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Das hört sich schon anders an. Franziskus und seine Position gegenüber der Homosexualität.

© Max Reuters/dpa

Überrasche Worte von Franziskus: Papst zu Homosexuellen: „Gott liebt dich so“

Bestätigend, bejahend, bekräftigend: In einer Audienz spricht Papst Franziskus in neuen Tönen über Homosexualität. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Friedhard Teuffel

Es ist eine Überlieferung, aber es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, was der Papst in einem persönlichen Gespräch Juan Carlos Cruz gesagt hat. Es sind Worte über Homosexualität, und sie haben einen ganz anderen Klang als fast alles, was aus der katholischen Kirche dazu bisher zu hören war. „Gott hat dich so geschaffen. Gott liebt dich so. Der Papst liebt dich so, und du solltest dich selbst lieben und dir keine Gedanken machen, was die Leute darüber sagen.“

So hat Cruz die Botschaft des Papstes erzählt. Franziskus hatte ihn zu einer Audienz empfangen, Cruz ist Opfer von sexuellem Missbrauch durch chilenische Geistliche.

Franziskus hat mit seinen Worten keine grundsätzliche Haltung der katholischen Kirche zum Einsturz gebracht. Er hat den Katechismus nicht mal eben aufgehoben, in dem es immer noch heißt, dass homosexuelle Handlungen gegen das natürliche Gesetz verstoßen und in keinem Fall zu billigen sind. „Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen.“ Dabei bleibt es auch nach Franziskus’ Worten, aber es scheint sich dennoch etwas zu ändern, mindestens im Tonfall, vielleicht sogar noch etwas in der Einstellung.

Ich habe den Umgang der Kirche mit dem Thema Homosexualität noch nie verstanden. Wenn "ihr" Gott das nicht wollte, warum erschafft er dann Menschen, die so fühlen?

schreibt NutzerIn egal69

Nicht nur das Annehmen des Unvermeidlichen

So hörte es sich jedenfalls bisher an, wenn der Papst über Homosexualität sprach: Die sei aus Sicht der Kirche kein Grund zum Jubeln, Sünde bleibe Sünde, aber wer er denn sei, dass er sich zum Richter mache?

Er rief die Kirche auf, sich für die Diskriminierung und Verfolgung Homosexueller zu entschuldigen, das schon, aber selbst wenn er Schwulen und Lesben zugewandt wirken wollte, so erschien das doch noch sehr reserviert. Wie das Annehmen des Unvermeidlichen. Seine Botschaft im Gespräch mit Juan Carlos Cruz hört sich dagegen bestätigend an, bejahend, bekräftigend.

Ohnehin sind es nicht nur Worte, die von Franziskus kommen. Inzwischen drängt er auch zur Aufklärung von Missbrauchsfällen. Nachdem er zunächst noch chilenische Bischöfe in Schutz genommen hatte, leitete er Ermittlungen ein. Mittlerweile haben alle chilenischen Bischöfe ihren Rücktritt angeboten.

Die weltlichen Gerichte machen ebenfalls ihre Arbeit. Der Erzbischof von Adelaide ist von einem australischen Gericht schuldig gesprochen worden, sexuellen Missbrauch durch einen Priester vertuscht zu haben. Ihm drohen zwei Jahre Haft. Er ist der bisher ranghöchste Vertreter der katholischen Kirche, der im Zuge von sexuellem Missbrauch verurteilt worden ist.

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