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Ein Polizist sperrt den Tatort nach den mehrstündigen Gefechten mit den Terroristen.

© Ahmed Ouoba/AFP

Terror: Experten fürchten Erstarken von Al Qaida

Zahlreiche Tote bei Anschlag in Burkina Faso. Mehrstündige Gefechte mit den Sicherheitskräften in der Hauptstadt Ouagadougou.

Von Frank Jansen

Sie kamen Sonntagabend angefahren und schossen mitten in Ouagadougou, der Hauptstadt des afrikanischen Staates Burkina Faso, auf die Gäste des Restaurants „Aziz Istanbul“. Die Sicherheitskräfte konnten den Angriff der Terroristen erst nach mehrstündigem Gefecht beenden. Die Bilanz ist grausig. Mindestens 18 Menschen starben, darunter ein Franzose und ein Türke sowie zwei Terroristen. Mehr als 20 Menschen wurden verletzt. Staatspräsident Roch Marc Christian Kaboré wie auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verdammten am Montag den Anschlag. Und Kaboré mahnte bei Twitter, der Kampf gegen den Terrorismus brauche einen „langen Atem“.

Ähnliche Attacke vor einem Jahr

Offen bleibt, welche Gruppierung den Angriff zu verantworten hat. Ein Indiz deutet auf Al Qaida. Deren Ableger in Nordafrika, „Al Qaida im islamischen Maghreb“ (AQM), bekannte sich im vergangenen Jahr zu einer ähnlichen Attacke in Ouagadougou. Im Januar 2016 hatte ein Hit-Team ein Restaurant und ein Hotel gestürmt. Mindestens 30 Menschen wurden getötet, unter ihnen sechs Kanadier und weitere Ausländer. Der damalige Tatort ist nicht weit vom jetzigen Angriffsziel entfernt. Zum Anschlag vom Sonntag hat sich noch niemand bekannt.

Mehrere Sicherheitsexperten sagten dem Tagesspiegel, auch in diesem Fall sei es „plausibel“, dass die Täter aus den Reihen von AQM kamen oder zumindest aus dem Umfeld. „Ein solcher Anschlag erfordert einen logistischen Aufwand, das machen keine Einzeltäter“, sagte ein hochrangiger Fachmann. Die „Machart“ spreche für das AQM-Spektrum.

Mindestens 40.000 Kämpfer

So wächst die Sorge der deutschen Behörden wie auch ausländischer Kollegen, dass Al Qaida erstarkt. Obwohl die Terrormiliz IS in den Medien die meiste Aufmerksamkeit erhalte, sei Al Qaida keineswegs zu unterschätzen, heißt es. „Der IS steht vor seinem – vorläufigen – Ende als Großorganisation, während Al Qaida wächst und gedeiht“, heißt es in einem aktuellen Arbeitspapier der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS). Die Autoren betonen, die Terrororganisation sei heute weit stärker als 2001, dem Jahr des Terrorangriffs auf die USA.

Al Qaida verfüge derzeit über mindestens 40000 Kämpfer und damit etwa hundertmal so viele wie 2001, heißt es im Papier der BAKS. Aufgelistet werden die fünf Filialen von „Kern-Al-Qaida“, darunter AQM. Diese zähle etwa 1000 Kämpfer, der Schwerpunkt habe sich von Algerien aus nach Süden verlagert. Burkina Faso wird genannt. Die meisten Dschihadisten, rund 30.000, bietet indes die syrische Truppe „Hayat Tahrir asch Scham“ auf. Hier dominiert die frühere Nusra-Front. Sie sagte sich 2016 von Al Qaida los , gilt aber weiterhin als deren Arm in Syrien.

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