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Flüchtlingsfrauen demonstrieren am 16. Juni 2016 in Athen.

© AFP

Statistik der UN zum Weltflüchtlingstag: 65 Millionen Menschen auf der Flucht - mehr als jemals zuvor

Jeder 113. Mensch auf der Welt ist ein Schutzsuchender. Die Hälfte der Flüchtenden sind laut der Vereinten Nationen Kinder. Der Syrien-Krieg bleibt Hauptursache.

Konflikte, Kriege, Verfolgung, Armut – bis Ende 2015 mussten mehr als 65 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen. Damit hat die Zahl der Flüchtlinge erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die 60-Millionen-Marke deutlich überschritten. Ein Rekordwert: Niemals zuvor waren so viele Menschen auf der Flucht. Und die Hälfte von ihnen sind Kinder. Gemessen an der Weltbevölkerung von 7,3 Milliarden ist jeder 113. Mensch ein Schutzsuchender. Das geht aus neuen Statistiken des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen hervor. Der am Montag veröffentlichte Bericht „Global Trends“ basiert auf Regierungsdaten, Informationen von Partnerorganisationen und Erhebungen der UN.

Demnach bleibt der Krieg in Syrien die Hauptursache für Flucht und Vertreibung weltweit. Ende vergangenen Jahres hatten fast fünf Millionen Menschen das zerfallende Land verlassen und wurden vor allem von Nachbarstaaten aufgenommen. Noch höher ist die Zahl jener, die innerhalb Syriens seit 2011 heimatlos geworden sind: 6,6 Millionen Frauen, Kinder und Männer haben bereits ihr Zuhause verloren und irren im Land umher.

Seit dem Ende des Kalten Kriegs nimmt Instabilität zu

Überhaupt stammt ein großer Teil der Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Nordafrika. Allein im Irak gibt es mehr als vier Millionen Zufluchtsuchende. Im Jemen, wo Saudi-Arabien einen Krieg gegen die aufständischen Huthi-Milizen führt, sind es gut zwei Millionen. Doch auch aus südlicheren Regionen Afrikas mussten die Menschen massenhaft fliehen. Sechs der zehn Hauptaufnahmeländer von Flüchtlingen liegen auf diesem Kontinent. Angeführt wird die Liste von Äthiopien. Dann folgen Kenia, Uganda, die Demokratische Republik Kongo und der Tschad.

Auch das ist ein klarer Hinweis darauf, dass sich die große Mehrheit der Flüchtlinge – anders als dies oft wahrgenommen wird – weit entfernt von der Wohlstandsinsel Europa aufhält. Laut dem „Global Trend“ beherbergen vor allem Staaten mit geringem Einkommen 86 Prozent der Schutzsuchenden. Die Türkei ist demzufolge mit Abstand das größte Aufnahmeland. Dort leben inzwischen mindestens 2,5 Millionen Menschen, die zumeist aus Syrien stammen. Die schwerste Last trägt allerdings der kleine Libanon. Im Zedernstaat kommen auf 1000 Einwohner 183 Flüchtlinge.

Der fast 70-seitige Report macht außerdem deutlich, dass seit den 90er Jahren immer mehr Menschen Opfer von Flucht und Vertreibung werden. Vor allem in den vergangenen fünf Jahren hat sich die Lage dramatisch verschlechtert. Innerhalb dieses Zeitraums ist die Zahl der Flüchtlinge um 50 Prozent gestiegen.

Dafür gibt es laut den UN mehrere Gründe. So haben sich Auseinandersetzungen wie die in Somalia oder Afghanistan längst zu Dauerkonflikten entwickelt. Außerdem kommen immer neue gewalttätige Unruhen hinzu, zum Beispiel im Südsudan, Jemen, Syrien, der Ukraine. Und: Seit dem Ende des Kalten Krieges gibt immer seltener stabile Lösungen für diese Konflikte. Kein Wunder, dass es 2015 nur sehr wenigen Flüchtlingen möglich war, nach Hause zurückzukehren. Lediglich 200.000 Menschen war das möglich.

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