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Trump und Biden treten im Duell an.

© Montage: Tagesspiegel, Fotos: Alex Wong/Getty Images/AFP, Sausl Loeb/AFP

TV-Duell zwischen Biden und Trump: Wichtig ist nicht, was gesagt wird - sondern wie

Das TV-Duell ist das wichtigste Ereignis im US-Präsidentschaftswahlkampf. Das Spektakel an diesem Dienstag ist an Bedeutung nicht zu überschätzen.

Die Parteitage sind absolviert, die Kandidaten touren durchs Land, die Spendengelder fließen. Doch das wichtigste Ereignis des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes kommt erst noch – an diesem Dienstagabend die erste TV-Debatte von Donald Trump und Joe Biden (nach europäischer Zeit am Mittwochmorgen um 3 Uhr früh).

Nun wird sie zusätzlich angeheizt durch den erbittert geführten Streit über die Neubesetzung der Richterstelle am Verfassungsgericht nach dem Tod von Ruth Bader Ginsburg. Es ist der Abend des direkten Vergleichs, Auge in Auge, kein Ausweichen möglich, die Nation sieht zu, alle großen Fernsehanstalten übertragen das Duell live zur Primetime.

Am Dienstag kommender Woche, dem 29. September, wird es in Cleveland (Ohio) stattfinden, 90 Minuten lang, unterteilt in sechs Themenkomplexe. Chris Wallace von „FoxNews“ moderiert, er stellt die Fragen, die Kandidaten haben jeweils zwei Minuten, um zu antworten. Danach dürfen sie aufeinander reagieren. Showdown.

Bei einem Wahlkampfauftritt vor wenigen Tagen hat Trump, begleitet vom höhnischen Jubel seiner Anhänger, darüber spekuliert, dass sein Kontrahent sich wohl fit spritzen lassen werde, um die Begegnung zu überstehen.

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Amerika hat die Fernsehduelle erfunden, zur Kunstform erklärt und ein Spektakel daraus gemacht. Ihre Bedeutung lässt sich kaum überschätzen. Ob Haarschnitt, Haltung, Rhetorik oder Körpersprache: Alles wird geplant, nichts dem Zufall überlassen. Ob Kleidung, Mimik, Gestik oder Spontanität: Jedes Detail des Gegners wird analysiert und auf Schwächen untersucht. Wer kann punchen, eine Pointe landen, den anderen nervös machen? 

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Den Rededuellen gehen langwierige Verhandlungen voraus. Auch jetzt wurde wochenlang gefeilscht. Das Stehpult darf während der 90 Minuten nicht verlassen werden. Notizen dürfen nicht mitgebracht, aber angefertigt werden. Die Temperatur im Raum ist festgelegt.

Drei Grundregeln müssen Trump und Biden beachten. Erstens: Auftritt ist wichtiger als Inhalt. Was die Kandidaten zu sagen haben, wissen die meisten Wähler. Deren Parolen sind oft genug gehört worden. Die Details der Parteiprogramme interessieren nicht. Im Gedächtnis der Zuschauer bleiben nicht kluge Exegesen haften, sondern rasche Repliken, eine treffende Metapher. Stilnoten entscheiden über Sieg und Niederlage. Es geht um die Balance – aggressiv, aber auch präsidial, konkret, aber nicht kleinklein, einfühlsam, aber nicht pathetisch.

Der Spin in den Medien ist am wichtigsten

Zweitens: Die Medienwahrnehmung der Duelle ist wichtiger als die Publikumswahrnehmung. Untersuchungen belegen, dass viele Zuschauer am Abend nicht wissen, wer besser war. Umfragen, die direkt im Anschluss gemacht werden, weichen oft beträchtlich von jenen ab, die einen Tag später erhoben werden.

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Die Erklärung dafür ist einfach: Wenn die Kommentatoren des bevorzugten Senders oder die Leitartikler in der eigenen Tageszeitung zu dem Ergebnis kommen, Kandidat x habe gewonnen, dann schließen sich viele Mediennutzer diesem Urteil an, obwohl ihr ursprünglicher Eindruck ein anderer war. Deshalb werden die Anhänger in den sozialen Netzwerken aktiv. Bei Twitter, Facebook und Instagram wird die Sendung gnadenlos kommentiert, noch während sie läuft. Am Ende entscheidet der Spin – die Behauptung über den Sieg ist ein Teil des Sieges.

Drittens: Es gewinnt nicht einfach der Bessere, sondern derjenige, der besser war, als man erwartet hatte. In dieser Beziehung ist Biden leicht im Vorteil, weil er als der Schwächere gilt. Das Trump-Lager dürfte in den kommenden Tagen versuchen, diese Erwartungshaltung zu ändern. Gelingt das nicht, könnte Biden, um es etwas paradox zu formulieren, ein Patt reichen, um zu siegen. Die Spannung steigt.

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