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Die deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu mit ihrem Mann am Dienstag außerhalb des Gerichts in Istanbul.

© Yasin Akgul/AFP

Update

Türkei: Ausreisesperre gegen Mesale Tolus Ehemann aufgehoben

Knapp zwei Monate nach ihrer Ausreise hat Mesale Tolu an ihrem Prozess in Istanbul teilgenommen. Das Gericht hob die Ausreisesperre für ihren Mann auf.

Der Ehemann der in der Türkei angeklagten deutschen Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu darf das Land verlassen. Das Istanbuler Gericht hob die Ausreisesperre gegen Suat Corlu bei der Fortsetzung der Verhandlung am Dienstag auf. Der Prozess wegen Terrorvorwürfen gegen das Ehepaar wurde auf den 10. Januar vertagt.

Der 33-Jährigen Tolu und ihrem Ehemann werden Verbindungen zur linksextremen Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei MLKP vorgeworfen, die in der Türkei als Terrororganisation gilt.

Am Morgen hatte Tolu gesagt, sie rechne bei ihrem Prozess in der Türkei mit einer Gefängnisstrafe. „Ich denke, es wird auf eine Haftstrafe hinauslaufen“, sagte Tolu am Dienstag im rbb-Inforadio. „Ich werde für Freispruch kämpfen. Ich weiß aber, dass sehr viel politisch entschieden wird.“ Trotzdem will sie sich persönlich gegen alle Vorwürfe verteidigen und Freispruch beantragen.

Außerdem wollte die einst in der Türkei inhaftierte Journalistin rund zwei Monate nach ihrer Ausreise zurück nach Istanbul reisen, um ihrem Mann zur Seite zu stehen. „Ich denke, dass die Chancen für meinen Mann damit erhöht werden“, sagte Tolu dem Sender über ihre Reise.

Ihre Anwälte rechnen allerdings nicht mit einer erneuten Festnahme der 33-Jährigen in der Türkei. Die mittlerweile wieder in Deutschland lebende Journalistin ist kritischer: „Es gibt immer wieder die Gefahr, dass irgendwas passieren kann.“

Tolus Anwältin: Erwarten am Dienstag kein Urteil

Tolus Anwältin Kader Tonc sagte der dpa, sie erwarte am Dienstag kein Urteil. Der Prozess sollte am Dienstag um 11 Uhr Ortszeit (10 Uhr MESZ) beginnen. Tolu wird die Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen - gemeint ist die linksextreme Marxistisch-Leninistische Kommunistische Partei MLKP. Dafür drohen ihr bis zu 20 Jahre Haft.

Die Journalistin und Übersetzerin war Ende April 2017 in Istanbul festgenommen worden und saß mehr als sieben Monate lang in Untersuchungshaft. Im Dezember kam sie zwar frei, ihre Ausreisesperre wurde jedoch erst Monate später aufgehoben. Ende August kehrte Tolu dann mit ihrem dreijährigen Sohn nach Deutschland zurück. Ihrem Mann, der türkischer Staatsbürger ist, wurde die Ausreise bislang verwehrt.

„Es wird höchste Zeit, Mesale Tolu von den absurden Terrorvorwürfen freizusprechen und die Ausreisesperre gegen ihren Mann aufzuheben“, sagte der Geschäftsführer der Organisation Reporter ohne Grenzen, Christian Mihr. „Ihr angebliches Verbrechen ist kritischer Journalismus, den Präsident Erdogan mit beispielloser Härte unterdrückt.“

Noch immer fünf Deutsche in der Türkei inhaftiert

Die endgültige Entscheidung, persönlich an dem Verfahren teilzunehmen, sei am Sonntag nach Rücksprachen mit ihren Anwälten getroffen worden, sagte der Sprecher von Tolus Unterstützergruppe, Cengiz Dogan. Die Juristen seien der Meinung, dass keine Gefahr einer erneuten Festnahme der deutschen Staatsbürgerin bestehe. Sollte dies doch geschehen oder sollte sie in dem Gerichtsverfahren eine Gefängnisstrafe erhalten, werde der Solidaritätskreis „Freiheit für Mesale Tolu“ in Deutschland erneut Protestaktionen organisieren.

Tolu hatte in Istanbul für die linke Nachrichtenagentur Etha gearbeitet. Ihr Fall hatte im vergangenen Jahr die Beziehungen der Türkei zu Deutschland schwer belastet - ebenso wie die Inhaftierung des „Welt“-Reporters Deniz Yücel und des Menschenrechtlers Peter Steudtner. Beide sind inzwischen ebenfalls frei und zurück in Deutschland.

Noch immer sitzen nach offiziellen Angaben jedoch fünf Deutsche aus politischen Gründen in türkischen Gefängnissen. Darunter ist der Kölner Adil Demirci, der ebenfalls für die Agentur Etha gearbeitet hatte und dem wie Tolu die Mitgliedschaft in der MLKP vorgeworfen wird. Diese gilt in der Türkei als Terrororganisation. (dpa)

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