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Hat nie akzeptiert, dass er das Rennen um die Kanzlerkandidatur gegen Armin Laschet verlor: Markus Söder, CSU-Vorsitzender und Ministerpräsident von Bayern.

© dpa/Sven Hoppe

Ständige Störfeuer statt Beistand: Laschets Wahlniederlage geht nicht zuletzt auf Söders Konto

Ohne Geschlossenheit, das zeigt der Erfolg der SPD, ist eine Wahl nicht zu gewinnen. Die Geschlossenheit der Union aber hat der Bayer immer wieder torpediert.

Wenn denn einmal in der Zukunft die Geschichte des Armin Laschet erzählt werden wird, wofür er stand, weshalb er fiel - dann wird es auch um Markus Söder gehen. Der CDU-Vorsitzende und der CSU-Chef, gegensätzlicher ging es nie. Und das ist nicht zuerst phänotypisch gemeint, sondern politisch.

Das Ende der Geschichte wird gerade geschrieben: Laschet wird wohl nicht Kanzler werden und nicht Chef der Christdemokraten bleiben. Da könnte er Weise um Weise auf der Schalmei spielen. Dafür war alles zu schlecht, alles, was er getan und alles, was er unterlassen hat. Wahlkampf konnte man das nicht nennen, Wahlkrampf trifft es besser.

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Und dennoch. Oder gerade deswegen. Gleichviel, Laschet hätte Solidarität gebraucht, Beistand, Unterstützung. Um doch noch zu gewinnen, nicht für sich, sondern für die gesamte Union. Damit auch für die CSU. Doch die hatte immer schon andere Pläne.

Wenn es schon nicht Söder wird, Kanzlerkandidat, dann soll auch Laschet ganz gewiss nicht Kanzler werden. Daher der Umgang mit ihm: Getrieben von einem unchristlich großen Ego, mit nicht enden wollenden Angriffen, oft überraschend, oft hinterrücks.

Söder hat nie akzeptiert, dass er nicht Kanzlerkandidat wurde

Dass er sich der CSU an seiner Seite sicher sein könne - mehr Unwahrheit war selten. Nur in dem Sinn stimmt es: Bruder Laschet wurde begleitet mit dem Dolch im Gewande. So wird auch jetzt noch, nach der Wahl, die maximale Demütigung versucht: Jamaika soll auf keinen Fall kommen, weil es doch Laschet zugute käme. Die Durchstechereien aus den Sondierungen, warum werden sie allein bei der CDU verortet? Dabei lässt die CSU, Söder voran, keine Gelegenheit aus, Laschet herabzusetzen. Söder hat nie akzeptiert, dass er nicht Kanzlerkandidat wurde. Dabei hätte er in der Unionsfraktion eine Abstimmung herbeiführen können; das hätte auch ein Wolfgang Schäuble, Söders zweiter Lieblingsfeind aus der CDU nicht verhindert; nicht verhindern wollen, nicht können.

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Stattdessen hat Söder sich ständig überheblich gezeigt, als der Bessere. Worte wie Säure, die jeden Versuch der Geschlossenheit zersetzt haben. Eine Geschlossenheit, die - siehe SPD - notwendig ist, um gewinnen zu können.
Ob Söder die Union mit seinem bisher in der deutschen Politik so nicht gekannten Verhalten wirklich sieben Prozentpunkte gekostet hat, steht dahin. Sicher ist, dass auch wegen seines Verhaltens die 1,7 Prozentpunkte bis Platz 1 fehlen.

Kein politischer Mitbewerber aus einer anderen Partei hat Laschet so ausdauernd attackiert wie Söder. Damit hat er die Hemmschwelle auch intern für Angriffe gesenkt. Nach dem Motto: Freund, Feind, Parteifreund. Darum wird es dann bei der Aufarbeitung der Lage, in die die Union jetzt gekommen ist, auch gehen. Ob die Geschichte für ihn gut endet, wird sich weisen. Sie dauert ja noch an.

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