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Die von der Türkei unterstützte «Freie Syrische Armee» sichert die im Zuge der Offensive «Olivenzweig» besetze Gegend um Azaz (Syrien).

© DHA-Depo Photos/AP/dpa

Update

Türkei bekämpft Kurden in Syrien: Der Streit zwischen Erdogan und Trump spitzt sich zu

Der türkische Staatschef fordert, US-Truppen sollen sich aus Syrien zurückziehen. Vor der türkischen Botschaft in Berlin demonstrieren am Freitag Kurden und Türken.

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan hat US-Präsident Donald Trump zum Rückzug amerikanischer Truppen aus Syrien aufgefordert. Das teilte das Außenministerium in Ankara am Donnerstag mit. In einem Telefonat zuvor sollen Erdogan und Trump ihre Differenzen über den türkischen Einmarsch in Syrien nicht ausgeräumt haben.

Ankaras Armee greift seit sechs Tagen die Region Afrin an – sie gehört zur Rojava genannten kurdischen Autonomiezone in Nordsyrien, die von den USA unterstützt und von Russland toleriert wurde. Erdogan geht es nun um die ebenfalls von Kurden regierte Region um Manbidsch, in der US-Soldaten stationiert sind. Nach Angaben syrischer Oppositioneller schlugen dort in der Nacht zu Donnerstag Geschosse türkischer Truppen ein. Trump warnte Erdogan dem Weißen Haus zufolge vor einer Konfrontation. Erdogan müsse jegliche Aktionen unterlassen, durch die es zu einem direkten Konflikt mit US-Soldaten kommen könnte. Der türkische Präsident hatte angekündigt, kurdische Einheiten aus ganz Nordsyrien zu vertreiben.

Außenminister Gabriel (SPD): Liefern keine Rüstungsgüter in Spannungsgebiete

Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte, er habe Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg gebeten, innerhalb des Verteidigungsbündnisses darüber zu beraten. Die derzeit nur geschäftsführende Bundesregierung wird zudem ihre Entscheidung über Rüstungsexporte in die Türkei verschieben. Es sei klar, sagte Gabriel, „dass wir nicht in Spannungsgebiete liefern dürfen und dies auch nicht tun werden“. Gabriel bezieht sich auf die von Ankara gewünschte Aufrüstung der in Deutschland gebauten und in Afrin eingesetzten Leopard-II-Panzer.

Kampf um die von Kurden regierte Region Afrin in Nordsyrien.
Kampf um die von Kurden regierte Region Afrin in Nordsyrien.

© Tsp

In Nordsyrien regiert eine kurdisch- christlich dominierte Koalition unter Führung der PYD. Deren Miliz YPG wird von den USA im Kampf gegen den „Islamischen Staat“ unterstützt. Die PYD gilt als Schwesterpartei der militanten Kurdischen Arbeiterpartei PKK, die in der Türkei und der EU verboten ist. Die PYD wird von Islamisten, der Türkei und zuletzt auch Syriens Zentralregierung bekämpft.

Ankara teilte mit, die von Russland unterstützten syrischen Truppen würden nicht angegriffen, solange sie nicht gegen die türkische Armee vorgingen. Das jedoch könnte bald der Fall sein, denn die Kurden in Afrin haben von der syrischen Regierung Hilfe angefordert. "Wir rufen den syrischen Staat auf, seinen Verpflichtungen nachzukommen und die Armee zu entsenden, um die Grenze mit der Türkei gegen Angriffe der türkischen Besatzer zu schützen", hieß es in einer am Donnerstag auf der Internetseite der lokalen Verwaltung veröffentlichten Erklärung.

Die türkische Armee rückt derweil zusammen mit Milizionären auf Afrin vor. Wie syrische Exilanten melden, sollen unter den Kämpfern von den USA als Terroristen eingestufte Islamisten sein. Demnach wurden Dschihadisten der von Tschetschenen geführten „Junud al Sham“ gesichtet. Gegen die Terrortruppe wurde auch in Berlin ermittelt. Der Zentralrat der Jesiden in Deutschland erklärte, die Welt müsse verhindern, dass Afrin jesiden- und christenfrei werde.

Gegner und Befürworter des Angriffs sammeln sich vor türkischer Botschaft

In Berlin werden an diesem Freitag auf zwei Kundgebungen jeweils bis zu 1000 Demonstranten vor der türkischen Botschaft erwartet. Während kurdische Gruppen und türkische Exiloppositionelle zum Protest gegen den Angriff auf Afrin aufrufen, mobilisieren Anhänger der Regierung in Ankara dafür, den Einmarsch zu unterstützen. Nach Tagesspiegel-Informationen werden darunter auch Anhänger der rechtsextremen Grauen Wölfe sein. Die Polizei kündigte an, die Lager schon bei der Anreise trennen zu wollen.

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