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David Lidington vor dem Sitz der Premierministerin, Downing Street 10.

© dpa

Spekulation über May-Nachfolge: Wer ist dieser David Lidington?

Das Ende von Theresa May könnte schnell gehen. Als potentieller Nachfolger bietet sich Vize-Premier Lidington an, er ist loyal – und pro-europäisch.

Gerade unter jungen Tory-Abgeordneten in Großbritannien ist die Meinung weit verbreitet, dass die EU im Ringen um den Brexit irgendwann einknicken und den Forderungen der Brexiteers nachgeben werde. David Lidington weiß es besser. Der britische Vize-Regierungschef, der nach einem Bericht der Zeitung „Sunday Times“ gemäß dem Wunsch mehrerer Kabinettsminister übergangsweise die Nachfolge von Regierungschefin Theresa May antreten soll, war schon einmal Europaminister. Er kann sich deshalb in die Brüsseler Verhandlungsstrategie bestens hineinversetzen.

2016 stand Lidington auf der Seite der Remainer

Unabhängig davon, ob nun an den Gerüchten über einen Kabinettsaufstand gegen May etwas dran ist oder nicht, steht Lidington für zahlreiche gemäßigte Konservative. Sie wollen einen harten Brexit vermeiden und auch nach einer Trennung von der EU ein möglichst gutes Verhältnis zur Gemeinschaft bewahren.

Als die Briten 2016 ihr EU-Referendum abhielten, stand Lidington auf der Seite der Remainer. Das war damals nur folgerichtig, weil er in seiner sechsjährigen Amtsperiode als Europaminister unter dem damaligen Regierungschef David Cameron immer wieder die Bedeutung des EU-Binnenmarktes für den Wohlstand auf der Insel und dem Kontinent betont hatte.

Wie viele andere Remainer in den Reihen der Tories änderte Lidington allerdings seine Meinung nach der Volksabstimmung vor knapp drei Jahren. Lidington, der von Premierministerin May 2016 ins Kabinett berufen wurde, will das Ergebnis des Referendums umgesetzt sehen. Während der zurückliegenden Chaos-Wochen in London stand er stets loyal an der Seite von May.

Auch am Sonntag entkräftete der 62-Jährige die Putsch-Gerüchte mit den Worten, dass die Regierungschefin einen „fastastischen Job“ mache. Das ändert aber nichts daran, dass May mit ihrem Latein am Ende scheint. Eine dritte Abstimmungsniederlage im Unterhaus dürfte ihr politisches Ende bedeuten.

Konservativ in Gesellschaftsfragen, links in Wirtschaftsbelangen

In gesellschaftlichen Fragen vertritt Lidington konservative Ansichten. Gleichgeschlechtliche Ehen lehnt er ebenso ab wie zusätzliche Rechte für Lesben und Schwule. Andererseits zählt er zu den Sozialpolitikern in seiner Partei und steht damit im Gegensatz zu den Anhängern der früheren Regierungschefin Margaret Thatcher, die 1990 zurücktreten musste – übrigens nicht zuletzt wegen eines Streits unter den Tories über die Europapolitik.

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