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Angstmacher: US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus.

© dpa/Evan Vucci

Studie zu den „Ängsten der Deutschen“: Donald Trump macht den Deutschen mehr Sorgen als Corona

Die Angst vor dem Virus ist bei den Deutschen relativ gering – mehr Sorgen machen ihnen die US-Politik und die wirtschaftliche Lage.

Steigende Infektionszahlen, die größte Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg, eine ungewisse Zukunft – das Jahr 2020 kann einem schon Angst machen. Die Deutschen bleiben insgesamt trotzdem gelassen. Das geht aus den Ergebnissen der aktuellen Studie „Die Angst der Deutschen“ hervor, die an diesem Donnerstag in Wiesbaden vorgestellt wurde.

„Die Deutschen reagieren auf die Pandemie keineswegs panisch“, sagt Brigitte Romstedt, Leiterin des R+V-Infocenters, das für die Untersuchung rund 2.400 Menschen nach ihren größten Sorgen rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt, Familie und Gesundheit befragt hat. „Viele Sorgen gehen zurück. Deshalb sinkt der Index aller Ängste von 39 auf 37 Prozent und erreicht damit den niedrigsten Wert seit Beginn der Umfrage im Jahr 1992.“

Schon im Vorjahr hatte die Studie den Deutschen eine große Gelassenheit hinsichtlich der wirtschaftlichen und politischen Lage im Land und weltweit attestiert. Das setzt sich in der Coronakrise nun offenbar fort.

Selbst die Angst, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, ist relativ gering. „Nur etwa jeder dritte Befragte fürchtet sich davor, dass er selbst oder die Menschen in seinem Umfeld sich mit dem Coronavirus infizieren könnten“, erklärt Romstedt.

Virusinfektion? Größere Angst vor Wohlstandsverlust

Dass die Coronakrise nur ein Vorbote weiterer Pandemien sein könnte, das befürchtet nur eine Minderheit von 42 Prozent. „Angesichts der rasanten weltweiten Ausbreitung des Virus hatten wir hier höhere Werte erwartet“, sagt Römstedt. „Nach unseren Erkenntnissen haben die Menschen aber deutlich mehr Angst davor, dass das Virus ihren Wohlstand bedroht als ihre Gesundheit.“

Weitaus größere Ängste als Covid-19 löst bei den Deutschen der amerikanische Präsident Donald Trump aus. 53 Prozent stuften Trump als das derzeit größte Problem ein. Der US-Präsident führt das Ranking über die schwersten Sorgen der Deutschen nach 2018 damit zum zweiten Mal an.

Manfred Schmidt, Politikwissenschaftler an der Ruprecht-Karls-Universitat in Heidelberg erklärt das so: „Trump sorgt mit seiner Außenpolitik immer wieder für schwere internationale Verwicklungen. Besonders herausragende Fälle sind dabei die handelskriegsartigen Konflikte mit China und die handels- und sicherheitspolitischen Attacken gegen verbündete Staaten, auch gegen Deutschland. Dazu kommen der Rückzug der USA aus internationalen Kooperationen und die Konfrontation mit dem Iran.“

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Auch, wenn Trump den Deutschen Furcht einflößt, bleibt die Coronakrise nicht ohne Auswirkungen auf das Angstempfinden der Deutschen – vor allem mit Blick auf die eigene wirtschaftliche Lage.

Erstmals seit sechs Jahren zählt die Sorge vor steigenden Lebenserhaltungskosten wieder zu den Top-Ängsten. „Nach einem Anstieg um acht Prozentpunkte klettert sie von Platz zehn auf Platz zwei und liegt bei 51 Prozent“, heißt es in der Studie. Hinzukämen andere „Wirtschafts- und Finanzängste“:  So befürchte fast jeder zweite Befragte (49 Prozent), dass die deutschen Steuerzahler für überschuldete EU-Staaten zur Kasse gebeten werden.

In die Höhe geschossen ist vor allem die Angst vor einem Konjunktureinbruch: „Belegte sie im vergangenen Jahr mit 35 Prozent noch Platz 14, springt sie jetzt nach einem Anstieg um 13 Prozentpunkte an die vierte Stelle der größten Sorgen.“

Auch vor wachsender Arbeitslosigkeit haben die Deutschen mehr Angst als in den vergangenen Jahren, in denen das Thema zu den geringeren Sorgen zählte. 40 Prozent – 12 Prozentpunkte mehr als 2019 – befürchten mit der erwarteten Insolvenzwelle einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen.

Weniger Angst vor Migration

Die Innenpolitik spielt im Ängste-Ranking eine vergleichsweise geringe Rolle. Die Sorgen rund um die Zuwanderung sind nach einem Rückgang um zehn Prozentpunkte auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren.

2020 befürchten 43 Prozent der Befragten, dass es durch den weiteren Zuzug von Migranten zu Spannungen zwischen Deutschen und hier lebenden Ausländern kommt (Vorjahr: 55 Prozent). Eine ebenso große Minderheit von 43 Prozent glaubt, der Staat könnte durch die Zahl der Geflüchteten überfordert sein. Im Vorjahr glaubten das noch 56 Prozent. Die Angst vor politischem Extremismus liegt bei 37 Prozent.

Sorgen um die Umwelt bleiben „unverändert präsent“ im Bewusstsein der Deutschen. „44 Prozent der Befragten haben Angst davor, dass Naturkatastrophen zunehmen und Deutschland immer häufiger von Wetterextremen wie Dürre, Hitzewellen oder Starkregen betroffen sein wird“, heißt es in der Studie. „Da politische Themen in der Corona-Krise an Bedeutung verloren haben, klettert diese Angst, von Platz 13 im Vorjahr jetzt auf Rang fünf.“

Die Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ im Auftrag des R+V-Infocenters, das zur Firma „R+V-Versicherung“ gehört, erfasst seit 30 Jahren die Sorgen der Bevölkerung befasst. Grundlage sind die Daten von 2.400 Männer und Frauen im Alter ab 14 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland. In diesem Jahr lief die Befragung vom 8. bis zum 21. Juli.

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