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US-Raketenwerfer HIMARS (High Mobility Artillery Rocket System) beim Abschuss einer Rakete.

© Petra News Agency / Handout/PETRA NEWS AGENCY/dpa

Ukraine-Invasion Tag 170: Russlands Kampf gegen die Waffenlieferungen des Westens

Die Beschuldigungen zum Beschuss des Atomkraftwerks Saporischschjas setzen sich fort. Zahl der russischen Luftangriffe verdoppelt. Der Überblick am Abend.

Moskau hat die westlichen Waffensysteme in der Ukraine als Ziel Nummer 1 deklariert. Kein Wunder, richten doch Himars, M777-Artillerie, Panzerhaubitzen und Javelins verheerende Schäden beim russischen Militär an. Seit Neuestem scheint die Ukraine zudem Raketen aus US-Produktion einzusetzen, die gegnerische Radarsysteme gezielt angreifen und damit die Luftabwehr empfindlich schwächen (siehe Artikel weiter unten). 

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Bisher hat Moskau auf dem Schlachtfeld kein Mittel gegen die westlichen Waffen gefunden. Auf dem Papier dagegen schon. Alle paar Tage verschickt das Moskauer Verteidigungsministerium eine Meldung, dass zum Beispiel wieder ein Himars-Rakatenwerfer ausgeschaltet wurde. Anfang August behauptete Verteidigungsminister Shoigu, dass insgesamt sechs Systeme zerstört worden seien. Mindestens vier weitere sollen seither dazugekommen sein. Macht zehn. Bei insgesamt 16 gelieferten Systemen. Ein beachtlicher Erfolg. 

Nachweise für den Erfolg bleibt Moskau allerdings bisher schuldig. Ein Foto, das verbreitet wurde, zeigt zum Beispiel kein Himars-System, sondern einen ähnlich aussehenden Transportlaster. Ein anderes Mal sollen die viele Tonnen schweren Fahrzeuge im zweiten Stock eines Hauses versteckt gewesen sein. Da überrascht es nicht, dass laut den USA, die die Fahrzeuge via GPS tracken, bisher kein einziges Raketensystem zerstört worden ist. 

DIE WICHTIGSTEN NACHRICHTEN DES TAGES IM ÜBERBLICK

  • Die Ukraine hat Russland erneut den Beschuss des Atomkraftwerks Saporischschja und die Verhinderung einer Mission der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) vorgeworfen. „Russland hat auf gefährliche Provokationen zurückgegriffen und selbst den Beschuss des Kernkraftwerks inszeniert“, sagte der ukrainische Botschafter Serhij Kyslyzja bei einer UN-Sicherheitsratssitzung in der Nacht zum Freitag. Mehr lesen Sie in unserem Newsblog. 
  • Nach Ansicht von Estlands Regierungschefin Kaja Kallas hat die Forderung, russischen Touristen keine Schengen-Visa mehr für die EU zu erteilen, in Moskau einen wunden Punkt getroffen. Die scharfe Reaktion von Angehörigen der russische Machtelite auf die Aufrufe nach einem Einreiseverbot zeige, dass es sich um ein wirksames Sanktionsinstrument handele, sagte Kallas am Freitag dem estnischen Rundfunk. Trotz Vorbehalten von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wolle sich Estland in der EU weiter für ein generelles Verbot von Touristenvisa stark machen. 
  • Der führende deutsche Kaffeeröster Tchibo hat sein Russlandgeschäft wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine vollständig aufgegeben. Die dortige Gesellschaft sei bereits Anfang Juli verkauft worden, sagte ein Sprecher am Freitag in Hamburg der Deutschen Presse-Agentur. 
  • Zum ersten Mal seit der Wiederaufnahme von Agrarexporten über das Schwarze Meer hat nach türkischen Angaben ein mit Weizen beladener Frachter in der Ukraine abgelegt. Die „Sormowsky“ habe den Hafen Tschornomorsk mit etwas mehr als 3000 Tonnen des Getreides an Bord verlassen und sei auf dem Weg in den Nordwesten der Türkei, teilt das Verteidigungsministerium in Ankara mit.
  • Die Explosionen auf einem russischen Militärstützpunkt auf der Krim am vergangenen Dienstag beeinträchtigen nach britischen Angaben die Einsatzfähigkeit der Schwarzmeerflotte. Der Flugplatz von Saki sei zwar wahrscheinlich noch betriebsbereit, teilt das Verteidigungsministerium in London unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Allerdings seien acht Kampfjets ziemlich sicher entweder zerstört oder schwer beschädigt worden.
  • Das russische Militär hat nach ukrainischen Angaben bei schweren Angriffen in der Ostukraine Fortschritte erzielt. „Beim Vorstoß in Richtung Horliwka - Sajzewe hatte der Feind teilweise Erfolg“, teilte der ukrainische Generalstab am Freitag in seinem Lagebericht mit. Die Großstadt Horliwka nördlich von Donezk wird bereits seit 2014 von den prorussischen Separatisten kontrolliert. Nun wurden offenbar die stark befestigten ukrainischen Stellungen nördlich der Stadt im Donbass gestürmt.
  • Russland hat laut einem ukrainischen Brigadegeneral die Zahl der Luftangriffe auf militärische Stellungen und zivile Infrastruktur der Ukraine im Vergleich zur Vorwoche verdoppelt. „Die Flugzeuge und Hubschrauber des Gegners vermeiden es, in die Reichweite unserer Luftabwehr zu fliegen, und deshalb ist die Genauigkeit dieser Angriffe gering“, sagte der ukrainische Brigadegeneral Oleksij Hromow auf einer Pressekonferenz.

HINTERGRUND UND ANALYSE

1.Warum zögert Deutschland bei Panzer-Lieferungen?: „Beim Bundeskanzler ist offensichtlich eine Skepsis da“

2. Rätsel um den Krim-Angriff: Neue Waffenkombination könnte Russland vor enorme Probleme stellen

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