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Arbeiter vor einer riesigen türkischen Flagge in Istanbul

© Sedat Suna/dpa

Türkei will jetzt Türkiye heißen: Von der zu großen Nähe zum Truthahn

Die englische Bezeichnung „Turkey“ ist Ankara zu doppeldeutig. Da muss dringend ein Neuanfang her! Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Andrea Nüsse

Viele Menschen sind nicht glücklich mit ihrem Vornamen. Einige lassen ihn als Erwachsene ändern. Denn Namen sind natürlich ein wichtiger Bestandteil der Identität.

Auch Länder ändern manchmal ihre Namen. Das hat meist politische Gründe: So hat die Republik Kongo viele Etappen der (Fremd-)Herrschaft durchlaufen, und das spiegelt sich in den wechselnden Bezeichnungen wider: Kongo-Freistaat, Belgisch-Kongo, Kongo-Léopold, Zaire und schließlich Republik Kongo.

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Erst 2019 hat Mazedonien seinen jahrzehntelangen Namensstreit mit Griechenland beendet und sich in Nordmazedonien umbenannt – in Abgrenzung zur griechischen Provinz Mazedonien. Um des Friedens willen.

Die Türkei dagegen will jetzt mit einer Umbenennung Marke, Identität und Ansehen des Landes stärken. Es geht um die Übersetzung des Landesnamens ins Englische: Turkey. In der Tat tauchen im Netz auch Infos zu Truthähnen auf, wenn man nach diesem Wort sucht.

Eigentlich müssten es Perlhühner sein, die wohl über das Osmanische Reich als „türkische Hühner“ nach Nordamerika importiert wurden. Aber mittlerweile weiß auch jeder Europäer, dass Truthähne am wichtigsten amerikanischen Feiertag (Thanksgiving) gebacken und gebraten verspeist werden.

[Lesen Sie auch: Türkiye – nicht Türkei: Ankara verlangt Sprachänderung im Ausland (T+)]

Obwohl kaum Witze oder Namensspiele aufgrund dieser Doppelbedeutung bekannt sind, kann das in sehr nationalistischen türkischen Kreisen als kränkend oder erniedrigend empfunden werden.

Daher ist die Regierung in Ankara konsequent und will jetzt international „Türkiye“ genannt werden (auch im Deutschen, wo eine Verwechslung mit einem Vogel eigentlich ausgeschlossen ist).

Leider kann die Türkei der Welt nicht befehlen, wie ihr Ländername in den verschiedenen Sprachen übersetzt wird. Aber natürlich ist es das Gebot der Stunde, auf Forderungen nach Selbstbestimmung einzugehen. Dann also „Türkiye“ – und viel Spaß bei der richtigen Aussprache und korrekter Rechtschreibung!

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