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Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und US-Präsident Trump im Juni bei ihrem Treffen in Singapur.

© Susan Walsh/Pool via Reuters

Update

Trotz Abrüstungsgesprächen: Bericht: Nordkorea treibt Raketenprogramm voran

Ein US-Think-Tank will mit Satellitenbildern belegen können, dass Nordkorea sein Atomwaffenprogramm weiter verfolgt.

Nordkorea betreibt laut einer am Montag veröffentlichten Studie mindestens 13 Stützpunkte, an denen mobile, atomar einsetzbare Raketen verborgen werden. Mitarbeiter der Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS) vermuten, es könnte sogar bis zu 20 solcher Raketenstützpunkte geben, die Pjöngjang bisher verheimlicht habe. "Es ist nicht so, als ob diese Stützpunkte eingefroren wurden", sagte Victor Cha, Leiter des CSIS-Nordkoreaprogramms, der "New York Times".

US-Präsident Donald Trump hat seinen Gipfeltreffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in Singapur im Juni als Startschuss für die "vollständige Denuklearisierung" der koreanischen Halbinsel bejubelt. Und tatsächlich verzichtet Pjöngjang inzwischen auf Raketentests und hat ein Testgelände abgerissen.

Doch nach Angaben von CSIS befinden sich im ganzen Land verteilt unterirdische Stützpunkte in engen Bergtälern. Sie seien so gebaut, dass mobile Raketenwerfer schnell aus Tunneln geholt und zu zuvor vorbereiteten Abschussplätzen transportiert werden können, heißt es in der Studie. Ein darin detailliert dargestellter Stützpunkt liegt demnach nur 135 Kilometer nordwestlich von Südkoreas Hauptstadt Seoul. Die Ergebnisse der Studie basieren auf der Auswertung von Satellitenbildern, Interviews mit Überläufern sowie mit Geheimdienst- und Regierungsmitgliedern.

US-Präsident Donald Trump spricht regelmäßig von großen Fortschritten bei den Gesprächen mit Nordkorea. Im Juni hatte er sich in Singapur mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un zu einem historischen Gipfel getroffen. Kim hatte dort seinen Willen zur atomaren Abrüstung bekundet. Er hat bisher aber keine konkreten Zusagen gemacht, wann und wie sein bestehendes Atomwaffen- und Raketenarsenal abgebaut werden soll. Auch ist noch unklar, wie die Gegenleistungen der USA aussehen. In den nächsten Monaten soll ein zweites Treffen Trumps mit Kim stattfinden.

Ursprünglich hatte sich US-Außenminister Mike Pompeo vor wenigen Tagen in New York mit Nordkoreas Chefunterhändler Kim Yong Chol treffen wollen, um den zweiten Gipfel vorzubereiten. Das Treffen war jedoch kurzfristig auf ein unbestimmtes Datum verschoben worden. Trump verkauft seine Nordkorea-Politik seit Monaten als großen Erfolg. Die „New York Times“ schrieb unter Berufung auf die neuen Erkenntnisse, die nordkoreanische Führung speise die US-Regierung bewusst mit kleinen Entgegenkommen ab, während sie hinter den Kulissen einen Ausbau des eigenen Raketenarsenals forciere.

Der Atomwaffenexperte Vipin Narang zeigte sich auf Twitter von den Erkenntnissen nicht überrascht. "Das ist KEINE Täuschung, Kim hatte die Massenproduktion ballistischer Raketen buchstäblich am Neujahrstag 2018 angeordnet", schreibt der Professor für Sicherheitspolitik am Massachusetts Institute of Technology (MIT), "er hat nie angeboten, diese Produktion einzustellen, geschweige denn aufzugeben." Kim mache lediglich, was er angekündigt habe, erklärt der Atomwaffenexperte. (Tsp/dpa)

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