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Aufräumarbeiten: Ein ukrainischer Kriegsgefangener in einer zerstörten Schule in Donezk.

© dpa

Ukraine und Russland: Aufruf gegen den Krieg in der Ukraine

Wladimir Kaminer, Juri Andruchowytsch und andere Prominente fordern von Moskau, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Gemeinsam mit mehreren NGO-Vertretern rufen sie für Samstag zu einer Kundgebung auf. Wir dokumentieren den Aufruf im Wortlaut.

25 Jahre nach der „Wende“, die für uns viele neue Möglichkeiten zum Aufbau eines „Gemeinsamen Europäischen Hauses“ schuf, droht uns aus den Händen zu gleiten, wofür wir ein Vierteljahrhundert eingetreten sind: Gemeinsam haben wir in Russland, in der Ukraine und in Deutschland mit Kolleginnen und Kollegen in vielen anderen Ländern daran gearbeitet, die Ost-West-Konfrontation friedlich zu überwinden. Durch praktische zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit treten wir für die Werte der Europäischen Menschenrechtskonvention ein. Diese Arbeit zielt auf einen dauerhaften Frieden in Europa, der von den Bürgerinnen und Bürgern in Europa getragen wird.

"Der Kreml führt in der Ukraine Krieg"

Entsetzt müssen wir in den letzten Monaten zur Kenntnis nehmen, dass die russische Führung dabei ist, die Grundlagen eines „Europäischen Hauses“ zu zerstören: Nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim unterstützt sie von Russland abhängige Machthaber im Osten der Ukraine, denen schwerste Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung anzulasten sind. Der Kreml führt in der Ukraine Krieg! Mitten in Europa muss die Zivilbevölkerung – wie immer sie zur derzeitigen Führung in Kiew stehen mag – die Folgen dieses Krieges tragen, der auf allen Seiten zu Menschenrechtsverletzungen führt.

Repressionen auch gegen Russlands Zivilgesellschaft

Die Aggression nach außen wird begleitet von Repressionen nach innen. Seit Jahren geht die russische Führung gegen die eigene Zivilgesellschaft vor. Immer schärfere Einschränkungen des Demonstrationsrechts und die Denunzierung unabhängiger Nichtregierungsorganisationen als „ausländische Agenten“ sind hierfür ebenso Beleg wie willkürliche Strafverfolgung und die Inhaftierung Einzelner. Mit immer neuen Maßnahmen versucht die russische Führung die Grundlagen für eine internationale Zusammenarbeit „von unten“ zu zerstören.

Deshalb fordern wir von der russischen Führung: Halten Sie ein! Achten Sie die territoriale Integrität der Ukraine! Hören Sie auf mit dem Schüren von Feindbildern nach innen und außen, und wahren Sie die Chancen, die das Ende des Kalten Krieges uns allen gebracht hat!

Regierungen Europas müssen "Europäisches Haus" verteidigen

An die anderen Regierungen Europas appellieren wir: Verteidigen Sie das Ziel eines „Europäischen Hauses“, das durch die Rückkehr militärischer Gewalt als Mittel der Politik auf lange Zeit zerstört würde. Treten Sie entschieden für die Integrität aller europäischen Staaten und die Europäische Menschenrechtskonvention ein! Wer jetzt nicht bereit ist, dem Angriff auf die europäische Friedensordnung entgegenzutreten und die Unabhängigkeit der Ukraine zu schützen, gibt die Fundamente preis, auf denen das „Gemeinsame Europäische Haus“ gründet.

Demonstration in Berlin am Samstag

Wir jedenfalls werden uns nicht beirren lassen und unsere Zusammenarbeit für ein friedliches, demokratisches Europa fortsetzen. Gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus der russischen Zivilgesellschaft, die für den 21. September 2014 eine Demonstration in Moskau vorbereiten, möchten wir auch in Berlin ein Zeichen der Solidarität setzen mit den Menschen in der Ukraine und denen, die in Russland für Demokratie und Menschenrechte eintreten. Sorgt durch Eure Beteiligung dafür, dass das ein kraftvolles Zeichen wird!

Die Kundgebung findet am am 20. September 2014 um 11.30 Uhr vor der Botschaft der Russischen Föderation (Unter den Linden 63 – 65) in Berlin statt.

