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Tunesische Soldaten nach dem Angriff von Dschihadisten in Tunesien.

© dpa

Tunesien: 40 Tote bei Angriff von Dschihadisten

Islamistische Terroristen haben in Tunesien eine Grenzstadt zu Libyen angegriffen. Es gab etwa 40 Todesopfer. Das Erstarken der Islamisten in Libyen wird auch in Tunesien zur Gefahr.

Mehr als 40 Tote bei Dschihadisten-Angriff in Tunesien - das Erstarken der islamischen Extremisten im Krisenstaat Libyen wird auch für das Nachbarland Tunesien zunehmend zur Gefahr. Bei den Angriffen auf eine Kaserne und andere Sicherheitskräfte in der Grenzstadt Ben Guerdane starben am Montag nach Behördenangaben 28 Dschihadisten, zehn Sicherheitskräfte und sieben Zivilisten. Der Grenzübergang wurde geschlossen und eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.

Tunesiens Staatschef Béji Caïd Essebsi sprach von einem "beispiellosen" Angriff. Das Verteidigungs- und das Innenministerium teilten mit, "Terroristen" hätten in koordinierten Attacken vor Sonnenaufgang die Kaserne in Ben Guerdane sowie Posten von Nationalgarde und Polizei angegriffen. Dabei seien sechs Mitglieder der Nationalgarde, zwei Polizisten, ein Zollbeamter und ein Soldat getötet worden. Unter den sieben zivilen Todesopfern war nach Krankenhausangaben ein zwölfjähriger Junge.

"Die Tunesier sind im Krieg gegen die Barbarei und diese Ratten, die wir definitiv (...) auslöschen werden", sagte Essebsi in einer vom Staatsfernsehen übertragenen Reaktion auf die Angriffe. Das Vorgehen der Dschihadisten sei "beispiellos". Möglicherweise hätten sie das Ziel verfolgt, die Region um Ben Guerdane unter ihre Kontrolle zu bringen und "eine neue Provinz auszurufen".

Regierungssprecher Khaled Chaouket sagte dem staatlichen Fernsehsender Wataniya, Tunesien sei "auf dem Weg zum Sieg über diese Gruppen". Regierungschef Habib Essid berief eine Dringlichkeitssitzung mit dem Innen- und Verteidigungsminister ein und entsandte diese danach nach Ben Guerdane.

Die Armee forderte die Bewohner der Grenzstadt im Südosten Tunesiens über Lautsprecher auf, in ihren Häusern zu bleiben. Der Grenzübergang Ras Jedir wurde für unbestimmte Zeit geschlossen. Die wichtigste Straße, die Ben Guerdane mit den übrigen Landesteilen Tunesiens verbindet, wurde gesperrt.

Unsicherheit an der libyschen Grenze

Ein AFP-Reporter berichtete, dass in Ben Guerdane Schulen und Geschäfte geschlossen wurden. In der Stadt verteilt waren Soldaten auf Hausdächern postiert.

Nahe Ben Guerdane hatten sich Sicherheitskräfte bereits am Mittwoch vergangener Woche Gefechte mit Extremisten geliefert. Bei mindestens vier der fünf Getöteten handelte es sich nach Behördenangaben um Tunesier, die über die libysche Grenze gekommen waren, um in Tunesien Anschläge zu verüben.

Seit einem US-Luftangriff auf ein Trainingslager der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in Libyen, bei dem am 18. Februar dutzende tunesische Dschihadisten getötet worden waren, befürchten die tunesischen Sicherheitskräfte ein Einsickern von islamistischen Attentätern.

In Tunesien hatte der IS im vergangenen Jahr mehrere Anschläge verübt, die in Libyen geplant worden sein sollen. Der für das Land entscheidende Tourismussektor nahm dadurch massiv Schaden. Die Grenze zu Libyen hat Tunesien bereits zusätzlich gesichert.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte den Angriff von Ben Guerdane. "Der Versuch, mit Mord und Gewalt die tunesische Diplomatie zu destabilisieren, darf nicht gelingen", erklärte er. Der Angriff zeige, wie wichtig es sei, eine Stabilisierung Libyens zu erreichen, damit der IS keinen sicheren Rückzugsort mehr finde.

Libyen wird seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 von konkurrierenden Milizen beherrscht. Sie ringen neben zwei rivalisierenden Regierungen und Parlamenten in Tobruk und der Hauptstadt Tripolis um die Macht. Der IS nutzt die Lage, um sich in dem nordafrikanischen Land auszubreiten.

Medienberichten zufolge sind Spezialkräfte der USA, Großbritanniens und Frankreichs in Libyen aktiv. Die Zeitung "Corriere della Sera" berichtete vergangene Woche unter Berufung auf eine Anordnung von Italiens Regierungschef Matteo Renzi, dass auch 50 italienische Spezialkräfte nach Libyen geschickt werden sollen. (AFP)

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