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Corona-Schnelltest in Stuttgart. Die Positivrate ist über Weihnachten auf ein Rekordhoch gestiegen.

© Marijan Murat/dpa

Trotz halber Million weniger Corona-Tests: Rekord-Positivrate zeigt, wie ernst die Lage werden könnte

Die wenigen PCR-Tests in der Weihnachtswoche kombiniert mit vielen positiven Abstrichen verheißen nichts Gutes. Zudem gibt es immer mehr Intensivpatienten.

Schon weit vor Weihnachten gab es die ersten Empfehlungen, wie Menschen in Deutschland sich und ihre Familien über die Feiertage vor einer Ansteckung schützen können. Das oberste Gebot: Kontakte noch stärker reduzieren als ohnehin schon. Zudem sollten Corona-Schnelltests zumindest ein bisschen Sicherheit geben und dafür sorgen, dass Weihnachten kein Superspreader-Event würde.

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Der Vorteil der Schnelltests liegt schon im Namen: Sie geben ein schnelles Ergebnis. Der Nachteil: Das Ergebnis ist nur von kurzer Haltbarkeit und weniger sicher als beim aufwendigen, Labor geprüften PCR-Test. Dabei ist wohl gerade jetzt im Dezember, da die Corona-Zahlen neue Höchststände erreicht haben, Sicherheit am wichtigsten.

Deshalb können die aktuellen Testzahlen des Vereins Akkreditierter Labore (ALM) in Deutschland durchaus als schlechtes Omen gedeutet werden. Die Zahl der PCR-Tests ist in der Weihnachtswoche vom 21. bis 27. Dezember eingebrochen. Waren es in der Woche zuvor noch rund 1,5 Millionen Tests, gingen bei den Laboren nun weniger als eine Million Tests ein.

Für Montag meldeten die deutschen Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut (RKI) deshalb auch nur 12.892 Corona-Neuinfektionen. Das waren rund 7000 weniger als in der Vorwoche. Auch die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) sank aufgrund der geringen Zahl an Tests deutlich. Vom Höchstwert von 197,6 am 22. Dezember auf 149,2.

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Das ALM beruft sich bei den Zahlen auf Angaben von 169 Laboren bundesweit. Der Anteil positiver Tests an der Gesamtzahl der rund einer Million Tests lag bei 13,2 Prozent, das ist ein neuer Höchstwert. Die bislang höchste Positivrate gab es in der Vorwoche mit 11,8 Prozent.

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Die Zahlen lassen gleich zwei Schlussfolgerungen zu. Erstens: Die Menschen haben vor Weihnachten zunehmend auf Schnelltests gesetzt, die zwar kurzfristiger vor den Treffen mit den Familien Ergebnisse brachten, allerdings längst keine hundertprozentige Gewissheit. Zweitens: Wäre so viel getestet worden wie gewöhnlich, lägen die Zahlen der Infektionsnachweise der Rekord-Positivrate zufolge ebenfalls auf Rekordniveau seit Beginn der Pandemie.

Daran, dass es nicht mehr Kapazitäten gab, lag es laut Verbandsangaben nicht. Zwar hätte weniger getestet werden können als an einem beliebigen Wochentag vor Weihnachten. Allerdings lagen die Kapazitäten auf Wochenendniveau. Diese seien aber deutlich weniger in Anspruch genommen worden. Begründet wurde dies mit weniger Abstrich-Entnahmen – und eben mit Schnelltestangeboten, die kurz vor Weihnachten noch verstärkt genutzt worden seien.

Ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Corona-Lage in Deutschland keinesfalls verbessert, sind die Zahlen der Corona-Patienten auf Intensivstationen. Denn diese Meldungen machen über Weihnachten keine Pause.

Impfungen haben noch geringen Einfluss auf Corona-Zahlen

War die Anzahl der Corona-Intensivpatienten in der Woche vom 15. bis 22. Dezember dem DIVI-Intensivregister zufolge um 500 gestiegen, waren es vom 22. bis 29. Dezember mit rund 430 nicht viel weniger und immer noch dramatisch viele. Der Anteil der belegten Intensivbetten mit Corona-Patienten an der Gesamtzahl stieg bis zum 29. Dezember von 19,5 auf mehr als 21 Prozent.

Die Auswirkungen der Feiertage auf die Infektionsnachweise wird das RKI erst in ein bis zwei Wochen abbilden können, da es für gewöhnlich so lange dauert, bis eine Corona-Infektion ausbricht und sich in den Zahlen niederschlägt. Außerdem wird Anfang Januar wieder im gewohnten Umfang getestet werden.

Die Impfungen gegen das Virus werden den erwartbaren Anstieg der Infektionszahlen noch nicht eindämmen können. Zwar sind bis zum Dienstag bereits mehr als 40.000 Menschen geimpft worden – allerdings zunächst nur Bewohner von Pflegeheimen und Mitarbeiter in Heimen.

Zudem wird der vollumfängliche Impfschutz erst nach der zweiten Dosis nach etwa drei Wochen garantiert. Es ist somit nicht davon auszugehen, dass alle Geimpften bereits sicher vor der Erkrankung Covid-19 geschützt sind. Da die erste Person in Deutschland am 26. Dezember geimpft wurde, wird der Impfstoff erst in der zweiten Januar-Woche seine volle Wirkung entfalten können. (mit dpa)

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