Unterzeichnerinnen und Unterzeichner:

Thomas Ammer, Euskirchen

Vera Ammer, Initiative Demokratische Ukraine, Köln

Juri Andruchowytsch, Autor, Berlin

Nikolaus Becker, Fotograf, Berlin

Lukas Beckmann, Vorstand der GLS Treuhand e.V., Berlin

Jutta Begenau, Medizinsoziologin, Berlin

Oleksandra Bienert, PRAVO, Berlin Group for Human Rights in Ukraine, Berlin

René Böll, Maler und Grafiker, Köln

Martin Böttger, Martin-Luther-King-Zentrum, Werdau

Tim Bohse, Deutsch-Russischer Austausch, Berlin

Marit Cremer, MEMORIAL Deutschland, Berlin

György Dalos, Schriftsteller, Berlin

Andreas Decker, MEMORIAL Deutschland e.V., München

Marat Dickermann, Kammermusiker, Frankfurt am Main

Christian Dietrich, Thüringer Landesbeauftragter für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Erfurt

Frank Ebert, Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., Berlin

Wolfgang Eichwede, Historiker, Berlin/Bremen

Sabine Erdmann-Kutnevic, MEMORIAL Deutschland e.V., Berlin

Alexander Formozov, iDecembrists e.V., Berlin

Peter Franck, Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.; Berlin

Kathrin Franke, Solidarität mit der Bürgergesellschaft in Russland e.V., Berlin

Karl Wilhelm Fricke, Publizist, Köln

Ralf Fücks, Heinrich Böll Stiftung, Berlin/Bremen

Olga Gogoleva, Studentin, Berlin

Evghenie Golovaniuc, Köln

Gerold Hildebrand, Sozialwissenschaftler, Berlin

Wladimir Kaminer, Schriftsteller, Berlin

Christiane Körner, Literaturübersetzerin, Frankfurt am Main

Aleksei Kozlov, www.art.20.org, Woronesch/Berlin

Sergej Kowaljow, MEMORIAL, Moskau

Olaf Kühl, Schriftsteller und Übersetzer, Berlin

Tetiana Lopashchuk, Dachverband der ukrainischen Organisationen in Deutschland, Kiew/Berlin

Christian Lübke, Geisteswiss. Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e.V., Leipzig

Ekkehard Maaß, Publizist, Vorsitzender der Deutsch-Kaukasischen Gesellschaft, Berlin

Markus Meckel, Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, Außenminister a.D., Berlin

Stefan Melle, Deutsch-Russischer Austausch e.V., Berlin

Edith Müller, Bündnis 90/Die Grünen, Berlin

Karl-Ernst Müller, Partnerschaft zur Ukraine e.V.

Kateryna Petrovska, Schriftstellerin, Berlin

Eva Quistorp, MdEP a.D.,Frauen für Frieden, Berlin

Waleria Radziejowska-Hahn, Köln

Sarah Reinke, Gesellschaft für bedrohte Völker, e.V., Berlin

Axel Reitel, Autor, Berlin

Michail Ryklin, Philosoph, Berlin

Manfred Sapper, Zeitschrift „osteuropa“, Berlin

Natalja Schapeler, Euromaidan Wache Berlin, Berlin

Irina Scherbakowa, MEMORIAL, Moskau

Stefanie Schiffer, Geschäftsführerin Europäischer Austausch gGmbH, Berlin

Elena Schlosser, Konferenzdolmetscherin, Übersetzerin, Berlin

Ulrich Schreiber, internationales literaturfestival berlin, Berlin

Tom Sello, Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., Berlin

Anna Sevortian, EU-Russia Civil Society Forum, Berlin

Diana Siebert, Köln

Nadja Simon, Simultandolmetscherin, Pulheim

Wolfgang Templin, Publizist, Berlin

Stefan Troebst, Universität Leipzig

Esther Ullmann-Goertz, Pfarrerin, Mitgründerin der Gruppe "Solidarische Kirche" in der DDR, Berlin

Barbara von Ow-Freytag, EU-Russia Civil Society Forum, Berlin

Edgar von Radetzky, Facharzt, MEMORIAL Deutschland e.V., Berlin

Elisabeth Weber, Lew Kopelew Form e.V., Köln

Gunter Weißgerber, MdB a.D., Leipzig

Anmerkung der Organisatoren: Soweit den Namen der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner Organisationen beigefügt sind, beschreibt das lediglich ihre Zugehörigkeit. Eine Stellungnahme der jeweiligen Organisation selbst zum Aufruf ist damit nicht verbunden.

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