zum Hauptinhalt
Recep Tayyip Erdogan, Staatspräsident der Türkei, hält eine Rede beim Kongress seiner Partei (AKP).

© Burhan Ozbilici/AP/dpa

Türkei: Erdogan will Einsätze im Irak und in Syrien ausweiten

Auf dem Parteitag der AKP wurde der türkische Präsident fast einstimmig als Parteichef bestätigt. Im Streit mit den USA zeichnet sich keine Entspannung ab.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat bei einem Parteitag seiner islamisch-konservativen Partei Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) erneut gegen die USA ausgeteilt. "Einige denken, sie könnten uns drohen mit der Wirtschaft, Strafmaßnahmen, Devisenkursen, Zinsen und Inflation. Wir kennen eure Betrügereien, und wir werden euch die Stirn bieten", sagte er in Ankara.

Dort wurde Erdogan nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu einstimmig als AKP-Chef bestätigt. Alle fast 1.400 abgegebenen Stimmen seien auf Erdogan entfallen.

Der türkische Präsident kündigte auch an die grenzüberschreitenden Einsätze des Militärs im Irak und in Syrien auszuweiten. Er werde „die Quelle der Bedrohung“ für sein Land trockenlegen, sagte Erdogan. Die Ankündigung dürfte die Krise mit den USA weiter verschärfen. Im Norden Syriens stehen sich US-amerikanische und türkische Truppen direkt gegenüber. Washington unterstützt dort kurdische Verbände, die große Erfolge gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) erzielt haben. Sie kontrollieren ein Gebiet von Hunderten Kilometern entlang der Grenze.

Die Türkei sieht die Einheiten unter der Führung der Gruppe YPG an ihrer Grenze allerdings als syrischen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Zweimal marschierte sie mit pro-türkischen Rebellen bereits in den Nordwesten Syriens ein und eroberte Kurdengebiet, zum Beispiel in Afrin.

Über die diplomatische Krise mit dem Nato-Partner USA sagte der Staatschef, die Türkei werde sich nicht denjenigen ergeben, "die uns als strategischen Partner darstellen und zugleich aus uns ein strategisches Ziel machen wollen".

In dem Streit zeichnet sich weiter keine Annäherung ab. Ein Gericht im türkischen Izmir lehnte am Freitag erneut eine Freilassung des inhaftierten US-Pastors Andrew Brunson ab, der im Zentrum des Konflikts steht. Kurz zuvor hatte die Regierung in Ankara weitere Vergeltungsmaßnahmen angedroht, sollten neue US-Sanktionen verhängt werden. Die türkische Lira geriet weiter unter Druck.

Türkischer Staatschef kündigt Ausweitung von Militäreinsätzen an

Die US-Regierung hatte am Donnerstag erklärt, Washington plane weitere Konsequenzen, wenn die Türkei den evangelikalen Pastor nicht schnell freilasse. Präsident Donald Trump bezeichnete Brunson, der seit Oktober 2016 unter Spionage- und Terrorvorwürfen inhaftiert ist, als "Geisel" Ankaras.

Anfang August hatte Trump Strafmaßnahmen gegen den türkischen Justiz- und den Innenminister wegen ihrer Rolle im Fall Brunson verhängt. Außerdem verdoppelte er die Zölle auf türkische Stahl- und Aluminiumimporte. Damit schickte er die ohnehin schwächelnde türkische Lira auf Talfahrt.

Als Vergeltung für die US-Strafzölle hob Ankara die Einfuhrzölle auf mehrere US-Produkte deutlich an, darunter Autos, alkoholische Getränke und Tabak. Staatschef Erdogan kündigte zudem einen Boykott von US-Elektronikprodukten an. (AFP, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false