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US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in Singapur

© AFP/The Straits Times/Kevin Lim

Trump trifft Kim Jong Un: Heute Kim, morgen Chamenei

Donald Trump hat dem Diktator von Nordkorea die Hand gereicht. Das verdient Lob. Reden ist besser als schießen. Nun sollte er ebenso mutig auf die Mullahs im Iran zugehen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Malte Lehming

Es ist nicht verrückt, eine verrückte, verfahrene Lage durch eine verrückt wirkende Politik entschärfen zu wollen. Denn Diplomatie ist eine Kunst, keine Wissenschaft. Ihr Ziel ist es, aus Feinden Gegnern, aus Gegnern Partner und aus Partnern Verbündete zu machen. Deshalb kann die Welt nach diesem historischen Gipfel ein kleines bisschen aufatmen. Reden ist besser als schießen. Immer.

Der Gipfel von Singapur – ein Erfolg. Nicht, weil sich bereits die vollständige, nachprüfbare und unumkehrbare Denuklearisierung Nordkoreas abzeichnet. Für solche Prognosen ist es, aufgrund langer, leidvoller Erfahrungen mit dem Regime in Pjöngjang, noch zu früh. Aber dass US-Präsident Donald Trump es gewagt hat, die ausgetretenen Pfade, die im Umgang mit Nordkorea stets in der Sackgasse endeten, zu verlassen und Diktator Kim Jong Un die Hand zu reichen, verdient Lob, Anerkennung, Respekt. Das darf der Groll Europas und Kanadas, nach dem G7-Gipfel von Trump schmählich von diesem düpiert worden zu sein, nicht verdecken.

Anerkennung Israels, keine Unterstützung des Terrors

Wenn es aber richtig, mutig und historisch war, um des Weltfriedens willen einem Diktator die Hand zu reichen, der sein Volk verhungern lässt, die Menschenrechte mit Stiefeln tritt, über das größte Folterlager der Welt herrscht, auf dem weltweit letzten Platz bei der Pressefreiheit liegt, seit 18 Jahren kontinuierlich die Rangliste der Länder mit der weltweit schlimmsten Christenverfolgung anführt, Vereinbarungen über das Atomprogramm seines Landes ein ums andere Mal verletzt hat -, dann, ja dann müsste Trump jetzt den logisch nächsten Schritt tun und ebenso offenherzig auf die Mullahs in Teheran zugehen. Auch im Umgang mit dem Iran ist die Lage seit Jahrzehnten verfahren, die Feindschaft zu den USA legendär. Auch die Ayatollahs halten nicht viel von Menschenrechten und Meinungsfreiheit.

Zwar war der Hauptstreitpunkt im Konflikt mit dem Iran – die Weiterführung des Atomprogramms – durch ein internationales Abkommen bereits nachweislich längst entschärft worden, aber vielleicht gelingt es Trump ja in dem von ihm offenbar favorisierten direkten Dialog, zum Status quo ante zurückzukehren und noch etwas draufzusatteln. Sprich: Anerkennung Israels, keine Unterstützung des Terrors, kein Raketenbau.

Ein historischer Händedruck soll Hoffnung machen. Er soll zeigen, dass Mächtige, die den Weltfrieden im Blick haben, über ihren Schatten springen können. Dass sie lieber reden als schießen, lieber verhandeln als drohen. Ein Anfang ist gemacht. Mögen weitere große Gesten amerikanischen guten Willens folgen.

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