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Glücklich, wer einen Wintergarten hat - auch wenn der kaum als Arbeitszimmer durchgehen wird.

© dpa

Steuerentlastungen fürs Homeoffice: Bitte nicht bei den Falschen geizig werden

Fünf Euro pro Tag und Obergrenze: Die Regierung will die Homeoffice-Beschäftigten entlasten - aber bloß nicht zu sehr. Ein Akt der Feigheit? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Im Nachhinein wirkt es wie eine hinterlistige Inszenierung: Kurz nachdem Zigtausende Homeoffice-Arbeitende entsetzt erfahren konnten, dass ein Deutsche-Bank-Ökonom dafür plädiert, ihnen eine Homeoffice-Steuer zu berechnen, heißt es, dass die Bundesregierung sich ganz im Gegenteil auf Steuererleichterungen zubewege. Und zwar auf pauschalierte, so dass niemand einen nervenzerfetzenden Papierkrieg mit seinem Finanzamt um Nutzungsnachweise für Sitzmöbel oder Bleistifte fürchten muss – Motto: „Können Sie ausschließen, damit jemals private Notizen gemacht zu haben?“

Und nachdem der Plan des Ökonomen Homeofficesteuern von rund sieben Euro pro Tag vorsah, wirkt die nun genannte Steuerentlastungspauschale von fünf Euro pro Tag geradezu generös. Was sie allerdings nicht ist. Schon gar nicht generös ist die mitgelieferte Obergrenze von 500 Euro pro Jahr, die dem Vernehmen nach gelten soll. Und geradezu geizig würde diese Grenze, wenn die Homeofficeentlastung tatsächlich mit der Werbekostenpauschale von 1000 Euro pro Jahr verrechnet werden sollte, wie offenbar noch diskutiert wird.

Wer in diesem Fall bisher kaum Werbekosten hatte, bei dem werden von der Homeoffice-Steuererleichterung genau null Euro ankommen – trotz der gestiegenen Privatausgaben vor allem für Strom, Telefon, Internet. Für sie alle wäre Homeoffice ein reales Minusgeschäft.

Sollte die Verrechnung dennoch kommen, wäre es gut, die Werbekostenpauschale zugleich anzuheben – und zwar mindestens auf den Betrag von 1250 Euro im Jahr. Das ist die Summe, die geltend machen kann, wer das zähe Ringen mit dem Finanzamt um die Anerkennung eines Arbeitszimmers gewonnen hat. Die Pauschalenerhöhung wäre eine Art soziales Friedensangebot an alle, deren Wohnverhältnisse diesen Luxus nicht hergeben, und die von den Aufrufen, von zu Hause aus zu arbeiten, nachvollziehbar gestresst sind.

Wenn die Regierung ausgerechnet jetzt ängstlich mit der Höhe der Ausgaben gegen eine großzügigere – und der Lebenswirklichkeit angemessenere – Regelung argumentiert, ist das wenig glaubwürdig. Nach einer wahren Orgie von Entlastungen, übertriebenen Umsatzerstattungen und sonstigen Zuschüssen ausgerechnet bei denen zu sparen, die nach wie vor im Dienst sind, also Steuermittel erwirtschaften, ist Geiz an der falschen Stelle. Es wirkt zudem wie der etwas feige Zugriff auf jene, die sich schlecht wehren können.

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