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Tritt als Parteiloser für die SPD an: Frank Richter

© Oliver Killig/dpa

SPD-Kandidat Frank Richter in Sachsen: Erst sprach er mit Pegida, jetzt kämpft er gegen die AfD

Fast wäre er Oberbürgermeister von Meißen geworden: Der DDR-Bürgerrechtler Frank Richter tritt für die SPD bei der Landtagswahl in Sachsen an. Ein Porträt.

Der ewige Vermittler will jetzt angreifen. Frank Richter kandidiert für die Landtagswahl 2019 in Sachsen. Als Parteiloser tritt er für die SPD im Wahlkreis 39 (Meißen und Umgebung an) mit einer klaren Agenda an: Bildung und die Menschen für Politik zu begeistern. Denn Sachsen sei nach wie vor „stark geprägt von Demokratiedistanz und autoritären Denkmustern“. Die Sachsen-SPD kann jede Hilfe gebrauchen, bei der letzten Landtagswahl erreichte sie 12,4 Prozent.

Für Richter ist es nicht die erste Wahl: Im September 2018 kandidierte er für den Posten des Oberbürgermeisters in Meißen – auch da schon als parteiloser Kandidat– jedoch mit Unterstützung der SPD, der Grünen und der Linken sowie der Bürgerinitiative „Bürger für Meißen – Meißen kann mehr“. In der Stichwahl fehlten ihm nur 98 Stimmen, um Amtsinhaber Olaf Raschke (CDU) zu schlagen. Trotz dieser knappen Niederlage scheint er von der Politik nicht genug zu kriegen – dabei ist der 58-jährige alles andere als ein Berufspolitiker.

Der gebürtige Meißener kam schon früh mit den Repressalien der DDR in Berührung: Weil er sich der Jugendweihe entzog, durfte er nicht Lehramt studieren und schwenkte stattdessen auf katholische Theologie um. Als junger Kaplan beteiligte er sich an den Bürgerprotesten in Dresden 1989 und vermittelte bei der Großdemonstration im Oktober als Teil der „Gruppe der 20“ friedlich zwischen Bürgern und Regierung.

Auch nach der Wende blieb die Vita bunt. Er trat in die CDU ein, schied der Liebe wegen aus dem Priesteramt aus, trat in die evangelische Kirche ein und vergangenes Jahr nach 25 Jahren aus der CDU wieder aus. Bundesweit bekannt wurde er als „Pegida-Versteher“, weil er der Organisation 2015 einen Raum für eine Pressekonferenz in der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung zur Verfügung stellte. Er plädierte dafür, ihre Sorgen zu verstehen.

Im Umgang mit der AfD möchte er aber einen anderen Kurs fahren: „Damals war ich kein Politiker, sondern beruflich beauftragt, den demokratischen Diskurs der Gesellschaft aufrecht zu erhalten.“ Jetzt wolle er seinen Beitrag leisten, dass die AfD nicht weiter erstarkt und bei der Regierungsbildung keine Rolle spielt. Für die Politik hat er seine Stelle als Geschäftsführer der Stiftung Frauenkirche aufgegeben. Seinen größten politischen Gegner hat Richter schon ausgemacht: „Apathie und Politikverdrossenheit.“

Regina Wank

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