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Flüchtlinge sind im rumänischen Suceava im Ballsaal eines Hotels untergebracht.

© Clodagh Kilcoyne/REUTERS

Ukrainische Flüchtlinge in Rumänien:  „Die meisten wollen nach Hause zurückkehren“

Der Präsident des rumänischen Kreisrats von Suceava, Gheorghe Flutur, geht davon aus, dass die meisten Flüchtlinge in Zukunft wieder in ihre Heimat streben.

Die rumänische Stadt Suceava liegt in der Nähe der Grenze zur Ukraine und zur Moldawien. Damit ist Suceava zum Anlaufpunkt für besonders viele Flüchtlinge geworden. Im Interview schildert der Präsident des Kreisrats von Suceava, Gheorge Flutur, der der liberal-konservativen Partei PNL angehört, die gegenwärtige Lage.

Herr Flutur, Rumänien hat bislang mehr als 540.000 Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Wie viele Flüchtlinge halten sich gegenwärtig in Ihrem Kreis in Suceava auf?

Von den 200.000 Flüchtlingen, die über unseren Kreis Zugang zu Rumänien gefunden haben, sind bislang rund 10.000 ukrainische Flüchtlinge hier geblieben. Das lässt sich aber nur sehr ungenau beziffern, weil sich die meisten Flüchtlinge in Hotels und Privatwohnungen befinden.

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Könnten Sie in Ihrem Kreis noch weitere Flüchtlinge aufnehmen?

Wir sind auf weitere Flüchtlinge eingestellt. Wir verfügen über 5000 Plätze für Notunterkünfte, wo man sich für ein paar Tage oder Wochen aufhalten kann.  Am Anfang des Krieges kamen die meisten Flüchtlinge, vor allem in der ersten Kriegswoche. Am Anfang fuhren die meisten Vertriebenen, die nach Rumänien gekommen sind, weiter nach Westen. Die meisten dieser Flüchtlinge aus der Anfangszeit verfügten über gute finanzielle Möglichkeiten. In der vergangenen Woche war aber festzustellen, dass jetzt auch ärmere Flüchtlinge kommen.

Wo herrscht der größte Mangel bei der Versorgung?

Wir haben hier alles, was benötigt wird. Wir schicken aber täglich sehr viel Material nach Czernowitz in der Ukraine. Wir haben Betten und Matratzen dorthin geschickt. In der Region von Czernowitz halten sich gegenwärtig 500.000 Flüchtlinge aus dem Osten der Ukraine auf. Sie bekommen von uns Nahrungsmittel und Arzneien. Soeben hat man uns in Czernowitz um 25.000 weitere Betten gebeten. Da gibt es einen akuten Mangel.

Gheorghe Flutur, der Präsident des Kreisrats im rumänischen Suceava.
Gheorghe Flutur, der Präsident des Kreisrats im rumänischen Suceava.

© wikimedia commons

Wie verfahren Sie im Kreis Suceava langfristig mit den Flüchtlingen aus der Ukraine?

Für die verbleibenden ukrainischen Flüchtlinge in Suceava haben wir mit der Integration der Kinder in unseren Schulen begonnen. Im Kreis Suceava gibt es 14 ukrainischsprachige Schulen und drei Gymnasien. Das gehört zum Schutz der hiesigen ukrainischsprachigen Minderheit. Jetzt werden mehrere hundert Flüchtlingskinder in diesen Schulen unterrichtet. Auch die erwachsenen Ukrainer haben begonnen, eine Arbeit aufzunehmen. Sie hoffen darauf, in Zukunft wieder in die Ukraine zurückkehren zu können. Ich persönlich bin überzeugt, dass die meisten von ihnen nach Hause zurückkehren wollen.  

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Was passiert mit den Flüchtlingen aus Drittstaaten, etwa aus Indien?

Sie finden hier für einige Wochen Unterkunft. Für die Zeit danach hat die indische Botschaft in Bukarest Flüge organisiert, mit denen sie in ihre Heimat zurückkehren können.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock vorgeschlagen, eine Luftbrücke einzurichten, mit der Flüchtlinge aus EU-Ländern in andere Staaten der EU weiterverteilt werden können. Was halten Sie davon?

Vom Flughafen in Suceava sind bereits kranke Kinder und Erwachsene ins Ausland transportiert worden. Das hat gut funktioniert. Ambulanzen haben auf dem Landweg Kinder, die an einer Krebserkrankung oder dem Down-Syndrom leiden, nach Augsburg transportiert. Auch nach Israel wurden auf dem Luftweg betroffene Kinder ausgeflogen.

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