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Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, CSU.

© imago images/Sylvio Dittrich

Umstrittene US-Firma Augustus Intelligence: Scheuer tauschte sich mit Start-up-Gründern in Whats-App-Gruppe aus

Das Verkehrsministerium gab bereits Verbindungen zu Augustus Intelligence zu. Jetzt stellt sich heraus, dass dessen Chef mit dem Start-up in Kontakt stand.

Die Lobby-Affäre um die umstrittene US-Firma Augustus Intelligence zieht immer weitere Kreise. Recherchen des „Handelsblattes“ zufolge soll der 33-jährige Augustus Intelligence-CEO Wolfang Haupt gemeinsam mit Unternehmensgründer Pascal Weinberger „ungeplant“ dem Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) während des Wirtschaftsforums 2019 in einem Restaurant in Davos begegnet sein. Das geht aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums hervor.

Demnach hätten die beiden Augustus-Vertreter dort gegessen, den Minister entdeckt und ihn angesprochen. „Inhaltlich sprach man über das Weltwirtschaftsforum und das Thema Künstliche Intelligenz“, erklärte das Verkehrsministerium dem „Handelsblatt“.

Das Gespräch im Schweizer Restaurant muss für die beiden Start-up-Unternehmer erfolgreich gewesen sein, denn die Zeitung berichtet ebenfalls über eine gemeinsame Whats-App-Gruppe, die Scheuer, Weinberger und Haupt unterhielten. Scheuers Büro soll weder Fragen der Zeitung nach dem Grund für eine solche Chat-Gruppe, noch zu ihrer Dauer und der Zahl der ausgetauschten Nachrichten beantwortet haben.

Vor Davos hat der Minister dem Ministerium zufolge Haupt und Weinberger im Februar 2018 „erstmals auf einer Veranstaltung in einem größeren Personenkreis getroffen“. Seitdem habe es einen „losen Austausch“ unter anderem über Themen der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz gegeben.

Scheuer war bisher in der Lobby-Affäre um den CDU-Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor und dem US-Unternehmen Augustus Intelligence nur am Rande aufgetaucht. Amthor war in die Kritik geraten, nachdem bekannt wurde, dass er sich für das US-Unternehmen Augustus Intelligence eingesetzt und dafür im Gegenzug Aktienoptionen erhalten hatte. Wegen der Vorwürfe hatte er seine Ambitionen auf den CDU-Landesvorsitz in Mecklenburg-Vorpommern aufgegeben. Eine Strafanzeige gegen ihn wurde vergangene Woche fallen gelassen.

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Den Recherchen zufolge wollte Augustus Intelligence ursprünglich nicht Amthor für ihre Ziele einsetzen wollte, sondern Scheuer. Die Firma ist auf Künstliche Intelligenz (KI) spezialisiert und Scheuers Ministerium ist ebenfalls für Digitale Infrastruktur zuständig – somit ist der Minister ein attraktiver Kontakt in die Bundespolitik.

Der FDP-Politiker Sitta reagierte mit Erstaunen auf die neuen Details. „Die Story um Augustus Intelligence zieht weitere, merkwürdige Kreise innerhalb der Bundesregierung“, sagte der Bundestagsabgeordnete dem Handelsblatt. Es sei schon erstaunlich, wie „tiefgreifend“ ein weitgehend unbekanntes US-amerikanisches Start-up mit deutschen Ministerien „augenscheinlich vernetzt“ sei. „Dass angeblich sonst nur zufällige Treffen und Plaudereien, wie beim Essen in Davos, stattgefunden haben, passt ins Bild des windigen Verkehrsministers, der offensichtlich nicht nur bei der Pkw-Maut in Erklärungsnot ist.“

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