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Lebensmittelhändler werben mit Billigpreisen.

© Sebastian Gollnow/dpa

Streit über Billiglebensmittel: Sozialverbände warnen vor Instrumentalisierung von Armut

Die Handelsketten dürften Armut nicht als Argument missbrauchen, um Bauern Dumpingpreise abzuverlangen, rügen Sozialverbände. Sie halten das für zynisch.

In der Debatte um faire Lebensmittelpreise haben Sozialverbände den Handel davor gewarnt, Armut für seine Preispolitik zu instrumentalisieren. "Wir lassen es als Wohlfahrtsverband nicht zu, dass hier die Armen missbraucht werden als Argument gegen Tierschutz oder den klimafreundlichen Anbau von Lebensmitteln", sagte der der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider, der "Süddeutschen Zeitung".

Es sei "zynisch, zu argumentieren, Discounter helfen dem Staat durch Dumpingpreise beim Sparen". Nach Auffassung der Sozialverbände sollten in deutschen Supermärkten nur Lebensmittel verkauft werden, die klimafreundlich und unter Einhaltung hoher Tierschutzstandards produziert worden seien. Dies habe seinen Preis, der "sich auch in Leistungen wie Hartz IV oder der Altersgrundsicherung abbilden" müsse, forderte Schneider.

Ähnlich äußerte sich der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Sachsen, Dietrich Bauer. "Dass sich jetzt die großen Discounter zum Anwalt der Geringverdiener und Hartz-IV-Leistungsberechtigten aufschwingen, ist ein leicht durchschaubares Manöver", sagte er der Zeitung. In unverantwortlicher Weise werde hier Armut instrumentalisiert. "Armut darf keine Ausrede für den Missbrauch der Marktmacht der großen Handelskonzerne sein, die den Bauern Dumpingpreise abverlangen", sagte Bauer.

Vor dem Spitzengespräch im Kanzleramt über Billigangebote bei Lebensmitteln am vergangenen Montag hatte Rewe-Chef Lionel Souque die Preisgestaltung des Handels mit dem Argument verteidigt, dass in Deutschland rund 13 Millionen Menschen in Armut oder an der Armutsgrenze lebten. Günstige Lebensmittelpreise ermöglichten diesen Menschen eine gesunde und sichere Ernährung, sagte er. (AFP)

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