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Vitali Klitschko, Ex-Boxer und Bürgermeister von Kiew, ist am Wahltag umringt von Mikrofonen.

© AFP

Ukraine: Vitali Klitschko als Bürgermeister von Kiew wiedergewählt

Der frühere Box-Weltmeister bleibt Stadtoberhaupt von Kiew - wollte aber ursprünglich ein höheres Amt. Ein Porträt.

Auch diesen Zweikampf hat Vitali Klitschko für sich entschieden: Der frühere Boxweltmeister bleibt Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Am Sonntag gewann er die Stichwahl mit 66,5 Prozent der Stimmen. Damit ließ der 44-Jährige seinen Herausforderer, den Nationalisten Borislaw Berjosa, weit hinter sich. In der ersten Runde hatte Klitschko die Wiederwahl noch nicht geschafft.

Seinen Wählern versprach Klitschko nun weitere Reformen, darunter auch personelle Veränderungen in der Stadtverwaltung. Zugleich war der frühere Boxer bemüht, die Erwartungen der Menschen in Kiew in den Reformprozess zu dämpfen: „Es existieren sehr große Erwartungen, jeder möchte ein schnelles Ergebnis“, sagte Klitschko dem Internetsender „Hromadske.tv“. „Man sagt, dass Klitschko alle Probleme k.o. schlagen muss.“

Klitschko, der als eine Führungsfigur der Bürgerproteste auf dem Maidan galt, ist bereits seit Mai 2014 Stadtoberhaupt von Kiew. Das Amt war für den erfolgsgewohnten Boxer keineswegs die erste Wahl: Eigentlich hatte er im vergangenen Jahr Staatspräsident werden wollen, doch er zog seine Kandidatur zugunsten von Petro Poroschenko zurück. Seine Partei „Udar“ („Schlag“) vereinigte sich im August mit Poroschenkos Wahlblock, Klitschko wurde Vorsitzender der neuen Partei.

Rückzieher wohl nicht ganz freiwillig

Klitschkos Rückzieher war offenbar nicht ganz freiwillig: Der Oligarch Dmytro Firtasch, eine schillernde Figur der ukrainischen Politik, behauptete im April vor einem Gericht in Wien, vor dem er gegen seine Auslieferung in die USA kämpfte, er habe Klitschko finanziell unterstützt. Dieser bestritt jedoch, dass er oder seine Partei jemals Geld von Firtasch erhalten hätten. Klar ist jedoch, dass sich Klitschko und Poroschenko im März 2014 in Wien mit Firtasch trafen. Wenig später zog Klitschko seine Kandidatur zurück. Er war bei denjenigen, die mit ihm auf dem Maidan für eine andere Ukraine gekämpft hatten, längst nicht so populär, wie seine Bekanntheit als Boxer erwarten ließe.

Der schwierigste Kampf steht dem Bürgermeister noch bevor. Aus Sicht vieler Menschen in der Hauptstadt kommen die versprochenen Reformen kaum voran. Im ganzen Land war das Interesse an der Kommunalwahl sehr gering, nur jeder Dritte gab überhaupt seine Stimme ab. Klitschkos Wähler erwarten nun, dass sich in ihrem Alltag bald spürbar etwas verbessert.

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