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Am Freitag fuhr noch ein Hilfskonvoi durch Duma, nun soll die Stadt isoliert sein.

© Samer Bouidani/dpa

Syrien: Regierungsarmee isoliert größte Stadt in Ost-Ghouta

Die Syrische Armee hat die größte Stadt in Ost-Ghouta isoliert und die Rebellenenklave weiter aufgespalten. Das berichten Menschenrechtler.

Die syrische Armee hat am Samstag ihre Offensive in der umkämpften Rebellenenklave Ost-Ghouta bei Damaskus fortgesetzt und weiter aufgespalten: Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien mitteilte, schnitten die Soldaten Duma, die größte Stadt der Enklave, von der übrigen Region ab. Die türkische Armee und mit ihr verbündete syrische Kämpfer rückten weiter auf die Stadt Afrin im Nordwesten Syriens vor.

Den Angaben zufolge kontrollierten die syrischen Truppen die Straße, die Duma mit Harasta im Westen und mit dem Ort Misraba im Süden verbindet. Den Truppen sei es somit gelungen, Ost-Ghouta in drei Teile aufzuspalten: Duma und seine Umgebung im Norden, Harasta im Westen sowie die übrigen Orte im Süden. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete am Nachmittag aus Duma, die Stadt werde aus der Luft sowie mit Artillerie angegriffen. Die mit Trümmern übersäten Straßen seien menschenleer. Wegen der gefährlichen Sicherheitslage kämen Krankenwagen mit Verletzten nur mit Mühe an ihr Ziel.

Laut Beobachtungsstelle, die den Rebellen nahesteht und ihre kaum nachprüfbaren Informationen von Aktivisten vor Ort bezieht, kontrolliert die Armee mittlerweile mehr als die Hälfte von Ost-Ghuta. Bewaffnete Islamisten und Dschihadisten beschießen von dort aus Wohnviertel in Damaskus. Die humanitäre Lage in Ost-Ghouta ist seit langem katastrophal, es fehlt an Medikamenten, viele Kinder leiden Hunger. Am Freitag verließen 13 dschihadistische Kämpfer und ihre Familien das Gebiet Ost-Ghouta in einem Bus. Es handelte sich um Mitglieder von Hajat Tahrir al-Scham (HTS). Das Bündnis wird vom ehemalige syrischen Al-Kaida-Ableger, der Al-Nusra-Front, beherrscht.

Im Nordwesten rückt die türkische Armee weiter auf Afrin vor

An einer anderen Front des Syrienkriegs rückten die türkische Armee und mit ihr verbündete syrische Kämpfer am Samstag weiter auf die nordwestliche Stadt Afrin vor. Wie die Beobachtungsstelle mitteilte, befanden sich die Verbände nur noch zwei Kilometer von Afrin entfernt, das seit 2012 von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) kontrolliert wird. Der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, sagte der Nachrichtenagentur AFP, im Nordosten der Stadt habe es "heftige Kämpfe mit Luftangriffen und Artilleriebeschuss" gegeben.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte in einer in der südlichen Stadt Mersin gehaltenen und im Fernsehen übertragenen Rede, nach Afrin würden auch die Städte Manbidsch, Kobane, Tal Abjad, Ras al-Ain und Kamischli "von Terroristen gesäubert". Die YPG hatten das von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) eingenommene Kobane im Januar in einer symbolträchtigen viermonatigen Schlacht zurückerobert.

Ankara bezeichnet die YPG als Terrororganisation, ebenso wie die mit ihr verbündete und in der Türkei verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) des inhaftierten Abdullah Öcalan. Die YPG sind mit den USA im Kampf gegen den IS verbündet. Deshalb sorgt Ankaras Offensive für Irritationen zwischen Washington und Ankara, die beide Partner in der Nato-Militärallianz sind. Besonders heikel ist der von der Türkei geplante Vormarsch auf Manbidsch, weil die USA dort - im Gegensatz zu Afrin - militärisch präsent sind. Erdogan forderte die Nato in seiner Rede auf, seine am 20. Januar gestartete Militäroffensive "Operation Olivenzweig" zu unterstützen. Die Türkei habe den Aufforderungen der Allianz zur Intervention in Afghanistan, Somalia und auf dem Balkan Folge geleistet. Jetzt sei die Nato in Syrien an der Reihe. (AFP)

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