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Der Gründer und CEO des schwedischen Musik-Streamingdienstes Spotify, Daniel Ek. Das Unternehmen hat bei der EU-Kommission eine wettbewerbsrechtliche Beschwerde gegen Apple eingereicht.

© Tobias SCHWARZ / AFP

Spotify gegen Apple: Spotify wehrt sich - zu Recht

Apple hat große Macht. Die EU-Kommission hat mit dem Fall Spotify nun die Chance, weniger starke Anbieter zu schützen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Kurt Sagatz

Einer muss den Anfang machen, wenn etwas verändert werden soll. In diesem Fall geht der Musikstreaming-Dienst Spotify diesen mutigen Schritt. Spotify hat bei der EU-Kommission eine förmliche Beschwerde gegen Apple eingereicht. Der Vorwurf: unfairer Wettbewerb. Im Kern geht es darum, dass Apple an den Abo-Erlösen mitverdienen möchte, die Anbieter wie Spotify über ihre iPhone- und iPad-Apps einnehmen. Das ist an sich nicht ungewöhnlich, doch Apple betreibt eben nicht nur den App Store, sondern steht mit seinem iTunes Store zugleich in direktem Wettbewerb. Und der wird durch diese Abgaben, die es beim Android-Konkurrenzsystem von Google in der Form nicht gibt, massiv verzerrt.

Spotify wehrt sich gegen Apple, zu Recht

Über Apples Gebaren ärgert sich nicht nur Spotify. Die Auflagen betreffen andere Musikstreaming-Anbieter wie Deezer genauso, auch wenn sie sich nicht an der Beschwerde beteiligen wollen. Vor allem aber werden Millionen von iPhone- und iPad-Besitzern in Geiselhaft genommen. Weil die Apple-Konkurrenten lieber darauf verzichten, Abos über die Apps abzuwickeln, müssen die Nutzer auf Komfort verzichten. So kann man zum Beispiel weder in der Amazon-App ein Kindle-eBook kaufen noch über das Programm von Audible ein Hörbuch erwerben. Dazu muss der Browser gestartet werden. Umständlicher geht es kaum. Für die iTunes-App von Apple gilt diese Beschränkung nicht. Der nächste Song oder das neueste Hörspiel ist hier nur einen Fingertipp entfernt. Während es bei Netflix nicht mehr möglich ist, direkt aus der iPhone-App ein Abo abzuschließen, wird dies kein Problem sein, wenn Apple demnächst seinen eigenen Videodienst startet. Und auch beim Ausbau von Apple News dürfte es hilfreich sein, sowohl die Plattform als auch den Dienst anzubieten.

Strafen der EU-Kommission sind ein wirksames Mittel, kleinere Anbieter vor den großen Plattformbetreibern zu schützen

4,7 Milliarden Euro: So hoch ist die Strafe, die die EU-Kommission gegen Google verhängt hat, weil das Unternehmen mit dem Betriebssystem Android seine Marktmacht im Mobilfunksektor missbraucht haben soll. Zuvor zuvor hatten die Europäer schon eine Strafe von 2,4 Milliarden ausgesprochen, weil Google nach Ansicht der Wettbewerbshüter in Suchergebnissen eigene Anzeigen bevorzugt hat. Einen globalen Konzern, der im Weihnachtsquartal einen Nettogewinn von fast neun Milliarden Dollar einfährt, treiben solche Strafen zwar nicht in den Ruin, schmerzhaft sind sie dennoch – und somit ein wirksames Instrument, weniger starke Teilnehmer auf den digitalen Märkten zu schützen. Der lange Arm von Apple reicht weit. Die Auslieferung von Updates kann verzögert werden. Oder die Apps gelangen gar nicht erst auf die neusten Produkte wie Apple HomePod oder Apple Watch. Es gibt viele Möglichkeiten, mit Wettbewerbern umzugehen. Der zuletzt ausgewiesene Quartalsgewinn von Apple lag übrigens bei 20 Milliarden Dollar. Nur für den Fall, dass Brüssel eine Richtschnur sucht.

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