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Evakuierte aus der ukrainischen Hafenstadt Mariupol (am 7. Mai 2022)

© Reuters/Alexander Ermochenko

Ukraine-Krieg verschärft die Lage: Erstmals mehr als 100 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht

Seit Jahren melden die Vereinten Nationen eine wachsende Zahl von Flüchtlingen. Durch den russischen Angriff auf die Ukraine kommen etliche Millionen hinzu.

Erstmals sind mehr als 100 Millionen Kinder, Frauen und Männer auf der Flucht vor Menschenrechtsverletzungen, Gewalt und bewaffneten Konflikten. Diese Zahl gab das Flüchtlingshilfswerk UNHCR der Vereinten Nationen Genf bekannt. Der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin begonnene Angriffskrieg gegen die Ukraine trägt demnach im großen Ausmaß zu der Verschärfung der globalen Flüchtlingskrise bei.

Ende 2020 teilten noch mehr als 82 Millionen Menschen das Flüchtlingsschicksal. Seit Jahren schon vermeldet das UNHCR steigende Zahlen.

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„Hundert Millionen sind eine nackte Zahl, ernüchternd und alarmierend gleichermaßen“, erklärte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi. Grandi verlangte von den Politikern „zerstörerische Konflikte zu lösen und zu verhindern, Verfolgung zu beenden und die Ursachen zu bekämpfen, die unschuldige Menschen zur Flucht zwingen“.

Nach den neuesten Erhebungen des UNHCR stieg die Zahl der weltweit vertriebenen Menschen bis Ende 2021 auf 90 Millionen an. Das UNHCR nannte die Konflikte und Gewaltausbrüche in Äthiopien, Burkina Faso, Myanmar, Nigeria, Afghanistan, der Demokratischen Republik Kongo und anderen Ländern als Gründe für die neuesten Fluchtbewegungen.

In diesem Jahr flüchteten dann 6,4 Millionen Menschen vor der russischen Aggression in der Ukraine in andere Länder. Die meisten Menschen zogen in die Nachbarländer Polen (3,4 Millionen), Rumänien (943.000), Russland (888.000) und Ungarn (627.000).

Genaue Zahlen sind schwierig zu ermitteln

Bezüglich der nicht-benachbarten Staaten nennt UNHCR keine genauen Zahlen, führt aber Deutschland vor Tschechien und Italien als Hauptaufnahmeländer jenseits der unmittelbaren Nachbarstaaten auf. Während in Deutschland laut Bundesinnenministerium mehr als 700.000 Ukraine-Flüchtlinge im Ausländerzentralregister registriert wurden, spricht das tschechische Innenministerium von 348.000 registrierten Flüchtlingen, das italienische von 118.000.

Die Zahlen sind aber nur als Näherungswerte zu verstehen; in Deutschland etwa sind einerseits wohl einige Ukrainer noch nicht erfasst, offenbar aber auch schon viele wieder weiter- oder zurückgereist.

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Die Zahl der durch den Krieg innerhalb der Ukraine vertriebenen Menschen hat nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) die Marke von acht Millionen überschritten. „Die internationale Reaktion auf die Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, war überwältigend positiv“, betonte Grandi. „Das Mitgefühl ist lebendig und wir brauchen eine ähnliche Mobilisierung für alle Krisen auf der Welt.“ Besonderen Schutz benötigen Minderjährige, die auf der Flucht sind.

Jan Dirk Herbermann

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