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Der Sarg von Margot Honecker, geschmückt mit einer DDR-Flagge

© dpa/EPA/Sebastian Silva

Trauerfeier in Chile: Abschied von Margot Honecker in Santiago de Chile

Auf dem Sarg lag die DDR-Fahne: Wegbegleiter und Familie haben Margot Honecker die letzte Ehre erwiesen. In Deutschland ist sie für manche eine "bis zum Tod böse Frau".

Mit einer Trauerfeier haben Angehörige und politische Freunde Abschied von Margot Honecker genommen, die bis zu ihrem Tod die DDR und den Mauerbau eisern verteidigt hat. Die Witwe des früheren DDR-Staatschefs Erich Honecker war am Freitag im Alter von 89 Jahren in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile gestorben. Dort lebte sie seit fast 25 Jahren im politischen Exil.

Auf dem Friedhof Parque del Recuerdo versammelten sich am Samstag rund 50 Trauergäste, darunter Tochter Sonja und Vertreter der kommunistischen Partei Chiles. Honeckers Sarg war bedeckt mit einer DDR-Fahne. 

Journalisten und Fotografen waren zu der Trauerfeier in Santiago nicht zugelassen. „Ruhe in Frieden, Mama. Wir werden dich vermissen“, sagte Tochter Sonja nach Angaben von Trauergästen. Bei der 45-minütigen Zeremonie wurde auch die Internationale intoniert. Am Montag soll der Leichnam eingeäschert werden. Margot Honecker starb im Beisein ihrer Tochter, als Ursache nannten chilenische Medien eine Krebserkrankung. Ihr Ehemann Erich Honecker war 1994 im Alter von 81 Jahren in Chile gestorben. 

Forderungen nach Aufarbeitung

Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, warf Margot Honecker vor, als Ministerin für Volksbildung (1963-89) durch Umerziehungs- und Zwangsmaßnahmen Familien zerstört zu haben. „Sie hat Biografien beschädigt und den Menschen die Selbstbestimmung genommen“, sagte Jahn der Deutschen Presse-Agentur. Ihre Opfer seien zwangsadoptierte Kinder, Heimkinder oder Jugendliche, die in Jugendwerkhöfe eingewiesen wurden. „Sie leiden bis heute.“ Jahn forderte eine Untersuchung ihres Handelns. Bei der Aufarbeitung des Unrechts in der DDR müsse auch die Volksbildung betrachtet werden, für die sie jahrelang Verantwortung getragen habe, sagte Jahn.

Opferverbände bedauerten, dass Honecker nie strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden konnte - Ermittlungen wurden Mitte den 1990er Jahre eingestellt. Sie habe zu den SED-Genossen gehört, die bis zum letzten Tag keine Kritik an ihrem eigenen Handeln zugelassen hätten. Ähnlich äußerte sich der Leiter der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe: „Sie war bis zum Tod eine böse, verstockte Frau“, sagte er der „Mitteldeutschen Zeitung“.

In der DDR galt sie als kommunistische Hardlinerin. Mehr als ein Vierteljahrhundert lang setzte die Funktionärin mit dem Blaustich im Haar von 1963 bis kurz vor dem Mauerfall sozialistische Ideologie in Schulen und Kindergärten eisern durch - und verteidigte bis zum Tod die DDR. 2012 meinte sie in einem Dokumentarfilm zu den erschossenen DDR-Flüchtlingen, es sei dumm gewesen, über die Mauer zu klettern. Der Arbeiter- und Bauern-Staat war für sie das bessere System.

Nach der Wiedervereinigung hatten sie und ihr Mann in Moskau Zuflucht gefunden. Der langjährige Staats- und SED-Parteichef Erich Honecker wurde aber 1992 ausgeliefert und in Berlin vor Gericht gestellt. Margot Honecker siedelte nach Santiago über, wo Tochter Sonja lebte, die zu DDR-Zeiten einen Exil-Chilenen geheiratet hatte. 1993, nach Einstellung seines Prozesses, folgte ihr der damals bereits schwer kranke Erich Honecker, der am 29. Mai 1994 in Santiago starb.

Honecker lebte zuletzt zurückgezogen in La Reina, einem Vorort der Hauptstadt Santiago de Chile. Sie nahm aber noch gelegentlich an Veranstaltungen der Kommunistischen Partei Chile teil. Mehrere der südamerikanischen Genossen kannte sie aus deren Exil-Jahren in der DDR - nach dem Putsch von Augusto Pinochet gegen Salvador Allende 1973 waren viele Chilenen hierhin geflohen. Sie las laut Berichten viel und unternahm Spaziergänge, mied aber die Öffentlichkeit. Wächter ihrer Wohnanlage waren angehalten, Journalisten fernzuhalten.

Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chiles, Andrés Lagos, würdigte sie als geradlinige Persönlichkeit. „Sie war eine sehr konsequente Person mit politischen Idealen, auch nachdem der Sozialismus fiel, sie zeigte sich solidarisch mit den Völkern in Lateinamerika und Asien, die für ihre Befreiung kämpften“, sagte Lagos dem Portal „24horas“ über die einstige First Lady der DDR. (dpa)

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