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Große Bühne. Der ukrainische Präsident Poroschenko spricht vor dem US-Kongress, hinter ihm sitzen US-Vizepräsident Joe Biden und der Republikaner John Boehner.

© AFP

Ukrainischer Präsident in den USA: Poroschenko: "Es ist auch Amerikas Krieg"

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko bittet bei seinem Besuch die USA und Kanada um Waffen. Barack Obama verspricht Hilfe - doch die besten amerikanischen Militärsysteme bleiben der Ukraine vorenthalten.

Barack Obama zeigt dem ukrainischen Präsidenten gerne seine Wertschätzung. Bilder entstehen da, die Petro Poroschenko zu Hause vorzeigen kann: Er im US-Capitol, er mit US-Außenminister John Kerry, und am Donnerstagnachmittag dann reicht der Präsident der USA selbst Poroschenko im Weißen Haus die Hand.

Aber Poroschenko war nach Washington gekommen, um die Hilfe der USA in viel härterer Währung zu erbitten. Die Ukraine braucht gegen den Ansturm der aus Russland geführten Rebellen in der Ostukraine stärkere ökonomische Unterstützung. Im Kampf braucht das Land bessere Waffen – und die USA liefern, wenn auch nicht uneingeschränkt.

Unmittelbar nachdem Poroschenko seine Rede beendet hatte, ließ das Weiße Haus wissen, Obama werde ein zusätzliches Hilfspaket in Höhe von 53 Millionen Dollar für die Ukraine verkünden. 46 Millionen Dollar darunter seien Militärhilfen für die Sicherung der Grenzen. Die Hilfe beinhalte unter anderem Schutzausrüstung, Fahrzeuge, Nachtsicht- und Wärmebildkameras, Patrouillenboote, Zelte, Anti-Minen-Radar und Funkausrüstung. Washington reagierte damit auch auf die dramatischen Appelle, die der ukrainische Präsident an den US-Kongress gerichtet hatte. „Es ist auch Amerikas Krieg“, sagte Poroschenko.

Flankiert von Vizepräsident Joe Biden und dem Sprecher des Repräsentantenhauses John Boehner trat Poroschenko am Donnerstagmorgen vor die amerikanische Flagge am Rednerpult im Capitol und kleidete sein Gesuch in ebenso direkte wie tragende Worte. „Ich bitte Sie dringend, die Ukraine nicht alleinzulassen“, appellierte er an die für diese Rede vereint versammelten Abgeordneten und Senatoren. Die USA hätten sich verpflichtet, der Ukraine beizustehen. „Und ich hoffe, Amerika wird sein Versprechen halten.“ Der Kampf, den die jungen Männer gegen die russische Invasion in der Ostukraine kämpften, sei auch der Kampf Europas und Amerikas. „Sie kämpfen für Freiheit“, sagte Poroschenko.

Bereits Anfang der Woche war ein Vorauskommando Poroschenkos in Washington eingetroffen, unter ihnen der Kommandeur des größten Freiwilligen-Bataillons, Semen Sementschenko. Die Gruppe hat unter anderem Senatoren des Verteidigungs- und des Auswärtigen Ausschusses getroffen, zudem waren Gespräche mit Rüstungsherstellern geplant. Sementschenko schreibt auf seiner Facebook-Seite: „Wir haben mit unseren amerikanischen Freunden über Anti-Panzer-Waffen, Radar, Drohnen und viele andere nützliche Dinge zur Verteidigung unseres Landes gesprochen. In Washington versteht man, was unser Ziel ist.“

Poroschenko besuchte neben den USA auch Kanada, dort lebt die größte ukrainische Diaspora, 1,2 Millionen bezeichnen sich als „aktive Vertreter“ dieser Minderheit. In Toronto bat Poroschenko den kanadischen Ministerpräsidenten Stephen Harper erneut um einen Beitritt der Ukraine zur Nato. In einem Vier-Augen-Gespräch soll Poroschenko Harper eindringlich vor der Gefahr gewarnt haben, die von Russland ausgehe. Teilnehmer der Poroschenko-Reise nach Übersee sagten ukrainischen Medien, in der kanadischen Führung sei die Bereitschaft, die Ukraine vonseiten der Nato zu unterstützen und das Land enger an das Bündnis zu binden, sehr viel größer als in vielen Nato-Mitgliedsstaaten Europas. Harper gilt als enger Freund der Ukraine. Seit 2006 im Amt, hat er drei ukrainische Präsidenten erlebt, auch den autokratischen Viktor Janukowitsch, der bei seinem Besuch 2010 von ukrainischen Diaspora-Vertretern ausgebuht wurde, weil er für die Blockfreiheit der Ukraine eintrat.

Kanada will der Ukraine mit Kreditbürgschaften helfen. Das Geld soll projektbezogen zur Modernisierung von Infrastruktur eingesetzt werden. Auch in Toronto wurde über Waffenlieferungen gesprochen. Präsident Poroschenko will bis 2015 umgerechnet zwei Milliarden Euro in die Armee investieren.

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