zum Hauptinhalt
Der tadschikische Staatspräsident Emomali Rahmon.

© dpa

Tadschikistan: Sondereinsatz gegen Fremdwörter in Zeitungen

In Tadschikistan prüfen künftig Sondergruppen, ob Zeitungen und Rundfunk unverständliche Begriffe benutzen. Journalisten droht eine Geldstrafe.

Der Deutsche leidet, zumindest was seine Sprache betrifft, unter einem eklatanten Mangel an Selbstbewusstsein. Wie bitte? Ekla- was? Genau: unter einem beträchtlichen Mangel an Selbstbewusstsein. Er zeichnet sich, wie es die britische „Times“ einmal formulierte, durch „sprachliche Unterwürfigkeit“ aus, die sich vor allem dadurch zeigt, dass er dem Deutschen nicht vertraut, sondern lieber Fremdwörter verwendet.

Verlangt der Chef von einem Mitarbeiter, dieser möge sich doch bitte um ein paar Einblicke in dieses oder jene Fachgebiet bemühen, spricht er „von notwendigen Insights“. Die Vertriebsabteilung lädt zum „Kickoff-Meeting“ eines tollen Projekts, mit dem man neue Kundenkontakte herstellen, pardon: generieren will. Unvergessen Edmund Stoiber, der im Transrapid eine „Herausforderung im Sinne von Challenge“ sah.

Wir müssen an dieser Stelle einräumen (dezidiert, natürlich), dass neben Marketingschwätzern und Politikern auch Journalisten einen gewissen Anteil am Fremdwörterwahn tragen. Weshalb in vielen Redaktionen eine dpa-Meldung von gestern mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde. Die autoritäre Führung der früheren Sowjetrepublik Tadschikistan, heißt es dort, bestraft Journalisten künftig für unverständlich formulierte Texte.

200 Dollar Strafe

Die Nachrichtenagentur zitiert einen gewissen Gawhar Scharifsoda vom Komitee für Sprache in der Hauptstadt Duschanbe. Der sagt: „In manchen Artikeln stehen bis zu zehn Wörter, die einfache Leser nicht kennen. Das ist ein grober Verstoß gegen die geltende Amtssprache.“ Eine „Sondergruppe“ werde in dem zentralasiatischen Hochgebirgsland ab sofort in Zeitungen, aber auch im Fernsehen und im Radio nach unverständlichen Begriffen fahnden. Bei Verstößen gegen die Sprachnormen drohe eine Strafe bis zu 200 US-Dollar (rund 180 Euro).

Man stelle sich vor, eine Sondereingreifgruppe unter Anführung von Edmund Stoiber fahndet in „FAZ“, „Süddeutscher“ und „Spiegel“ nach Artikeln, die gegen geltende Sprachnormen der Politik verstoßen, die also ohne „Äh“, „ein Stück weit“ oder „Ich bin der festen Überzeugung, dass“ auskommen. Und in denen stattdessen unverständliche Fremdwörter stehen. Das wird teuer, zum Beispiel für Kulturjournalisten, die ihre Texte stets mit „reflexiven Instanzen“ und „Distinktionsbarrieren“ anreichern. Dabei stammt das schönste Zitat zur Sprache vom Philosophen Arthur Schopenhauer, einem Mann des Feuilletons: „Man gebrauche gewöhnliche Worte und sage damit ungewöhnliche Dinge.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false