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Blick in eine Hinrichtungszelle im US-Bundesstaat Arizona

© REUTERS

Todesstrafe in den USA: Arizona will Verurteilte mit Zyklon B hinrichten

Die Nazis vergasten Millionen Juden mit dem Gift. Nun will der republikanisch regierte US-Staat ausgerechnet Zyklon B bei Hinrichtungen einsetzen.

Der US-Bundesstaat Arizona will seine Hinrichtungen künftig mit Zyklon B durchführen – dem Gas, das die Nazis in Auschwitz eingesetzt hatten. Das berichtet der „Guardian“ in seiner Onlineausgabe. Der britischen Zeitung liegen Dokumente vor, wonach die Gefängnisbehörde von Arizona mehr als 2000 Dollar für die Beschaffung der Zutaten zur eigenen Herstellung ausgegeben hat.

Durch Zyklon B starben zwischen 1942 und 1945 Millionen Juden in den Vernichtungslagern der Nazis.

Die Beschaffung von Zyklon B ist Teil der Bemühungen von Arizona wieder Menschen durch die Todesstrafe hinzurichten.

Zuletzt hatte es 2014 in dem republikanisch regierten US-Bundesstaat bei einer tödlichen Injektion massive Probleme gegeben: Dem Häftling Joseph Wood wurden 15 Dosen verabreicht, ehe er starb. Sein Überlebenskampf dauerte fast zwei Stunden, obwohl das Gift bereits nach zehn Minuten wirken sollte.

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1999 war in Arizona auch der deutsche Staatsbürger Walter LaGrand hingerichtet worden. Er war für einen missglückten bewaffneten Banküberfall, bei dem ein Mann getötet wurde, zum Tode verurteilt worden. Die Zeitung „Tucson Citizen“ veröffentlichte später einen Augenzeugenbericht von seiner Hinrichtung. Darin wurde ein „qualvolles Würgen und Ersticken“ beschrieben – LaGrand habe 18 Minuten zum Sterben gebraucht.

„Man muss sich fragen, was sich Arizona dabei gedacht hat, zu glauben, dass es im Jahr 2021 akzeptabel ist, Menschen in einer Gaskammer mit Zyklongas hinzurichten“ sagte Robert Dunham, geschäftsführender Direktor des Death Penalty Information Center, dem „Guardian“.

Ein Blick in den Todestrakt der Strafvollzugsbehörde von South Carolina
Ein Blick in den Todestrakt der Strafvollzugsbehörde von South Carolina

© Uncredited/South Carolina Department of Corrections via AP/dpa

Laut dem britischen Medienbericht ist die 1949 erbaute und seit 22 Jahren stillgelegte Gaskammer erst kürzlich „renoviert“ worden. Laut US-Behördenunterlagen wurde eine Reihe von Tests durchgeführt, um die "Funktionsfähigkeit" der Kammer zu überprüfen. Demnach wurden unter anderem die Dichtungen an den Fenstern und der Tür überprüft, um die Luftdichtheit zu gewährleisten.

Einige der Test-Techniken müssen aber erstaunlich simpel gewesen sein. Den Gasaustritt prüften die Gefängnisbeamten demnach mit einer Kerze. Diese hielten sie schlicht an die versiegelten Fenster und die Tür: Flackert die Flamme auch nicht, sondern bleibt konstant? Dann gilt die Gaskammer mit dem Zyklon B jetzt als luftdicht. (Tsp)

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