zum Hauptinhalt
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz.

© imago/Jens Jeske

SPD-Kanzlerkandidat: Corbyns Erfolg lässt Schulz hoffen

Nach der Aufholjagd der Labour-Partei hoffen deutsche Sozialdemokraten, es den Briten gleichtun zu können - allen voran SPD-Kanzlerkandidat Schulz gibt sich optimistisch.

Von Robert Birnbaum

Die Chefin ist nicht im Haus, und sie hat auch keine Lust sich zu äußern. Die Bundesregierung, sagt Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Freitag Mittag, wolle das britische Wahlergebnis vorerst nicht kommentieren, „aus Höflichkeit und Respekt“. Das ist verständlich, steht doch noch gar nicht fest, wem Angela Merkel in London Glück wünschen müsste. Aber hinter den diplomatischen Floskeln schimmert durch, wie sehr sich die Bundeskanzlerin ärgert über den jüngsten Ausweis konservativer Regierungskunst auf der Insel. Ihre Sprecherin erinnert an die Zweijahresfrist für die Brexitverhandlungen und daran, dass die EU-Staaten sie nur einstimmig verlängert könnten. Zu Deutsch: Es gibt keinen Zeitrabatt für Selbstblockade.

Auch sonst fühlt sich in der Union außer den Brüsseler Europapolitikern niemand zu Kommentaren bemüßigt. Dafür ist der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz umso früher unterwegs. „Eine krachende Niederlage für Theresa May und ein toller Erfolg für Jeremy Corbyn“, schreibt Schulz auf Facebook – mit dem beziehungsvollen Nachsatz: „den viele schon abgeschrieben hatten“. Und damit auch wirklich jeder die Parallele erkennt, die der deutsche Sozialdemokrat gerne in der „Aufholjagd“ des britischen Labour- Kollegen sehen würde, folgt als Nächstes: „Labour hat im Wahlkampf auf das Thema gesetzt, das die Menschen überall in Europa bewegt: Gerechtigkeit.“

Genau so suchen die Vorsitzenden der Linkspartei, Katja Kipping und Bernd Riexinger, aus dem britischen Urnengang günstige Vorzeichen für die Bundestagswahl abzuleiten. Der Wahlausgang zeige als Signal gegen einen „Rechtsruck“ in Europa, „wie wichtig den Menschen soziale Gerechtigkeit ist“, schreiben sie.

Dass sich durch die Wahl etwas an der grundsätzlichen Einstellung in London zum Brexit ändert, glaubt in der deutschen Parteienlandschaft niemand. Außenminister Sigmar Gabriel allerdings appelliert an die Briten, ihre bisherige harte Abkehrhaltung zu überdenken. „Ich finde, die Botschaft der Wahl ist: Macht faire Gespräche mit der EU und überlegt noch mal, ob es eigentlich gut für Großbritannien ist, in dieser Art und Weise aus der EU auszuscheiden“, sagt der SPD-Politiker.

Zur Startseite