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Auch die US-Marine ist in der Straße von Hormus präsent, um die Interessen des Landes und seiner Verbündeten zu wahren.

© AFP PHOTO / US NAVY

Straße von Hormus: Ein Drohnenangriff als Signal an Washington

Die USA und andere Länder machen den Iran für den Angriff auf einen Tanker mit zwei Toten verantwortlich. Wie groß ist die Gefahr der Eskalation?

Von Hans Monath

Die Bundesregierung ist „alarmiert“ wegen des Drohnenangriffs auf den Tanker „M/T Mercer Street“ in der Staße von Hormus zwischen dem Oman und dem Iran, bei dem am vergangenen Donnerstag ein Brite und ein Rumäne getötet worden waren. Die Sprecherin des Auswärtigen Amtes, Maria Adebahr, stufte den Vorfall am Montag als „Angriff auf die Sicherheit der Seewege“ ein. Während Israel, Großbritannien, Rumänien und die USA den Iran für den Angriff verantwortlich machen, hat die Bundesregierung nach ihren Angaben „noch keine abschließenden Erkenntnisse aus eigener Analyse über die Urheberschaft“. Man sei in Kontakt mit Deutschlands Partnern und überlege, welche „diplomatischen Schritte“ eine Eskalation als Folge des Vorfalls verhindern könnten.

US-Außenminister Anthony Blinken hatte am Wochenende erklärt, seine Regierung bespreche sich mit ihren Verbündeten, um eine „angemessene Antwort“ auf den Angriff zu finden. Nach Prüfung der Beweise gehe die US-Regierung davon aus, dass der Iran den tödlichen Angriff am 29. Juli mit Hilfe von explodierenden Drohnen durchgeführt habe. „Es gibt keine Rechtfertigung für diesen Angriff“, betonte Blinken. Irans Handeln bedrohe die Freiheit der Seefahrt, den internationalen Handel und die Besatzung der Schiffe, erklärte der Minister.

Das Schiff wird von der britischen Firma Zodiac Maritime verwaltet. Vorsitzender der Zodiac-Gruppe ist der israelische Geschäftsmann Ejal Ofer, der nach Medienberichten auch Anteile der Gruppe besitzt. In Israel wurde der Vorfall als weiterer militärischer Gewaltakt des Iran gegen das eigene Land gewertet.

Der Sieger der iranischen Präsidentenwahlen, Ebrahim Raisi, gilt als Hardliner. Unklar ist, ob er an einer Wiederbelebung des Atomabkommens unter Einschluss der USA interessiert ist.
Der Sieger der iranischen Präsidentenwahlen, Ebrahim Raisi, gilt als Hardliner. Unklar ist, ob er an einer Wiederbelebung des Atomabkommens unter Einschluss der USA interessiert ist.

© AFP

Die Straße von Hormus gilt als eine der wichtigsten Seeverbindungen des internationalen Handels. Aus dem Persischen Golf gelangen Schiffe über die Meerenge in den Golf von Oman und können von dort über den Suezkanal ins Mittelmeer gelangen. Vor allem für den Öltransport ist die Route äußerst wichtig.

Der Vorfall bedeutet auch eine neue Belastung für das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen den USA und dem Iran. Seit dem Wahlsieg von US-Präsident Joe Biden verhandeln beide Seiten in Wien über eine Rückkehhr der USA zu dem Atomabkommen (JCPOA), das Donald Trump 2018 gekündigt hatte. Allerdings sind die Gespräche ins Stocken geraten, seitdem Mitte Juni im Iran ein Hardliner zum Präsidenten gewählt worden war. Außenminister Heiko Maas (SPD) hatte deshalb am Wochenende die Iraner vor einer Verzögerungstaktik gewarnt und mit einem Ende der Gespräche gedroht. Eine Rückkehr zum JCPOA sei „in allseitigem Interesse“, sagte er dem „Spiegel“: Klar sei aber auch, „dass uns diese Option nicht für immer offenstehen wird“.

Der Iran bedient sich "asymmetrischer Konfliktmuster"

Nach Ansicht des Sicherheitsexperten Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) könnte der Angriff auf das Schiff im Zusammenhang mit den Atomverhandlungen in Wien stehen. „Womöglich will der Iran den USA signalisieren, dass er zu weiterer regionaler Destabilisierung fähig ist, um auf diese Weise die Amerikaner zu Konzessionen bei den Atomverhandlungen zu drängen“, sagte er dem Tagesspiegel. Kaim erinnerte daran, dass sich der Iran nach der Tötung des iranischen Revolutionsgarden-Kommandeurs Quasem Soleimani durch US-Raketen im Januar 2020 am Flughafen Bagdad immer wieder zu „asymmetrischen Konfliktmustern“ gegriffen und nicht US-Kräfte, sondern deren Verbündete in der Region wie Saudis, Israelis oder Iraker angegriffen habe.

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Zur Gefahr einer Eskalation hin zu offener militärischer Gewalt nach dem Angriff sagte der Experte, Biden wolle eine weitere militärische Verstrickung der USA vermeiden. „Ich sehe nicht, dass eine der beiden Seiten Interesse daran hat, in eine offene Schlacht zu ziehen“, meinte Kaim. In dem laufenden „Low Intensity Conflict“ seien weitere Gewalttaten aber wahrscheinlich.

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