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Kelly Craft soll US-Botschafterin bei den UN in New York werden.

© Kevin Lamarque/REUTERS

Trumps UN-Nominierte: Kelly Crafts schwieriger Spagat

Kelly Craft soll nach dem Willen von US-Präsident Donald Trump neue UN-Botschafterin werden - in Zeiten von "America First" keine leichte Aufgabe. Ein Porträt.

Welche geringe Bedeutung Washington der Position des amerikanischen Boschafters bei den Vereinten Nationen beimisst, lässt sich schnell erkennen: Fast ein halbes Jahr lang ist der Posten bisher unbesetzt. Und das trotz gefährlich lodernder Krisen vom Iran über Libyen bis nach Venezuela.

Nun hatte US-Präsident Donald Trump im Mai immerhin die Milliardärin und derzeitige US-Botschafterin in Kanada, Kelly Craft, als Nachfolgerin der Ende 2018 überraschend ausgeschiedenen Nikki Haley nominiert. Derzeit läuft das Anhörungsverfahren im Senat.

So sie denn bestätigt wird, wonach es aussieht, wird Kelly Craft eine heikle Aufgabe in New York erfüllen müssen. Sie wird die Repräsentantin einer Regierung, die wenig von multilateralen Organisationen und Bündnissen hält. Besonders deutlich zeigte sich das in den Anhörungen beim Thema Klimawandel. Die 57-Jährige erklärte im Auswärtigen Ausschuss der Kongresskammer, der Klimawandel müsse angegangen werden, "da er ein echtes Risiko für unseren Planeten darstellt". Unter dem Klimawandel-Skeptiker Trump haben sich die USA jedoch aus dem Pariser Klimaabkommen zurückgezogen, einem Vertrag, der Ende 2015 als großer Durchbruch der internationalen Diplomatie gefeiert wurde. Trumps Vorgänger Barack Obama hatte ihn noch als möglichen "Wendepunkt für die Welt" bezeichnet. Craft, die früher auch schon mal erklärt hatte, es gebe auf beiden Seiten der Klimadebatte gute Wissenschaftler, rechtfertigte diese Entscheidung: Die USA müssten nicht Teil eines Abkommens sein, um die Debatte über das Klima anzuführen. Ähnlich äußerte sie sich zu der Tatsache, dass sich Washington auch aus dem UN-Menschenrechtsrat verabschiedet hat: Um Menschenrechte könne sich ja auch der Sicherheitsrat kümmern.

Ihr Ehemann hat Milliarden in der Kohleindustrie verdient

Auch persönlich muss Craft einen schwierigen Spagat bewältigen. Sie akzeptiere, dass "fossile Energieträger eine Rolle beim Klimawandel gespielt haben", sagte die Ehefrau von Joe Craft, der seine Milliarden in der Kohleindustrie verdient hat. Aus Befangenheit werde sie sich daher bei UN-Klimaverhandlungen vertreten lassen, wenn es dabei um Kohle gehe. Sie fügte hinzu, dass politische Maßnahmen nicht auf Kosten amerikanischer Arbeitsplätze gehen dürften.

Vor allem diese "America First"-Bemerkung wird der Präsident gerne gehört haben, der seinen Wählern versprochen hat, die leidende heimische Kohleindustrie wieder aufzupäppeln. Gerade erst hat die US-Umweltbehörde EPA Regulierungen für Kohlekraftwerke aus der Obama-Zeit zurückgenommen, die beschlossen worden waren, um den Kohlendioxid-Ausstoß der USA zu verringern.

Crafts bisherige Auftritte machen nicht den Eindruck, als ob sie auf ihrem neuen Botschafterposten allzu viel Aufsehen erregen will. Anders als ihre Vorgängerin: Die machtbewusste Nikki Haley bestand darauf, als Botschafterin wie ein Regierungsmitglied eingestuft zu werden. Bei Craft wird das Beobachtern zufolge eher nicht der Fall sein. Und damit wird wohl auch ihr Einfluss überschaubar bleiben.

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