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Ex-Präsident Brasiliens Lula. Nachdem die Anklage wegen Korruption fallen gelassen wurde, will er 2022 wieder Präsident werden.

© Nassim Rad / Tagesspiegel

Südamerikanisches Land ist Impfvordbild: Brasiliens Ex-Präsident Lula ruft Deutsche zum Impfen auf

Brasilien zeigt, wie schnelles Impfen geht. Brasiliens Ex-Präsident Lula hat daher eine besondere Botschaft - und fordert deutsche Hilfe zur Regenwald-Rettung.

Angesichts der Zuspitzung der Corona-Krise in Deutschland hat der frühere brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva für das Impfen als Weg aus der Pandemie geworben und sein Land als Vorbild hierbei bezeichnet. „Lasst Euch impfen, das ist notwendig“, sagte Lula in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ bei einem Besuch in Berlin.

„Wir haben durch unsere Erfahrungen mit Krankheiten eine große Kultur, eine Tradition des Impfens. Ich war Präsident, als die Schweinegrippe (H1N1) auftrat“, betonte Lula. In drei Monaten seien 83 Millionen Menschen geimpft worden, so viele Einwohner wie in Deutschland.

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„Wir hätten jetzt schon viel mehr Menschen impfen können, wenn wir mehr Impfstoff hätten, wenn wir nicht so einen verbrecherischen Präsidenten hätten, der sein Volk nicht schützen will“, meinte Lula mit Blick auf Jair Bolsonaro, den er im kommenden Jahr als Staatspräsident ablösen will.

„Die Bevölkerung ist daran gewöhnt, dass sie sich impfen lassen muss, wenn ein Virus da ist, da gibt es kaum Diskussionen“, betonte der 76-jährige Politiker der linken Arbeiterpartei. „Ich will doch auch nicht länger diese Tests, wo sie dir in Nase und Mund herumstochern. Ich liebe mein Leben und das Leben der Anderen.“

Brasilien hat zwar nach den USA mit über 610.000 Todesfällen die meisten Opfer zu beklagen, aber dank starker Impffortschritte gerade in den großen Metropolen, ist die 7-Tage-Inzidenz auf rund 36 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner gefallen. Die Erstimpfquote liegt bei 76 Prozent und wäre wohl höher, wenn mehr Impfstoff verfügbar wäre, der Biontech/Pfizer-Impfstoff wird ab 2022 auch direkt im Land produziert.

Lula will deutsche Hilfe für Regenwald-Rettung

Nach den nur bedingt überzeugenden Ergebnissen des jüngsten Klimagipfels rief Lula Deutschland zu einem stärkeren Engagement im Kampf gegen die Zerstörung des Regenwalds im Amazonasgebiet auf.

„Wir sind da auf Deutschland angewiesen“, sagte Lula. Er will nächstes Jahr im Herbst Jair Bolsonaro als Staatspräsident ablösen, unter dem die Abholzung stark zugenommen hat, der Amazonas-Regenwald gilt als ein Kippelement für das Weltklima. „Die Amazonas-Region ist entscheidend, wenn es um die Erhaltung der der Lebensqualität auf dem Planeten geht“, sagte Lula und kündigte im Falle eines Wahlsiegs seiner linken Arbeiterpartei eine große internationale Initiative zum Kampf gegen die illegale Abholzung an.

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„Mit Norwegen und Deutschland hatten wir, als ich Präsident war, ein Abkommen geschlossen, um bestimmte Regionen zu schützen und um die illegale Abholzung einzudämmen.“ Das habe hervorragend funktioniert, bis Bolsonaro Präsident wurde.

„Wenn ich Präsident werde, möchte ich Olaf Scholz, der ja bald Euer nächster Bundeskanzler sein wird, einladen in das Amazonasgebiet, um vor Ort über den Schutz des Regenwalds zu beraten“, sagte Lula. Aber es brauche auch die Arbeitsplätze für die Menschen vor Ort, um Soja anzubauen, Mais anzubauen oder Rinder zu züchten.

„Die reichen Länder müssen uns helfen und für geschützte Flächen ihren Beitrag leisten und einen Schutzfonds auflegen. Als die Bank Lehman Brothers zusammengebrochen ist im Jahr 2008, sind Billionen US-Dollar ausgegeben worden, um den Banken aus der Patsche zu helfen. Es ist doch wichtiger, sich um den Planeten zu kümmern.“

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