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Am letzten Februarwochenende herrschte in Bremen erhöhte Alarmbereitschaft.

© Carmen Jaspersen/dpa

Terroralarm in Bremen: Panne bei Fahndung nach Islamisten

Eine syrischstämmige Familie ist am Wochenende wegen Terrorverdachts stundenlang auf einer Polizeiwache festgehalten wurden - zu Unrecht. Ein simpler Zahlendreher wurde ihr zum Verhängnis

Wegen eines falsch übermittelten Autokennzeichens ist eine sechsköpfige Familie irrtümlich unter Terrorverdacht geraten und stundenlang von der Bremer Polizei festgehalten worden. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) bedauerte am Donnerstag, dass die Unbeteiligten in Mitleidenschaft gezogen worden seien. Der Vorfall hatte sich am letzten Februarwochenende abgespielt, als in Bremen Terroralarm herrschte. Die Behörden hatten Hinweise erhalten, wonach vier französischsprachige bewaffnete Männer aus dem Ausland angereist seien, um sich in Bremen womöglich mit ebenfalls bewaffneten Islamisten zu treffen.

Der mutmaßliche Halter war zur Fahndung ausgeschrieben

Zufällig besuchte auch die in Bremerhaven lebende syrischstämmige Familie die Stadt und parkte mit einem Kleintransporter in der Innenstadt. Das Auto gehörte einem Familienmitglied aus Frankreich und trug ein entsprechendes Nummernschild. Es handelte sich angeblich um denselben Fahrzeugtyp wie bei den französischsprachigen Terrorverdächtigen.

Diese Umstände lösten bei den Ermittlern Alarm aus. Eine erste Überprüfung des Autokennzeichens bei den französischen Behörden ergab, dass der mutmaßliche Halter zur Fahndung ausgeschrieben war – mit dem Vermerk „Staatsgefährdung“. Als die Familie zu dem Wagen zurückkehrte, wurde sie von einem Spezialeinsatzkommando (SEK) überwältigt und für mehrere Stunden in Polizeigewahrsam genommen.

Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht

Erst nachträglich, so Mäurer, habe sich dann herausgestellt, „dass sich bei dem Datenabgleich mit den französischen Behörden ein Zahlendreher eingeschlichen hatte“. In Wirklichkeit lag gegen den französischen Autohalter nichts vor, auch nicht gegen die in Bremen festgenommene Familie. Der Anwalt der Familie hat inzwischen eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht.

Laut Medienberichten zählten zu den Festgenommenen ein 29-Jähriger, seine Frau und die jeweiligen Eltern. Ein Elternpaar musste während des Einsatzes wegen Gesundheitsproblemen in eine Klinik gebracht werden. Der 29-Jährige sagte dem NDR: „Wir sind Aramäer, sprechen also noch die Sprache von Jesus. Mehr Christsein geht nicht.“

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