" im Beisein der hochrangigen Gäste symbolisch annehmen. Die Zeremonie wird von einem hohen Sicherheitsaufkommen begleitet, denn wegen der anhaltenden Proteste gegen Gyurcsany ist die Stimmung in der Hauptstadt gespannt. Eine kleine Gruppe rechtsextremer Demonstranten hatte am Freitag von der Polizei die Erlaubnis bekommen, in der Nähe des Parlaments in einer Ecke des symbolträchtigen Kossuth-Platz demonstrieren zu dürfen. Allerdings sollen riesige Absperrgitter Störungen verhindern. Insgesamt 1200 Polizisten und Scharfschützen stehen bereit. Der Straßenverkehr in der Hauptstadt wird eingeschränkt und der Luftraum teilweise gesperrt.

"Es ist schön, dass wir nicht mit schlechtem Gewissen an diese Ereignisse zurückdenken müssen, sondern sagen können, dass es einen Strom der Hilfsbereitschaft, einen Sieg der Menschlichkeit gab", sagte der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer, der an den Feierlichkeiten an der Brücke von Andau zwischen Österreich und Ungarn teilnahm. Österreich hatte 1956 rund 70.000 Menschen aufgenommen, die nach dem Aufstand über die kleine Holzbrücke von Andau in das Nachbarland geflohen waren. Die Brücke wurde nach der Niederschlagung des Aufstands zerstört und 40 Jahre später wieder aufgebaut.

Aufstand mit Folgen

Am 23. Oktober 1956 eröffneten Sicherheitskräfte das Feuer auf Studenten, die in Budapest ihre Unterstützung mit antisowjetischen Demonstranten in Polen bekundeten. Daraufhin schlossen sich hunderttausende Ungarn spontan den Demonstranten an. Am 4. November fuhren sowjetische Panzer in der ungarischen Hauptstadt auf; die Protestbewegung wurde brutal niedergeschlagen. Zwar scheiterte der Volksaufstand 1956. Aber die Ereignisse führten in den osteuropäischen Ländern zu einer zunehmenden Distanzierung von der Sowjetunion. Am 23. Oktober 1989 wurde mit der Ausrufung der dritten Republik eine neue politische Ära eingeleitet. Der 23. Oktober wurde zum Nationalfeiertag erklärt. (tso/AFP)

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