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Hauptsache Atbeitsplätze: Verdi-Protest für den Erhalt der Braunkohleförderung.

© dpa/Henning Kaiser

Treffen von Gewerkschaften und Grünen: Ökologie und Soziales müssen keine Gegensätze sein

Am Mittwoch kommt es zum Annäherungsversuch von Gewerkschaften und Grünen. Ein gutes Signal, zeugt es doch von gewachsenem Realitätssinn. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Rainer Woratschka

In einer Krise, schrieb der frühere DGB-Chef Ernst Breit Mitte der 80er Jahre, würden Gewerkschaften „eher dazu neigen, die vorhandenen Arbeitsbedingungen zu verteidigen“. Grenzen des Wachstums, Klimawandel? Erst mal geht es den Beschäftigtenvertretern darum, durch irgendwelche Neuerungen bloß keine Arbeitsplätze zu verlieren.

Die notwendigen Umbrüche betreffen Hunderttausende

Daran hat sich wenig geändert. Als sich die Anti-Atom-Bewegung formierte, ließen die Gewerkschaften ihre Mitglieder lautstark für Kernkraftwerke demonstrieren. Nun organisieren sie Proteste gegen den Kohleausstieg, machen gegen das geforderte Verbot von Verbrennungsmotoren mobil. Das ist verständlich, denn die damit verbundenen Umbrüche betreffen Hunderttausende von Beschäftigten. Doch denen hilft es wenig, wenn sich ihre Interessensvertreter bloß gegen nötige Veränderungen stemmen, statt diese aktiv und in ihrem Sinne mitzugestalten.

Nun wollen Gewerkschaften und Grüne zusammenrücken, um sich besser auszutauschen. Nach Informationen des Tagesspiegels trifft sich an diesem Mittwoch zum ersten Mal der Gewerkschafts- und Sozialbeirat der Grünen-Fraktion im Bundestag - eine rund 30-köpfige Runde, die Fraktionschef Anton Hofreiter initiiert hat und zu der auch Spitzenvertreter von Gewerkschaften und Sozialverbänden gehören.

Nicht mehr nur auf die sozialdemokratische Karte

Dieser Annäherungsversuch ist ein gutes Signal, zeugt er doch von gewachsenem Realitätssinn. Bei den Gewerkschaften spricht sich offenbar herum, dass man eine 20-Prozent-Partei mit ihren Ideen ernst nehmen muss und politisch nicht mehr nur auf die sozialdemokratische Karte setzen sollte. Bei den Grünen, dass der gewünschte Strukturwandel Ängste auslöst und sozialverträglich abgefedert werden muss.

Und selbst wenn es anfangs noch rumpelt. Die Botschaft ist wichtig: Ökologie und Soziales müssen keine Gegensätze sein.

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