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Dass die Menschen zusammenhalten, ist das Wichtigste in der Krise.

© REUTERS/Eloisa Lopez

Umgang mit der Corona-Krise: Ehrlichkeit, Flexibilität und Solidarität - diese Tugenden brauchen wir jetzt

Wenn die Politik ehrlich kommuniziert und die Menschen einander helfen, können wir auch die Folgen der Coronavirus-Pandemie bewältigen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Malte Lehming

Wir schaffen das. Bei diesem kurzen, überstrapazierten Satz war nie ganz klar, was er ist - eine Vorhersage oder ein Appell. In beiden Bedeutungen ist es allerdings Zeit, ihn wiederzubeleben. Denn wir müssen es schaffen, damit es uns nicht schafft. Dieses Es, das ist die Coronavirus-Pandemie. Ihre Folgen, das steht fest, werden das Leben vieler Menschen auf den Kopf stellen. Um die Folgen zu bewältigen, müssen drei Tugenden gestärkt werden: Ehrlichkeit, Flexibilität, Solidarität.

Ehrlichkeit ist die Bedingung von Vertrauen. Vertrauen wiederum ist die Bedingung von Akzeptanz. Daraus folgt unmittelbar: Die Regierung, ob auf Bundes-, Landes- oder kommunaler Ebene, muss die Bevölkerung täglich informieren. Was weiß sie, und was folgt daraus? Welche Maßnahmen werden aufgrund welcher Daten und Überlegungen getroffen? Die Politik muss transparent sein, um akzeptiert werden zu können. Je radikaler, desto transparenter.

Vieles ist noch unklar an dieser Pandemie

Keine Frage ist illegitim. Warum werden Schulen geschlossen, aber die U-Bahn fährt? Was wird aus meinem Osterurlaub? Wie bekämpfen die Menschen, wenn alles abgesagt wird, den Lagerkoller? Allen wird etwas abverlangt, entsprechend groß ist die Erklär-Bringschuld der Abverlangenden. Auch Nichtwissen gehört zur Transparenz, ebenso das Eingeständnis, sich womöglich einmal geirrt zu haben. Fehler werden verziehen, wenn nachvollziehbar erklärt werden kann, wie sie zustande kamen.

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Vieles ist noch unklar an dieser Pandemie. Wie verhält sich das Virus bei Wärme? Wie schnell kann ein Impfstoff entwickelt werden? Ausbreitungs- und Todesfall-Zahlen sind weltweit sehr unterschiedlich. Klar aber ist: Wir müssen flexibel reagieren, auch innovativ sein.

Mehr Hintergrund-Informationen zum Coronavirus:

Wo Schulen geschlossen werden, sollte die Wissensvermittlung möglichst weitergehen, bei Jugendlichen über Facetime, Whatsapp oder Skype. Menschen, die sich in Quarantäne befinden, hilft ein Tele-Arzt, mit dem sie in visuellen Kontakt treten können, oft mehr als ein Telefonat. Es gibt Tausende pensionierte Ärzte, die in der Tele-Medizin eingesetzt werden könnten.

Das Wichtigste aber ist Solidarität. Hand aufs Herz: Wissen Sie, wer in ihrer Hausgemeinschaft oder Nachbarschaft betroffen ist und Hilfe braucht? Bei Twitter vernetzen sich Menschen unter dem Hashtag #Nachbarschaftschallenge. Sie geben sich Tipps, wie praktizierte Solidarität aussieht.

Krisen rufen das Beste und das Schlechteste hervor

Ein Beispiel: Durch einen Aushang im Treppenhaus oder eine persönliche Nachricht im Briefkasten lassen sich kleine Einheiten von untereinander Hilfswilligen bilden. Sie tauschen Telefonnummern aus, bilden Krisenreaktionskräfte. Die Hilfe reicht dann vom Einkauf, über das Abholen von Rezepten und Medikamenten bis hin zum Durchbrechen einer Isolation via Telefonat, Email, SMS oder der Nutzung sozialer Netzwerke.

Krisen, so heißt es, rufen in Menschen das Beste und Schlechteste hervor. Es gibt Beispiele für die einen wie leider auch für die anderen. Durch Ungeduld, Panik, Rechthaberei und Ignoranz entlarven sich die Engherzigen. Wer dagegen frei ist von der ausschließlichen Sorge um sich selbst, wird frei für die Sorgen der anderen. Darum geht es, jetzt und morgen und übermorgen.

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