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Menschen stehen umgeben von Polizisten in der Innenstadt von Köthen.

© Sebastian Willnow/dpa

Update

Tod eines 22-Jährigen in Sachsen-Anhalt: Innenminister Stahlknecht: Tathergang in Köthen weiter unklar

Der bei einem Streit in Köthen gestorbene Mann hat offenbar an einer Herzerkrankung gelitten. Einer der beiden inhaftierten Afghanen sollte ausgewiesen werden.

Einer der beiden im Zusammenhang mit dem Tod eines 22-Jährigen in Köthen festgenommenen Afghanen stand vor der Abschiebung aus Deutschland. Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) sagte am Montag in Magdeburg, ein entsprechender Antrag des Landkreises Anhalt-Bitterfeld sei am 23. August gestellt worden. Zuvor war ein gleichlautender Antrag im Frühjahr am fehlenden Einvernehmen der Staatsanwaltschaft gescheitert.

Nunmehr habe die Staatsanwaltschaft am vergangenen Donnerstag (6. September) ihr Einvernehmen zu dem Antrag erteilt. Der andere tatverdächtige Afghane habe eine Aufenthaltsgenehmigung und sei nicht ausreisepflichtig, sagte Stahlknecht. Beide waren nach den Worten von Sachsen-Anhalts Justizministerin Anne-Marie Keding (CDU) als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, seien inzwischen aber volljährig.

Der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Nopens sagte auf der Pressekonferenz in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt, die Behörden stünden mitten in den Ermittlungen. Derzeit könne noch nicht gesagt werden, was sich im Detail am Samstagabend in Köthen abgespielt hat. Nach den Worten von Justizministerin Keding waren an der Auseinandersetzung auf einem Köthener Spielplatz am Samstagabend gegen 22 Uhr mindestens zwei Deutsche und zwei Afghanen beteiligt. Der laut Obduktion mit hoher Wahrscheinlichkeit an akutem Herzversagen gestorbene 22-Jährige habe eine schwere Herzerkrankung gehabt. Tödliche Verletzungen durch Schläge oder Tritte seien nicht erkennbar. Verschiedene in Medien skizzierte Tatabläufe könnten nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht bestätigt werden.

Stahlknecht bittet Menschen um Besonnenheit

Stahlknecht und Keding drückten ihr Beileid gegenüber der Familie des Toten aus. Stahlknecht sagte, er habe Verständnis, dass bei den Menschen in Köthen und Sachsen-Anhalt Betroffenheit vorherrsche. Gleichwohl bitte er erneut um Besonnenheit. Nach seinen Worten war bei den Demonstrationen am Sonntagabend mit bis zu 2.500 Teilnehmern eine hohe dreistellige Zahl von Polizisten anwesend. Für Montagabend seien weitere Veranstaltungen geplant. Die Polizei werde diese entsprechend begleiten.

Wie Polizei und Staatsanwaltschaft in der Nacht zu Montag in Dessau-Roßlau mitteilten, erließ das Amtsgericht Dessau-Roßlau inzwischen Haftbefehl gegen die beiden an dem Streit beteiligten Afghanen. Gegen die 18- und 22-jährigen Tatverdächtigen werde wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt. Beide befänden sich in Untersuchungshaft, die Ermittlungen dauerten an.

Auslöser der Auseinandersetzung war offenbar ein Streit zwischen zwei Deutschen und zwei Afghanen. Dabei soll es nach Medienberichten möglicherweise um die Schwangerschaft einer Frau gegangen sein. Der 22-Jährige kam zunächst noch ins Krankenhaus, wo er später starb.

Bundesregierung: Sprechchöre in Köthen müssen empören

In sozialen Netzwerken war nach Bekanntwerden des Todesfalls umgehend zu Demonstrationen aufgerufen und Parallelen zum Fall im sächsischen Chemnitz vor zwei Wochen hergestellt worden. In Chemnitz war vor zwei Wochen ein 35-jähriger Deutsch-Kubaner am Rande des Stadtfestes im Streit erstochen worden. Tatverdächtig sind drei Asylsuchende. Nach der Tat war es zu rechtsgerichteten Demonstrationen mit Angriffen auf ausländisch aussehende Menschen, Polizisten und ein jüdisches Restaurant gekommen.

In Köthen marschierten am Sonntagabend etwa 2500 Menschen durch die Stadt. Dabei wurden auch rechtsradikale Parolen gerufen. Die Bundesregierung hat sich betroffen über den Tod eines jungen Mannes in Köthen geäußert und Reaktionen Rechtsextremer auf den Fall scharf verurteilt. An erster Stelle stünden Trauer und Betroffenheit über den Tod, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Dass es am Ende des Tages in Köthen, wie ein Video zeige, zu offen nationalsozialistischen Sprechchören gekommen sei, „auch das muss und betroffen machen und muss uns empören“, ergänzte er.

Der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lobte die Arbeit der Polizei. Polizeiführung und viele Bürger hätten besonnen reagiert, sagte Seibert. (epd)

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