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Demonstranten protestieren in Myanmar gegen die Militärregierung.

© AFP

Update

„Tag der Streitkräfte“ in Myanmar: Militärjunta lässt auf Demonstranten schießen – mehr als 90 Tote?

Zum „Tag der Streitkräfte“ warnt Myanmars Militärjunta Demonstranten vor Schüssen in Kopf und Rücken. Die Gewalt bei den Protesten eskaliert.

In Myanmar sind bei landesweiten Demonstrationen gegen den Militärputsch mehr als 90 Menschen getötet worden. Das berichtete die Zeitung „Myanmar Now“ am Samstag unter Berufung auf Zahlen aus 40 Städten.

Dagegen sprach die Zeitung „The Irrawaddy“ von 59 Toten, unter ihnen drei Kinder im Alter von sieben, zehn und 13 Jahren. Nach Angaben der Vereinten Nationen ist es der „blutigste Tag“ seit dem Putsch Anfang Februar. „Die Gewalt ist völlig inakzeptabel und muss sofort aufhören“, hieß es in einer Mitteilung.

Am offiziellen Gedenktag der Armee, dem „Tag der Streitkräfte“, kam es in weiten Teilen des Landes, wie in der Handelsmetropole Yangon, in der nördlichen Region Mandalay und im südlichen Bago zu Protesten gegen die Machtübernahme. Dabei sollen Militärangehörige und Polizisten mit scharfer Munition und gezielten Kopfschüssen gegen unbewaffnete Zivilisten vorgegangen sein.

Das Militär Myanmars habe Schande über sich gebracht, indem es auf „unbewaffnete Zivilisten“ geschossen habe, schrieb der britische Botschafter Dan Chugg auf Twitter.

Unter den Opfern in Yangon soll ein 21-jähriger Zivilist namens Chit Bo Nyein sein. Nyein habe in dem Teeladen seiner Familie ausgeholfen, als er erschossen worden sei, sagte ein Familienangehöriger der Deutschen Presse-Agentur.

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Das Militär hatte Anfang Februar gegen die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi geputscht. Die 75-Jährige sitzt seither im Hausarrest und wird von der Justiz verschiedener Vergehen beschuldigt. Die Demonstranten fordern eine Wiedereinsetzung von Suu Kyis ziviler Regierung

Die Hilfsorganisation für politische Gefangene AAPP schätzte die Zahl der Getöteten seit dem Putsch Stand Freitagabend auf mindestens 328. Ihren Angaben zufolge starben mindestens ein Viertel davon durch Kopfschüsse. Dies hat zu Spekulationen über gezielte Tötungen geführt. Mit den Vorfällen vom Samstag beläuft sich die Zahl der Getöteten auf fast 380.

Russland will engere Beziehung mit Myanmar

In einer Ansprache in der Hauptstadt Naypidaw verteidigte der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Min Aung Hlaing, die Machtübernahme durch das Militär als „unvermeidlich“, weil die Regierung von Suu Kyi und ihre Partei in „ungesetzliche Handlungen“ verwickelt gewesen seien. Er versprach erneut Wahlen abzuhalten, ohne aber ein Datum zu nennen.

General Min Aung Hlaing, Chef der Militärjunta in Myanmar
General Min Aung Hlaing, Chef der Militärjunta in Myanmar

© Reuters/Stringer

General Min Aung Hlaing sagte im staatlichen Fernsehen: „Die Armee will sich mit der ganzen Nation zusammentun, um die Demokratie zu sichern.“ Gewalthandlungen, die die Stabilität und Sicherheit beeinträchtigen würden, seien unangebracht.

Tags zuvor hatte es im staatlichen Fernsehen eine Drohung gegen die Demonstranten gegeben. „Sie sollten lernen, dass man Gefahr läuft, in den Kopf und den Rücken geschossen zu werden, hieß es über den Sender MRTV.

Mit dem „Tag der Streitkräfte“ erinnert Myanmar an den Beginn des Widerstands gegen die japanische Besatzung im Zweiten Weltkrieg. An der Parade nahm laut Staatsagentur Tass auch der russische Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin teil. Demnach wollen Russland und Myanmar ihre Beziehungen verstärken. Beide Staaten wollten eine militärische und militär-technische Zusammenarbeit entwickeln, so Tass.

Juntachef Min Aung Hlaing, sagte laut der britischen BBC, dass Russland ein wahrer Freund sei. Dem Bericht zufolge hatten keine offiziellen Vertreter anderer Länder an der Parade teilgenommen. Die USA, die Europäische Union und Großbritannien hatten nach dem Militärputsch vom 1. Februar Sanktionen verhängt. (dpa, AFP, Reuters)

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