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Ungarn: Dritte Protestnacht in Budapest

Erneut haben tausende Menschen in Budapest gegen die ungarische Regierung protestiert. Nach zwei Krawallnächten verliefen die Demonstrationen in der vergangenen Nacht zumindest weitgehend friedlich.

Budapest - Mehr als 10.000 Menschen versammelten sich am Mittwochabend vor dem Parlamentsgebäude, um den Rücktritt von Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany zu fordern. Die Demonstration löste sich in den frühen Morgenstunden friedlich auf. Am Rande der Kundgebung kam es zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Skinheads und gewaltbereiten Jugendlichen. Dabei wurden zwölf Demonstranten verletzt, drei von ihnen schwer, wie die Nachrichtenagentur MTI meldete.

Vor allem junge Leute zwischen 20 und 30 Jahren kamen vor dem Parlament zusammen, um gegen den sozialistischen Regierungschef zu protestieren. Schwer bewaffnete Polizisten mit kugelsicheren Westen riegelten das Gebäude ab. Die Kundgebung selbst blieb friedlich. In der Menge waren allerdings zahlreiche rot-weiße Fahnen zu sehen, die für das Nazi-freundliche ungarische Regime während des Zweiten Weltkriegs stehen.

Polizei geht mit Tränengas gegen Militante vor

Mehreren hundert Polizisten sei es gelungen, etwa 80 offensichtlich gewaltbereite Skinheads einzukesseln, die sich von der Kundgebung vor dem Parlament entfernt hätten, berichtete der private Fernsehsender HIR TV. Die Rechtsextremisten hätten zuvor versucht, die anderen Demonstranten zu Gewaltaktionen aufzurufen. Nachdem sich die Demonstration selbst aufgelöst hatte, lieferten sich noch etwa 200 bis 300 meist junge Leute Auseinandersetzungen mit der Polizei. Sie warfen mit Steinen auf die Beamten; diese setzten Tränengas ein. Gegen 3 Uhr morgens war der Polizeieinsatz beendet.

Bei gewaltsamen Protesten in den vorangegangenen beiden Nächten waren mehr als 200 Menschen verletzt und mindestens hundert festgenommen worden. Seit Montagabend protestieren tausende Menschen gegen Gyurcsany. Anlass ist eine am Sonntag veröffentlichte Rede, die der Ministerpräsident im Mai hinter verschlossenen Türen vor Abgeordneten seiner Partei gehalten hatte. Darin räumte Gyurcsany ein, die Regierung habe die Bevölkerung vor der Parlamentswahl im Frühjahr monatelang über die Wirtschaftslage im Land belogen. Im Wahlkampf hatten die Sozialisten den Wählern Steuersenkungen und höhere Sozialausgaben versprochen, nach der Wahl führten sie stattdessen scharfe Reformen ein, darunter Steuererhöhungen, Subventionskürzungen im Energiesektor und Entlassungen im öffentlichen Sektor. (tso/AFP)

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